Editions- und Kodierungsrichtlinien
Allgemein
Es kommt bei der Textkonstitution nicht hauptsächlich auf eine Reproduktion visueller, autographer, materieller und typographischer Merkmale des Textes an. Der Einsicht, dass Material und Typographie Informationsträger sind, wird damit Rechnung getragen, dass das Manuskript im Hinblick auf Typographie, Layout, Beschaffenheit und Material in der Handschriftenbeschreibung erläutert und das Digitalisat der Handschrift gezeigt wird.
Herausgeberzusätze werden grundsätzlich durch eckige Klammern [] markiert, unsichere Lesungen werden durch ein mit eckigen Klammern versehenes Fragezeichen [?], unlesbare oder verlorene Textteile durch Auslassungspunkte […] kenntlich gemacht.
Textgestalt
Die Transkription erfolgte anhand des Digitalisats unter autoptischer Kontrolle am Original. Die Seitenumbrüche sowie die originale Foliierung werden kodiert, sodass eine Darstellung und Wiedergabe dieser Einheiten in der digitalen Edition möglich ist. Dies erleichtert den Vergleich mit dem Digitalisat der Handschrift.
Bestimmte textuelle Auszeichnungen (Einzüge, Abstände u. dgl., s. u.) werden vereinfacht bzw. vereinheitlicht. Die Trennung von Tages- und Jahreseinträgen wird durch Absätze einheitlich kenntlich gemacht. Linien und andere Markierungen (Mehrspaltigkeit) werden nicht reproduziert, sondern können am Digitalisat eingesehen werden.
Die in der Vorlage verwendete Kurrent- bzw. Antiqua-Schrift wird vereinheitlicht wiedergegeben. Vor allem für fremdsprachige Passagen, Wörter fremdsprachigen Ursprungs sowie Städte-, Orts- und Personennamen verwendete August Antiqua.
Auffällige Spezifika von Augusts Handschrift werden normalisiert. So wird z.B. das doppelte „t”, das graphisch dem Minuskel-h gleicht, mit „tt” und das „tz”, welches wiederum graphisch dem „lz” ähnelt, in der Transkription mit „tz” wiedergegeben.
Sprachliche oder dialektale Eigenheiten werden nach Vorlage übernommen: z.B. „schlecht” statt „schlägt”.
Die in Geheimschrift abgefassten Textteile werden dechiffriert wiedergegeben und durch {: :} kenntlich gemacht, die Geheimschrift selbst wird nicht nachgeahmt, sondern kann am Digitalisat eingesehen werden.
Fremdsprachige Passagen werden ins Deutsche übertragen. Der lateinische Text wird wie folgt transkribiert: Ligaturen werden mit Ausnahme von „Æ/æ” und „Œ/œ” aufgelöst. Für „ii” stehendes „y” oder „ÿ”, wird als „ij” transkribiert. Die originale Schreibweise wird unter Ausschluss der (lediglich als Lesehilfe fungierenden) diakritischen Zeichen beibehalten.
Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung
Eigennamen, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung erfolgen nach Vorlage. Majuskeln werden übernommen sowohl an-, in- und auslautend, in Zweifelsfällen wird nach Augusts Gewohnheit, ansonsten nach heutiger Praxis entschieden, Zweifelsfälle werden durch [] markiert. Worttrennungen am Zeilenende werden nicht nach Vorlage übernommen.
Grapheme
I, i, J, j, U, u, ů, ü, V, v, W, w, Y, y, ÿ werden (abgesehen von den erwähnten Standardisierungen in fremdsprachigen Passagen) nach Vorlage wiedergegeben. Bei der Verwendung der Grapheme (B, b) für (W, w) werden unverständliche Wörter und Begriffe im Apparat erläutert. Das Fraktur-e, Theta (ϑ) als Minuskel-d und Schaft-s (ſ) werden mit modernen Zeichensätzen wiedergegeben.Konsonantenhäufungen werden nach Vorlage übernommen, z.B. „unnd“. Ligaturen werden aufgelöst, „Æ” zu „Ae”, „Œ” zu „Oe” usw.
Diakritika
Erfolgen nach Vorlage, fehlende i- und j- Punkte werden stillschweigend ergänzt.
Orthographie, Interpunktion
Erfolgt nach Vorlage.
Trennungszeichen
Werden nicht transkribiert, z.B „=”.
Klammerformen
Erfolgen nach Vorlage, z.B. „/:” bzw. „:/”
Abbreviaturen, Kürzel, Kurzformen, Sonderzeichen, Doppelungen
Kurzformen, Abbreviaturen und Kürzel werden kodiert, sodass eine Darstellung wahlweise in originaler oder kursivierter und aufgelöster (nach heutiger Grammatik und Praxis) Form erfolgen kann. Diese Regel gilt im Einzelnen für sämtliche mit waagerechten Strichen oder einem der Tilde ähnlichen Zeichen angezeigten Kurzformen, für Kürzungen von „das“ bzw. „daß“ in Form eines „dz“ sowie von „was“ in Form eines „wz“, für Aufwärtsschleifen statt der Endung „-er“, für Abwärtsschleifen statt der Endungen „-em“ und „-en“, für Nasalstriche über Vokalen, für Verdopplungsstriche über den Nasalen „m“ und „n“ sowie für alle zeitgenössisch gebräuchlichen Kürzel der Silben „am“, „em“, „en“, „per“, „prae“, „pro“, „que“, „qui“, „um“, „us“, „v“ = „ver“, „sh“ = „sch“. Die Abkürzungszeichen der Vorlage entfallen.
Alle übrigen Abkürzungen, sämtliche Sonderzeichen (z.B. für alte Maßeinheiten und Planetensymbole für die Wochentage, verkürzte Schreibweise für Montasnamen wie 7bris, 8bris), abgekürzte Personennamen und geographische Bezeichnungen (Berge, Gebirge, Gewässer, Landschaften, Orte, Territorien usw.) werden kodiert, sodass eine Ausgabe in der digitalen Edition in originaler oder kursivierter und aufgelöster Form erfolgen kann.
Textkritischer Apparat und Kommentar
Es werden textkritische Anmerkungen und ein Kommentar erstellt. Auf die relevanten und erläuterten Textstellen wird durch Symbole und farbliche Markierung verwiesen. Die Darstellung erfolgt rechts vom edierten Text in Form von Marginalien, welche von Nutzer nach Bedarf ein- und ausgeblendet werden können.
Textkritischer Apparat
Entstehungsvarianten (Änderungen, Streichungen, Ergänzungen (z.B. +☉+)) sowie Hervorhebungen, Marginalien und Superskripta werden kodiert und markiert. Schreibversehen und -fehler (z.B. versehentliche Wortwiederholungen) werden nicht korrigiert, es erfolgt eine Erläuterung im Apparat, wenn sie sinnentstellend sind. Überlieferungsvarianten wie Hinzufügungen und Dechiffrierungsversuche von Augusts oder fremder Hand werden kodiert und kommentiert.
Kommentar
Heute ungebräuchliche und unverständliche Wörter, Begriffe, Fremdwörter und Redewendungen, gegebenenfalls schwer verständliche oder besondere Semantik und Grammatik werden erörtert. Es erfolgt die Übersetzung fremdsprachiger Passagen (wortgetreue Wiedergabe) sowie die Dechiffrierung der Geheimschrift. Personen, geographische Bezeichnungen, Sachen, Begriffe und Zitate sowie politische und persönliche Ereignisse werden nach Möglichkeit identifiziert und erläutert. Es werden außerdem eine Manuskriptbeschreibung (inkl. Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte), eine Kurzbiographie Herzog Augusts, eine Beschreibung der hinzugezogenen oben genannten Quellen und eine Beschreibung der sprachlichen und graphematischen Eigenheiten der Handschrift von Herzog August sowie Besonderheiten der Handschrift (eine eigenhändige Zeichnung, eine Namensliste, Zahlenaufstellungen) erstellt.