Cod. Guelf. 149.14 Extrav.
Herzog Heinrich Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel: Heinrich Ferdinand u. Ernst Herz. zu Braunschw. u. Luneb. Reise-Journal in Jtalien u. Franckreich. Herzog August Bibliothek, Signatur: Cod. Guelf. 149.14 Extrav.
||VS[leere Seite]
||I
Heinrich Ferdinand u. Ernst
Herz. Zu Braunschw. u. Luneb.
Reise=Journal in Jtalien u. Franckreich.
a
Henrich Ferdinand hzBuL
Anno 1701 d.
b
Anno 1701. J. N. D. Martius
D. 21. Martii Reiseten Bruder Ernst und Jch vonc
Wolffenbüttel über Gandersheim, nach Bevern woselbst<alwod wir d. 23. arrivirten> 10 M.
wir<auch daselbst> biß d. 31. Martii verharreten. Von dar traten
Wir in Gottes Nahmen unsere völlige Reise an, gingen
d. 31. Martii, über Fürstenberg, passirten die Weser 2 M.
zu Harstelle (welches Paderbornisch) und arrivirten
zu Drengelburg, welches ein Heßen Caßelisches Stadt 2 M.
und Amt ist. Drengelburg
D. 1. April Passirten wir zween dörffer, Carlsdorf Aprilis
und Fridrichsdorff, welche die frantzösischen refugies
gebauet, und kamen des abends incognito zu Cassel 4 M.
an, nahmen unser quartier in Ellenbergers haus, harte Cassel
am Schloße. Des andern morgens wurden wir
durch Printz Wilhelm auffs Schlos geholet.
Daselbst Besahen wir die so genandte Auee, alwo
das Thier haus, die Reit Bahn, und nachgehends
das Zeughaus, welches ein zimlich großes Gebäude,
und in 4 Bodens einer über den andern bestehet, wovon
der öberste mit victualien angefüllet, die andern
3 aber seind voller Kriegs instrumenten und deren
zugehör. Es seind darinnen 171 Stücke, und über
60 mortiers. Die feldt artillerie davon bestehet in
36 Stücken. Es befand sich auch daselbst
eine Wage, womit ein Mensch 150 Centner
(das Centner zu 108 ℔) heben konte, dergleichen
||2
Aprilis
Keine als zu Dresden sein soll. Man zeigete uns auch drey
Schwerdter, davon das erste unser<Mein> H. Grosvater seel. mütter-
licherseiten Landgraff Friedrich von <Hessen> Eschwege, in der
Schlacht bey Wolffenbüttel 1646, geführet, und mit
denselbigen 21 menschen selbst erleget, wie solches die
auff diesem Schwerdt stehende schrifft andeutet. Das
andere ist das Schwerdt, womit der Duc d'Alba viele
menschen grausahmlich hat hinrichten Laßen, wie gleich-
fals solches aus dem darauff stehenden Lateinischen vers
zu sehen. Was das dritte Schwerdt eigentlich vor ein
Schwerdt gewesen, kan man nicht wißen, man kan
aus der darauff gestandenen Schrifft nichtes leßen, als
Pompejus; man hat dieses Schwerdt aber in Eroberung
der Stadt Prag bekommen. Jn der Haubt
Kirche besahen wie das Landgräffliche begräbniß.
Hinter dem Altar, war das Epitaphium zu sehen,
welches Landgraff Wilhelmus Sapiens seinem H.
Vattern dem Philippo Magnanimo auffrichten
Laßen. Nach diesem Besahen wir das
so genandte Neue Haus, welches vor allerhand
Sciencen gebauet. Daselbst seind Kammern, vor
die Mahlerey, Optique, Mechanique, Mathematique
und oben war<ist> eine Anathomie Kammer, wie <ferners> auch
eine Dreh Kammer um in selbigen Helffenbein zu
drehen. Das Gebaude ist sehr fein gebauet 1698.
Oben ist eine Kuppel worinnen das observatorium
zu finden. <F> <NB>f Jn selbigem Hause besahen wir auch
||3
Aprilis
das modell, und nach mittages selbst<en> das original vom<den sogenandten>
Weissenstein, welches ein Lust haus des H. Landgraffen
werden soll davon aber noch wenig fertig. Dem modell
nach wird es ein sehr Kostbahres haus werden. Es ligt
auff einem Hohen berg, und es sieht einer Grotte ähnlich,
es werden auch daßelbst viele Cascaden angeleget
werden. Dieses Haus ist 2 Kleine stunden von Cassel. <NB.>
<F>g Jn dem obgedachten<iesem> Neuen haus waren <auch> sehr schöne
Brenn Spiegel zu sehen, wovon der eine 1000 Reichs
Thaler gekostet; diesen brenn spiegel hat der H.
Landgraff vor dem wegen seiner curiositäten, berühm-
ten Sächsischen Cavalier H. von Schirmhausen
bekommen. In eben der Kammer alwo wir diesen
Spiegel sahen, war ein Elephanten Zahn womit
Hertzog Anton Ulrichs Gnad. den H. Landgraffen
beschencket. Der Landgraft aber hat ein selbigem ein
Hellffenbeinen Crucifix verehret, welches Er selbst gedrehet
und ein großes Kunststück sein soll.
D. 5. April Nach dem wir uns zu Cassell wohl diver-
tiret, reiseten wir gar content von selbigem hoffe, als
woselbst uns viel Ehre wiederfahren, und giengen über Die erste
post
3te halb m.
bis Fritzlar 1
stund seind
3 M.
3 M. die 2. post
3 M. die 3. post
Marburg
Wercklen, vor die Maintzische Stadt Fritzlar vorbey.
In dieser gegend soll das beste Land von Heßen seÿn. Des
Abends kamen wir biß Gilserberg, welches nur ein Hoff.
D. 6. Wurden wir zu Marburg auff ordre des H. Land-
graffen tractiret. Jn der Elisabeth Kirche siehet man
der Elisabeth grab, wo herum viele Edelgesteine zu sehen.
||4
Aprilis
Man saget daß ein Churfürst von Maintz vor einen
Edelgestein so gar curieus, welcher auff diesen grab gewesen,
das gantze Amt Amoeneburg soll geboten haben.
Nicht weit von dieser Kirchen ist das teutsche Haus, des
Land Commenthurs von der Balley Heßen. Das Hoff
Gericht zu Marburg hat das Haus Cassell und Darmstat
gemeinschafftlich, wenn Cassell das eine Jahr præsentirt,
so eligirt Darmstadt und vice versa. Die Stadt
an sich selber Liegt auff einem Berg, ob zwar die
universität daselbst gantz reformirt, so sind
Die 4. post
3 M. Giessen dennnoch Reformierte und<sowohl> Lutherische <als reformirte> Kirchen
daselbst. Selbigen tag reiseten wir bis Giessen
daselbst besahen wir die festung welche so herr-
lich, aber auff die alte manier gebauet, wie auch
das zeughaus welches dem Casselischen nicht viel nach-
giebet. Es ist darin unter andern ein stück von
alten Eisen zusammen geschmiedet, von einem
Hammer Schmidt zu Nürnberg verfertiget,
welcher auch so eines vor den Konig von Schweden,
Die 5. Post
3 M. Fridberg und vor den König in Ungarn gemachet.
D. 7. kamen wir nach Friedberg der Haubtstadt in
der Wetterau, alwo der Burg graff von der Ritter-
schafft wohnet, daselbst seind auch zween Teutsche
Die 6. post hauser, welche zur Land Commenthurey nach Marburg
3 M. Francfort
Von Wolffenbl.
bis Francfort am Main
36 Meilengehören, von dar giengen wir biß nacher Francfort
alwo wir im Rothen Hause Logiret[.]
||5
Aprilis
Daselbst besahen wir das Raht Haus welches der
Römer genandt wird und in selbigen das original der
güldenen Bulle. Der Saal wo der Kaiser gespeiset u. d. g.
Es wurde uns auch eine Schand Saüle gewiesen,
welche wegen eines rebellen deßen Haus daselbst
gestanden, auffgerichtet worden. Zwischen Francfort
und Saxenhausen ist der Mayn und über selbigen eine große brücke[.]
D. 9. Reiseten wir von Francfort wieder ab. Zwey stunden
von dar sahen wir 2 Steine gesetzet, welche 75 Schuh
von einander gestanden, zum Zeichen das daselbst eins mahls
ein hiersch über einen Heu wagen so weit gesprungen. Nach
dem wir eine Meile weiter, passierten wir durch ein dorff,
welches den Graffen von Jsensburg Offenbach gehörig, und
das Welsche dorff genandt wird, weil sich einige Welsche
daselbst etabliret. Bis hieher gehen auch der Francforter Die 7. post
3 M.
bergstras
Darm-
Stadt
Grentzen. Wir arrivirten endlich bis Darmstadt, woselbst
sehr reguliere gaßen seind. Auff dem Schloß Thurm ist ein
artiges Glockenspiel von Petro à Call zue Nimwegen
1673 gemachet, welches denen Holländischen nicht viel
nachgiebet. Zu Darmstadt ist uns viele Civilité angethan
worden. Wir seind daselbsten biß auff den
12 April geblieben.
D. 12. reiseten wir von selbigem hoffe weg, und giengen
durch die Bergstras (weche gleich Bey Darmstadt anfängt) bergstras
3 M.
Heppenheim
Die 8 post
über Zwingeberg, Bensheim, Heppenheim, alwo
eine Post. Bey Heppenheim ist ein Berg Schlos Starcken-
burg genandt, welches, Maintzisch und eins mahls von
||6
Aprilis
denen frantzosen vergeblich ist belagert worden,
Die 9. post
4 M.
Heidelberg es ist auch noch allezeit eine kleine besetzung darauff.
Selbigen Tag blieben wir zu Heidelberg. Diese Stadt
Lieget am Neckar, und ist wegen der daselbst
von denen Frantzosen grausahmen Verheerung beruhmt
und ist remarquable, daß in der gantzen stadt
nur ein eintziges schlechtes Hausgen (welches wir
selbst gesehen) worin eine alte Frau gewohnet
stehen geblieben. Anjetzo ist aber die Stadt Zimlich
wieder erbauet. Die Churfürstliche residentz
ist auff einen Felsen, und Berge gelegen. Jn dem
so genandten Schlos Thore, wurde uns das wahr
Zeichen gewiesen, nemlich in ein steinerner Brun, woselbst
ein Löwen Kopf und in deßen Lincken Ohr soll vor
diesen ein grüner Frosch von stein gewesen seyn.
Von diesem vormahls überaus schönen Schloße
seind zween Flügels ziemlich wieder repariret.
Diese 2 Flügels seind der eine von Churfürst
Otto Henrich der andere aber von Churfürst
Fridrich erbauet worden. An den Otto Henrichs
Bau seind die Chur Pfältzischen Ahnen in stein
gehauen. In diesen 2 Flugels sollen Bey andert
halb hundert Zimmer seyn. Der dritte Bau wel-
cher aber gantz ruiniret, ist von Jhro Hoheit von
||7
Aprilis
Pfaltz erbauet. Der Englische wie auch der Rupertus
bau seind gleichfals gäntzlich ruiniret. Man sagte
daß dieses Schlos gantz regulier solte gebauet
werden. Jn diesem Schloße ist auch das berühmte
Heidelberger Faß zu sehen, welches zur Zeit Churf.
Carl Ludwigs von Johan Meier damahligen
Hoff Keller 1664 gemachet worden. Man muß
auff dieses Faß oben hinauff zu gehen 43 stuffen
in einer windel Treppen hinauff steigen. Oben ist
ein platz von 34 Fus Lang und ohngefehr den 3ten
Theil so Breit, mit einem Kleinen geländer, wo-
selbst der Dauphin, und auch die Churfürsten
von Pfaltz gespeiset. Oben in dem Gewölbde alwo
dieses Faß stehet war ein Loch, dadurch man von
oben den Wein in dies Faß hinein Lauffen läst.
Vorn an dem Faß sitzet der Bachus mit einigen
Bachanten, und kan der dieckeste Kerl vorn
in das Zapf loch hinein Kriechen. Hinter diesem
Faß ist vor dem ein Affe geßeßen, woselbst
unter andern auff dem Faße stehenden versen
dieser stundt
Klopf an kein Faß, groß, oder klein
schreib nicht daran noch schreib darein
schweig still, brauch kein unnütze wort
man peitscht dich sonst und schickt dich fort.
Ein jeder selbst verstehen wird (Trinckgeldt)
||8
Aprilis
Jtem: Zwey hundert vnd vier fuder Wein
NB 10 Ohm macht ein
fuder 12 Viertel ein
ohm. Eich ist das MaasDrey Ohm, vier Viertel muß es seyn
wenn dieses faß soll von dem Grundth
gefullet seyn Bis an den spundt
an Heidelberger Eich nicht mehr,
nun höret auff des affen Lehr
Dieses faß ist sonst 21 schuh hoch.
Diese 3 gesichter mit 4 augen, und davon dennoch
ein jede 2 augen hat ist das wahrzeichen an dem
großen faß mit diesen worten: Mit dir seind unser
vier.
Es ist rare daß dieses faß gantz von holtz, und mit
Keinen Reiffen sondern fälgen gemachet ist.
Wo dieße faß anjetzo stehet ist vor dem ein andres
gestanden, welches 150 fuder wein gehalten, zu
Churfurst Johann Casimirs Zeiten 1591 von obge-
dachten Johan Meiers Gros Vatter gemachet,
welches aber nimmer vorhanden. Man saget
auch von erstgedachten großen Heidelbeger Faße,
daß in demselben eines mahls ein paar Paucker
mit 6 Trompeter musiciret. Dieses faßes ge-
wolbde haben die frantzosen gleich wie die anderen
Schlos Mauern gedacht zu sprengen, aber ohne
effect, man siehet noch die Ritzen im gewolbde
||9
Aprilis
Der jetzige Konig in Franckreich hat dieses Faß
wollen von Heidelberg weg führen Laßen, man
hat ihm aber gesagt, daß man es wohl von ein-
ander machen, aber nicht also wieder zusammen
fügen könte. Und so viel von diesem großen Heidel-
beger Faße. Jn einem andren Gewölbde, ist
noch ein Faß welches aber nur 67 fuder Wein hält,
auff welchen das Wahr Zeichen: Eine Schnecke die
Trommel schlagend. Es ist daselbst auch noch
ein Faß welches Keinen Boden hat, und hält
47 fuder Wein 7 Ohm 7 Viertel. Jm andern
Thore des Schloßes welche das Vorhoffs Thor
genandt wird, ist das Wahrzeichen, der größeste
Griff von metall an der Kleinesten porte im
Schloße. Die Mauern um diesen Schloße
seind von dem Frantzosen meistens gesprenget,
und unter andren ein Dicker Thurm wo man
vor dem die Comoedien hat gespielet ist auch
halb gesprenget, die andere helffte stehet nach
dieses Schlos heist sonst Jöttebiel, und ist vor
dem höher gestenden, weilen aber das wetter
so offte hinein geschlagen, hat man selbiges
was anjetzo stehet herunter gebauet; Man
meinet das Schlos und deßen fortificationes
||10
Aprilis
mit der Zeit völlig wiederum zu repariren. Der
gewesene Keiserliche General Feld Marschal Heitersdorff,
der wie bekandt dieses Schlos und die Stadt
Liederlicher weise übergeben, wird von dasigen
Einwohnern Bernheiters dorff genandt.
Die rudera derer Bad stuben, und des Schlos
Gartens, seind auch noch daselbst auff dem Schloße
zu sehen, und im Garten absonderlich die Waßer
Künste, aber gleichfals ruiniret, unter andern
ist der große Christoph, von Stein in Lebens
größe auff einen Baumen Liegend, zu sehen.
Jmgleichen der Mann, welcher den ersten Stein
zum Schlos Bau soll geführet haben, ist daselbst
in stein gehauen, und soll dieses stuck seiner
anitiquität und Arbeit wegen, von einen gewi:
ßen Jtalianischen Baumeister so vor wenig
jahren zu Heidelberg gewesen, vor 2 bis 3000 fl.
seyn geschätzet worden. Und so viel auch
vom Heidelberger Schloße.
Zu Heidelberg Besahen wir auch in der Stadt
die dasige Haubt Kirche zum Heiligen geist
genandt, worinnen die reformirte in die Kirche
und die Catholischen auff dem Chor ihren Gottes
dienst halten. Jn selbiger Kirche besahen Wier
||11
Aprilis
Die Epitaphia sowohl Churfürst <Ludwigs als> Johan Casimirs,
als auch<und Lud> Churfürst Carl Ludwigs und des Letzen
von der reformirten branche Churfürst Carls
begräbnis: deren Bruder Leichnahm die Frantzosen
aus den Gräben, vor die Kirch thüre geworffen,
in meinung große Schätze Bey ihme zu finden.
Derer Churfürsten Fridrich II. Fridrich PII, Fridrich IV Epitaphia
besahen wir auch welche aber zimlich ruiniret.
Jmgleichen das Epitaphium des Ruperti Romi-
schen Koniges, nebst seiner gemahlin, welcher so wohl diese Kirche als
auch dem oben gedachten Rupertus Bau auff dem
Schloße erbauet. Diese Kirche ob sie zwar auch
der Frantzosen grausahmkeit hat ausstehen mußen
wird zimlich wieder erbauet.
D. 13. April Reiseten wir von Heidelberg zuruck
auff Manheim (welches einige stunden nur) um den4 stunden
Manheim.
anfang selbiger nun von dem General Cohorn
angelegten Festung zu sehen, wenn aber alles
noch wenig oder fast gar nichts im stande. Es soll
gantz auff eine neue manier gebauet werden.
Man wird eine linie von dem Neckar bis an den
Rhein ziehen. Diese Festung (welche Recht im Winckel
zwischen dem Rhein und Neckar lieget) soll
mit einer doppelten Contre escarpe versehen werden.
||12
Aprilis
Der Churfürst von Pfaltz hat selbst einen Grund
stein (worauff sein Wapen undt Nahmen) zu einem
Bolwerck unten auff der spitze geleget. Die Stadt
an sich selber ist gar sauber mit regulieren gaßen
gebauet. Sonsten ist das alte Manheim von
denen Frantzosen mit samt der Festung der Erden
gleich gemachet worden. Jn dem jetzigen Manheim
ist eine Kirche alwo Lutherisch, Reformirt
und Catholisch geprediget wird, einer nach dem
andern gehen hinein. Nachdem wir Manheim
Die 10. post
8 stunden
Philipsburg.
6 stunden
Die 11. postbesehen und daselbst gespeiset, continuirten
wir unsere Reise und giengen über Rheinhausen
vor Philipsburg vorbey, gerade wieder nach
Schereck welches ein Baden Durchlachisches
Dorff ist, und wird es daselbst zur Hart
genandt.
6 stunden
Rastadt
Die 12. post.D. 14. kamen wir zu mittage gen Rastadt
alwo des Printz Louis von Baden Thiergarte
hat 13 stunde im umkreis und 12 bis 13
Dörffer. Jn selbigen Thiergarten läßet obge-
dachter Marggraff, ein schönes Schlos vor sich
und ein apartes Haus vor deßen Hoff bedienten
Bauen. Man meinet daß Er ins Künfftige dase:
||13
Aprilis
selbst residiren werde. Der gantze Thiergarten
ist mit einem Stacket wohl verwahret und
soll in selbigen gar viel Wildpret seyn.
Von dar giengen wir weiter fort durch den
Thiergarten, und kamen nachdem wir 4
stund in selbigen als den ordinairen PostDie 13 post
5 stund
die 14 post
5 stunden
weg gefahren nach Lichtenau welches eine stunde
außer dem Thiergarten. Nach diesem gen Kehl,
welcher Ort, theils Printz Louis von Baden, theilsFort de
Kehl
dem Patriciis aus Strasburg gehörig. Die Kehler
Schantze aber gehört Printz Louis von Baden alhier,Die 15 post
und ist selbige a la Vaubane mit 4 Bollwercken
2 Hornwercken welche beede Landwerts liegen,
gebauet, und mit einer guten demi Lunes, und
einer Contre escarpe mit traversen versehen. Es sind
in selbiger Reichs trouppen Zur Garnison, und
wird selbige alle Viertel <Jahr> changiret, sie er-
strecket sich ordinair auff 12 bis 1500 Mann
und ist selbige auff ein gantzes Jahres, nicht
länger verproviantiret. Die Schantze an sich
selber braucht etwas reparirens, weil selbige
von den Frantzosen auff der eile nemlich in
2 jahren erbauet, als<deswegen> fängt sie an einzufallen.
||14
Aprilis
Jn der Schantze ist eine Lutherische und
Catholische Capelle, des Commendanten, und
der officier Hauser, die Casernes vor die Soldaten,
ein Haus vor die Stücke, 2 biß 3 Hauser vor
den Koch u. d. g. sonst ist nichts darinn, dieses ist
aber alles gar nett gebauet. Nach dem wir
von Kehl aus uber die große Rheinbrücke,
(worauff 2 Teutsche und 2 Frantzösische Schild
wachten stehen, weil die brücke beeden Theilen
Zugehörig passiret, und nach gehends noch 2
Strasburg
1 stunde von
Kehl
Von Francfort
bis Strasburg
seind ohngefehr
50 Stundenander frantzösische brücken über den Rhein <passiret>;
arrivirten wir endlich zu Strasburg.
D. 15. fuhren wir von Strasburg aus spatziren
um die Kehler Schantz zu sehen, (welche ob wir
sie zwar schon passiret demnach nicht besehen)
Des abends Kehreten wir wieder nach Stras-
burg alwo wir Au Corbeau gar propre logirt.
Wir waren Zwar anfänglich incognitó daselbst
aber den andern morgen Ließen wir uns
bey dem Marquis d'Uxelles Gouverneur
d'Alsace melden, um die Erlaubnis zu
haben die Festung zu sehen, welches wir auch
alsofort erhalten. Selbige meritiret wohl
gesehen zu werden. Die Haubt Festung ob sie
||15
Aprilis.
Zwar zimlich gros so seind dennoch nur 4
oder 5 bastions die einander gleich sind.
Zwischen allen Bolwercken seind demi lunes.
Es hat auch ein Hornwerck, und eine gute
contre escarpe mit traversen.
Die Citadelle ist vollig a la Vaubane, ein
Fünff Eck, und <ein Hornwerck> perfect schön gebauet, gantz
mit steinen revetiret, in einen jeden bastion
ist ein magasin à poudre. Das Arsenal
im Citadell, welche in 4 Kammern, und in
der mitten ein platz, woselbst die stücke und
deren Zugehör, bestehend, ist mit allen
was zu einen volkommenen Arsenal gehört
vollig versehen, und wird es wenig seines gleichen
haben. Es ist in selbigen so viel daß man nicht
allein die gantze Festung und Citadell
völlig besetzen kan, sondern man konte auch
noch ohne das aus selbigen eine gantze
Armée fourniren. Jm Citadell seind auch
keine andere Hauser, als welche Zur Erhal-
tung der Garnison nöhtig, aber alles gar
nett und sauber gebauet. Es ist zu verwundern
daß die gantze Citadell in 5 jahren erbauet.
Es werden auch in der Citadell der Bürger gewehr verwahret.
||16
Aprilis
Das Stadt Arsenal in 3 Langen Säälen
bestehend ist auch sehens würdig, ob es zwar
dem Arsenal in die Citadelle nicht égaliret.
Es waren untern andern des Chariots armés,
davon der eine unten mit 6 Schlacht Schwerd:
tern, und oben 5 Schies lauffen, davon man
einen nach belieben los schießen konte, denn
man durffte nur die Zund Pfanne zu machen
welche man nicht anzunden wolte. Noch so
ein wagen, oben war selbiger mit spießen, und
unten war ein stück, mit einem brett, dahinter
derjenige stund der es Los zündete. Dieser
Chariots armés hat man sich vor alten Zeiten in
denen Bataillen gebraucht.
Wir sahen auch in diesem Arsenal das por:
trait, Solimans Bacharines Türckischen
Gros Feld Herrens, wie auch deßen sein Schild,
Pistole, büchse, Schwerdt, alles auff eine be-
sondere art gemacht. Dieser Tyran ist 1607
gefangen worden, wie solches die auff diesem
portrait stehende schrifft andeutet. Es wurde
uns ferner gezeiget, des Duc d'Epernon
Harnisch und Casque, welches wie Er, vor
diesen einsmahls zu Strasburg gewesen
in der auberge au Corbeau genandt, hat
||17
Aprilis
Vergeßen mit zunehmen, da haben Es Jhm
die Herren vom Rath nachgeschicket. Er hat es
aber der Stadt Strasburg zum andencken
verehret. Man wiese uns auf des Konigs
Dagobert prætendirte Crone mit einer
Lilien. Jtem, den Vormahligen Lotterie
Topf der Stadt Strasburg, wie auch ein
ehrner topf, welchen die Cantons Zürch und
Bern, voller warmer hirse zum Zeugnis ihres
festen bundes, der Stadt Strasburg zugeschickt,
und haben etliche Strasburgische herren von Rath
davon speisen mußen. Jn dem Arsenal
haben sich<wir> auch <besehen> Pontons in 29 bestehend, über
einen Flus zu werffen, darüber eine gantze armée
marchiren kan. Vor dem einen gebaüde des
Arsenals war ein Walfisch Knoche, ohnwis-
send was es vor ein Knoche war. An der Mauer
des einen gebaudes war das große Wolffenbüttelsche
Stück aus dem Zeughause abgemahlet.
Nachgehends besahen wir auch die große
Ecluse welche sehr kostbahr.
Den nachmittag besahen wir das dasige Münster,
und zwar erstlich den Thurm welcher wegen seiner
Arbeit, und Höhe (indem Er 574 werckschuh hoch) sehr
berühmt. Wir seind 330 staffeln, nemlich bis auff die
||18
Aprilis
altane gegangen, und dieses ist nur die Helffte. Jn
diesem thurn hanget eine Glocke welche im Diameter
7 und einen halben Werckschuh hat wieget 184 Centner
(das Centner 100 ℔). Es ist auch daselbst eine sil-
bern Glocke 40 Centner wiegend, und wird selbige
nur 2 mahl des jahres, nemlich auff Johanni, und 14
Tage darnach gelautet; man kan auff 2 seiten, daß
einer den andern nicht siehet hinauff auff den
Thurn gehen. Auff diesen Thurn wohnen alle Zeit
Wächter, welche tag und nacht darauff seyn müßen
und wenn sie etwas wollen haben, da laßen sie einen
Korb hinunter, darinnen giebt man ihnen was sie begeren.
Auff dieser Wächter Stube ist auch ein Horn, mit welchem
sie alle nacht von den thurn müßen herunter
blaßen, welches Horn denen Juden zum Schimpf ge-
macht worden, weil selbige einsmahls durch ein
horn haben wollen rebellion anfangen, oder gar die
Stadt verrathen.
Jn der Dom Kirchen ist die Uhr gar curieus, indem
da selbst folgendes: ein Hahn welcher aber nur morgens
um 11, und nachmittags um 3 Uhr krehet. Nach
gehends ist gemacht Christus mit seinen Aposteln, der
Todt und das leben, welche einer nach dem andern hinaus
und wieder hinein gehen, die 7 planeten, welche alle
tage abwechseln, zween Engel einer den Scepter
auffhebend, der andere ein Stunde glas um Kehrend
rühren sich alle Viertel stund. Die mobile feste
||19
Aprilis
Welche sich auch nach ihrer Ordnung von sich selbst endern,
der Globus coelestis welcher alle 24 stunde herumgehet
mit einem Uhrwerck, als ein pelican gemachet.
Diese Uhre hat Jsaac Habrecht 1573 gemacht, welcher
Der Uhr Gros Vater, des mannes, welcher uns diese Uhr
gezeiget, gewesen. Diese Uhre stehet (wenn man in der
Kirchen hinein gehet) Zuer rechten des hohen Altars, nicht
weit von dieser Uhre ist eine Saule, welche auff der einen
seiten gerade, auff der andern krum zu seyn scheinet und
dieses soll ein Kunstück eines Gesellen, und das Wahr-
Zeichen dieser Münster Kirche seyn. Daselbst ist auch ein
Ziehr brunnen, welcher anjetzo von denen Catholischen
geweihet und zum Weih waßer gebrauchet wird. Jtem ist
ein holtzern Crucifix von einem Frantzosen Fransein wohl gemacht.
Auff der andern seite der kirchen ist oben an einem Pfeiler
eine große Klaue gehangen, welche, wie man saget, von
einem Riesen seyn soll. Auff dieser seite ist auch ein Altar,
welcher vor einem halben Jahr, die frantzösischen Baumeister
zu ihrer legitimation gemacht, weil selbige von denen
teutschen architecten zu Strasburg verachtet, als wenn
sie keine gute arbeit machen köndten. Es ist dieser Altar
mit Schnitzwerck gar wohl gemachet.
Das hohe Altar ist in der Mitten, und mit marmoren
Saulen, und oben mit schnitzwerck (welches mit ehisten
soll verguldet werden) a l'imitation des hohen Altars
zu Rom in St. Peters Kirchen, aber Lange nicht so hoch
gemachet. Der König von Franckreich hat dieser
||20
Aprilis
Kirche folgendes geschencket: ein massif silbern crucifix
mit 6 massif silbern großen Leuchtern. Er hat selbiger ferner
verehret; Ornamenta bey der Meße auff den Altar zu
gebrauchen; und auch Meß Gewande, roth, weis, und grün
gar kostbahr gesticket, so schön als man nur etwas
sehen und erdencken kan, welches bey 3 millionen geschätzet
wird. Die Lutherische haben bis dato noch die meisten Kirchen.
Dieses ist also alles was wir zu Strasburg besehen.
D. 18. April reiseten wir nachdem wir den 14 daselbst
arriviret, gar content von Strasburg, weg, als woselbst uns
große Ehre von dasigen Vornehmsten wiederfahren, als dem
Marquis d'Uxelles Gouverneur d'Alsace, dem
Jntendant du Roy, Mr. Pelletier de la Houssaye,
wie auch von Mr. Labadi Lieutenant du Roy zu
3 st.Strasburg. Und giengen über Fegersheim die erste post
3 st. 3 st. p.Benfeldt die andere post, nach Sundhausen, welches
ein Dorff dem Hertzoge von Mompelgardt zugehörig.
D. 19. Continuirten wir unsere Reise, und nachdem
2 st.wir über Merckelsheim gegangen waren, arrivirten
3 st.
Nouveau Brisacwir zu Neu Brisach, als wohin uns Mr. d'Anderselle
Commissaire du Roi zu Colmar auff ein mittags
mahl gebeten. Vorhero besahen wir, die von denen
Frantzosen daselbst angelegte neue Festung, welche
bestehen soll: in 8 regulieren bastions mit tours
bastiones, und 2 flanquen hintereinander, mit
fausse braye tenaillen ohne flanquen; unter denen
kleinen flanquen seind 16 souterains, unter denen tours
||21
Aprilis
bastionés 8 Souterains. Die Festung soll 4 Thore bekommen,
und wo keine thore seind sollen Poternes (fausse sorties)
gemachet werden. Landwerts soll ein Kronen werck hin
kommen, sonst aus werts soll die Festung a la Vaubane
gebauet werden, wie wir solches aus den uns gezeigten
riße gesehen. Die Stadt an sich selber soll auch gantz
regulier gemachet werden, und zwar also, daß wenn
man auff dem Marckte stehet, so<daß> kan man[!] auff alle
4 thore sehen. Von denen Bolwercken konte man eins
fast fertig sehen. Von denen Souterains waren schon viele
fertig, welche gar wohl gebauet seind. Von der Stadt
war schier noch gar nichtes fertig. Der Canal welchen
der König unweit Colmar von einem Berg hat führen
laßen gehet auch alhier vorbey. Nachdem wir also
von Mr. d'Anderselle gar propre tractiret, worden,
und wir uns über den Rhein setzen laßen, arrivirtenVieux Brisac
ohngefehr 1 stund
wir zu Alt Brisach, welcher Kaiserliche Festung
auff einem Berg gelegen, welche so wohl von natur befe-
stiget, weil selbige auff der einen seiten, Lauter mo-
rast hat, also daß man sie weit unter Waßer setzen kan,
auff der andern seite ist der völlige Rhein. Sie ist
auch durch Kunst gar wohl fortificiret, indem sie mit
guten starcken ordinairen Bolwercken gar wohl versehen,
ordinaire flanquen sind an selbigen, außer ein oder 2 Poly-
gonen welche a la Vaubane mit oreillons gemacht, aller
wegen demi Lunes und mit einer guten Contreescarpe mit
traversen versehen. Jnnseit des Rheins Lieget noch ein demi lune
||22
Aprilis
Harte am Rhein, welches Fort de mortier genandt wird
und darin Frantzosen durch den Riswickischen Frieden, zu
behalten, zu erkandt worden.
D. 20. Ließen wir uns wieder hinuber über den Rhein
setzen, und giengen wieder vor Neu Brisach vorbey, und
durch die Frantzösische Baraquen vor die Soldaten, über
3 st. 3 st.Feßenheim eine post nach Otmersheim alwo wir zu
mittage speiseten, und welches gleichfals eine Post. Von
3 st.dar nachdem wir die Post zu Gros Gems genandt
3 st. Bâle
Von Strasburg
nach Basel 27
Stundenpassiret, arrivirten wir nach Basel, alwo wir in den
H. 3 Konigen logiret.
D. 21. fuhren wir von Basel aus um die frantzösische
Festung Hunningen zu besehen, welche nur eine kleine
stunde von Basel. Nachdem wir von dasigen Commen-
dant Mr. de Saint Crû erlaubnis bekommen, die
Festung Zu Besehen, giengen wir auff den Wall, die
Forteresse ist ein Fünff Eck, völlig wie die Citadell
Zu Strasburg gebauet. Es seind daselbst auch 2 Bastions
coupé, und vor den Courtinen, demi Lunes coupé, 2
Hornwercken, und eine doppelte Contre escarpe mit
traversen. Jn übrigem ist diese neu angelegte Festung in
allem wohl versehen, ob zwar der Ort an sich sehr klein.
Vor dem Baseler Thor stehet folgende inscription mit
güldenen Buchstaben: Ludovicus Magnus
Rex Christianissimus, Belgicus, Sequanicus, Germanicus
pace Europæ concessa, Hunningam arcem, Sociis
||23
Aprilis
Tutelam, Hostibus Terrorem extruxit MDCLXXXL.
Nachdem wir dieses besehen fuhren wir wieder nach Basel,
um die dasige raritäten zu besehen als nemlich den
so genandten Todten Tantz, welcher anno 1568 an der
mauer bey der sogenandten Welschen Kirche gemahlet
worden, daselbst tantzet der Todt, mit einem jeden Stand,
von dem Pabst an, bis an den Bettler, bey einem jeden
ist ein Besonderer Vers welcher sich auff die Persohn schi:
cket. Von dar fuhren wir und besahen das Zeug Haus,
welches in 2 langen gebauden bestehet. Daselbst siehet
man eine Schnell wage mit welcher man 92 Centner
auffheben kan. Ferner: Seind Schwerdter, welche an dem
fenster hangen, dererjenigen die sich endweder selbst
oder andere damit entleibet haben. Jtem das portrait
eines Bauern aus dem Berner gebieth, welcher nebst einiger
seiner Cameraden, und auch welchen aus dem Baseler
Gebiethe, eine rebellion wegen Verhöherung des Saltzes 1652
und 53 angefangen; wie auch sein harnisch und gewehr,
welcher nach gehends zu Basel decolliret. Man zeigete
uns auch Carls Hertzog von Burgund 2 silberne trompeten,
und ein Paar Heerpaucken, weche ihm die Schweitzer
in einer schlacht abgenommen, wie auch sein Wammes
und seines Pferdes Harnisch. Jn diesem Hause seind auch
6 Scharff Richter Schwerdter, welche sich frey gerichtet.
Endlich waren auch daselbst kleine stück von metall
mit des Comte de Broglio amelirten wapen, welche selbiger
||24
Aprilis
Conte selbst gemachet, und in das Zeughaus zu Basel
verehret. Und dieses war das erste Gebaude.
Jn dem andern, worinnen mehr stücke als in dem ersten,
waren unter andern alten und neuen stücken, 2 große
Stücke, welche gleichfals dem vorgedachten Hertzog von
Burgund abgenommen worden.
Es waren auch allerhand machinen, welche man in denen
alten Kriegen vor dem gebrauchet.
Nach diesem besahen wir die Rathstube des Canton Basels
auff dem Rathhause, alwo man uns auch ein Gemählde
zeigete auff Holtz gemahlet von einem Mahler aus
Basel bürtig Hohl Bein genandt, welcher dieses stück
vor 180 jahren gemachet, und vor welches ein gewißer
Churfürst von Bayern 20 000 Reichsthaler, geboten.
Zu Basel ist in der Munster Kirche das grab
Erasmi Rotersdami. Man hat auch daselbst seine
schöne Biblioteque. Die Stadt Basel wird durch den
Rhein in 2 theile getheilet.
Nachmittages reiseten wir von Basel aus und giengen
Lichtstal
4 stunddurch die Schweitz. wir passirten eine stadt Lichtstal
und blieben des abends zu Helstein, welches ein
Dorff nach Basel gehörig.
Wittelsbach
6 st.D. 22. Nachdem wir Wallenburg passiret, speiseten
wir zu mittag zu Wittelsbach (nach Bern gehörig).
2 st
SoleureVon dar über Solothurn, welche Stadt gar artig
und nett auff die Jtälianische manier fast
gebauet, und fortificiret wird, ob es zwar zimlich
||25
Aprilis
mit Bergen umgeben. Wir besahen daselbst en passant,
Die Haubt Kirche welche gar finster gebauet und
nichtes sonderliches ist. Nachgehends die Jesuiter Kirche, welche
sehr sauber mit marmoren Saulen gebauet. Diese Stadt
Lieget an dem Aar flus. Nachdem wir dieses besehen, setzten
wir unsere Reise den tag noch bis nach Buren (nach Bern3 stund
gehörig, und am Aar Flus gelegen) fort.
D. 23. Speiseten wir zu mittag in einem Bernischen Dorff5 st.
Kertzbach genandt. Nachmittages passirten wir durch
die Stadt Murten oder Murat auff frantzösisch,Murat
2 st.
welche am Murter See gelegen, und ob es zwar nach
Bern und nach Fribourg gehört, ist doch die Religion
daselbst reformirt. Nicht weit von dieser Stadt, ist die
eine berühmte Schlacht, alwo die Schweitzer den Hertzog
Carl von Burgund geschlagen, geschehen. Die Gebeine der
Burgunder (welcher Armee Bey 24 000 Mann gewesen) so in
dieser Schlacht geblieben, seind ein gut theil davon, eine
4tel stund von Murten, in einem eigenen Gehaüse ver:
wahret, alwo diese lateinische inscription: Caroli,
incliti et fortissimi Burgundiæ Ducis exercitur,
Muratum obsidens, âb Helvetiis cæsus hic ossium
monumentum reliquit. ANNO MCCCCLXXVI.
Ohnweit dieses Ohrtes, wurde uns auch der Ort gewiesen,
alwo der Hertzog von Burgund mit seinem Pferde
durch den Murter See geschwummen. Dieser
Hertzog von Burgund welcher nachgehends selbst in der
||26
Aprilis
Bataille bey Nancy geblieben, ist in einem gewißen
Closter, im Berner Gebieth, begraben. Eine 4tel stund
Avanchevor Wiflisbourg oder Avanche, welche Stadt nach
Bern und Freiburg gehöret, und von der Stadt Murten
2 stundengeleget, siehet man noch einige rudera von einem Heidni-
schen tempel. Drey steine im Triangul, alwo vor dem 3
Heidnische Altärer gestanden. Ein alter thurm welcher
vor Christi Geburth soll sein erbauet worden. Eine
Pyramide Zwey marmorne stücke von einem portal.
2 st.Endlich arrivirten wir den tag zu Peterlingen oder
PayernePayerne. Jn dieser Bernischen Stadt, siehet man
unten am Rahthause des Hertzog von Burgund
seinen Sattel hängen.
Moudon
4 st.D. 24. Nachdem wir zu Milde oder Moudon
eine Bernische Stadt gespeiset, arrivirten wir nach
5 st
LausanneLausanne, welche stadt im Grunde, und im Pays
de Vaux, gelegen. Die Stadt ist an sich zimlich
Sauber, aber gar Berggicht, und muß man allezeit
eine straße hinauff, die andere wieder herunter
gehen. L'Eglise de Notre Dame daselbst, meri-
tiret gesehen zu werden. Harte an dieser Stadt ist
auch eine Hochwacht, wie sie es in der Schweitz nennen,
deren auch sonst anderwerts gar viel in der Schweitz
seind. Dieses ist ein strohener Thurm, welcher, wenn
Krieg, oder sonst ein Einfall vermuhtet wird, ange-
stecket wird, welches feuer, weil es auff einem berge
||27
Aprilis
ist man weit sehen kan. Bey diesem Thurm ist allezeit
ein Haus, worin 2 oder 3 Mann zur Wachte seind, und
dann und wann auch stücke um das signal zugeben.
Durch dieses mittel der Hochwachten, welche, weil sie
nur auff wenig stunden von einander, können die
Schweitzer in wenig stunden viele 1000 Mann
zusammen bringen. Auff den Bergen hin und
wieder seind auch Schlößer, wo die Landvögte wohnen
(welche aber gar offte changiret werden) und auff
welchen Schlößern allemahl einige Stücke seind. Man
zehlet in dem Canton Bern welcher wie bekandt der
gröseste und mächtigste Bey 66 Landvogteyen. Alle
die Städte so wir passiret seind meistens wohlgebauet.
Um der gegend bey Murat, Avanche, Payerne, ist
die Lustigste Gegend die wir passiret. Man siehet
in der gantzen Schweitz, alle 4tel stund ein Haus, Dorff,
oder Stadt, und man findet allerwegen gut quartier.
Zu Lausanne war der Magistrat so höfflich, und
schickte uns von dem besten wein. Ließen uns auch
zu einer Mittagsmahlzeit auff den andern morgen
invitiren, welches, weil wir den andern morgen, verreißet,
nicht acceptiret. Ohngefehr 2 stund jenseit Lausanne
von Geneve aus zu rechnen siehet man zu erst den
Genffer See
D. 25. reiseten wir über Morges nach RollesMorges
2 st.
3 st.
Rolles
alwo wir zu mittage speiseten, und reiseten nachdem
||28
Aprilis
allezeit an den Genffer See entlang, über die Stadte Nion,
Copet, welches dem Graffen von Dona gehörig, und wo-
selbst gute Uhren gemachet werden. Von dar über Versoi
welches ein Frantzösischer Zoll, arrivirten wir endlich
Geneve
6 st.
Von Basel
bis Geneve
23 Meilen.
in allen seind
von Wolffenb.
biß Geneve 98
bey 100 Meilen.abends um 7 Uhr zu Geneve, alwo wir Aux trois
trois[!] Rois eingekehret.
zu Geneve seind wir gantze 3 Wochen geblieben
und haben uns daselbst sehr wohl divertiret.
Daselbst haben wir besehen in der St. Peters
Kirche (welche vor diesem ein tempel des Appol-
lonis soll gewesen seyn) das grab des Duc de
Rohan, und deßen Gemahlin Epitaphium, wie folget:
D. O. M. S.
Henricus
Rohanij Dux, inclitus
Priscorum Armoricæ
Regum Genuina et
Mascula Soboles
Navarræ et Scotiæ
Princeps,
Summis Europæ Dynastis Affinitate
innexus,
Hic jacet.
Oviator, Noli ingesta,
Altum inquirere,
||29
Non sunt illa Mausolei,
Manent in Animis Hominum,
Fama Rerum, Æternitate temporum-
Abi contentus quod strictim tibi Ediffero
Anno Ætatis XVI Tatis ostensus,
Sub Ambianis Moenibus obsessis.
Ante Henrici Magni ora Equo Prostato
Caessoque
Audax juventa opima reportavit.
Apud Belgas Grollacensi,
Apud Sicambros Juliacensi obsi dione
illustris;
Jn Taurinis ad Fellissanum feliciter
pugnavit,
Germanos et Jberos in Rhætia et in
Subria
Quadruplici prælio debellavit
Ad Rhenum in Campis Rhinfeldianis
in devexo.
Herciniæ Kalendis Mart. Anno
MDCXXXVIII
Cæsaris Exercitu fuso,
confossus vulneribus
Partæ Victoriæ Superstes,
Mactus Gloria,
Obiit Königsfeldæ idib. April
||30
Anno Ætatis LIX
Felix Claritate Lethi,
Felicior claritate Vitæ
Mortabilitatis Exuvias totum per Orbem dividendos
Suprema voluntate in urbe dilecta perpetuum
Servari voluit.
Ex decreto Senatus populique Genevensis
Margareta Bethunia
Maximiliani Bethiunij Sulliaci Ducis filia,
Conjux tanti Mariti Fata intrepide Secuta,
Mentem ingenio assecuta,
Mandata invicto animo executa
Domi Militiaeue<æque> in fluctus et Bella.
Comes.
Posuit infelix æternum, æterni luctus
Monumentum,
Quod manes ciniresque[!]i diu testetur
amatos.
Dieses ist mit güldenen buchstaben auff
schwartzen national marmor geschrieben.
Jn dieser St. Peters Kirche wird alle Jahr d.
6 Majj ein Jubilæum der Jugend
gehalten. Auff den St. Peters Thurm, (in welchem
auch eine silberne Glocke hänget) kan man unter
schiedliche Lander sehen.j
||31[leere Seite]
||32
Diese folgende Jnscription, bey der Thüre des
Rathhauses, ist in Meßing gestochen wie
folget
Quum Anno MDXXXV profligata
Romani Anti Christi Tyrannide abrogatisque
ejus Superstitionibus Sacro Sancta Christi
Religio, Hic in Suam puritatem, Ecclesia
in meliorem ordinem, Singulari Dei beneficio
reposita, et simul pulsis fugatisue hostibus,
urbs ipsa in suam libertatem, non sine
insigni miraculo restituta fuerit: Senatus
populusque Genevensis, monumentum hoc
perpetuæ memoriæ fieri, atque hoc loco
erigi curavit. Quo suam erga Deum, gra-
titudinem ad posteros testatam, faceret.
An der Mauer der Kirche zu St. Gervais
stehet diese Schrifft in Marmor:
Quorum infra nomina Scripta, corpora Sita;
(Posteri nostri) Hi, dum ingressis ipsâ in pace
urbem hostibus, et fortiter arma sua et Sedulò
munia alia per necessariô tempore oppununt[!]k,
gloriosô laudabilique exitu pro Republ. ceciderunt
||33
ad d. XII Dec. CIƆIƆCII Queis id circo perpetuum
hoc monumentum Amplissimus ordo decrevit
L. M.
Johannes Canal, Senator.
Ludovicus Baudiere,
Joannes Vaudel
Ludovicus Gallatin
Petrus Gabriel,
Marcus Cambiagne,
Nicolaus Bogueret,
Jacobus Mercier
Abrahamus de Baptista,
Martinus Debolo,
Daniel Humbert,
Michael Monard,
Philippus Potier,
Franciscus Bonsezel
Joannes Guignet,
Jacobus Petit,
Girardus Muzij
Dis sind die nahmen derer Geschlechter von welchen
einige in der Savoyischen Escalade geblieben,
welche zu anfang des vorigen Seculi geschehen.
Auff dem Rathhause zu Genff, stehet auff einer höltzernen
schwartzen taffel, mit güldenen Buchstaben folgende
inscription:
||34
Tria protegit unus.
Zurch. Bern. Geneve.l
Anno â verâ religione divinitus cum veteri
libertate Genevæ restituta L.mo, quasi novo Jubilæo
ineunte, plurimis vitatis domi et foris insidIs, et supe-
ratis tempestatibus, quod Helvetiorum primarI Tigu-
rini æquo jure in Societatem perpetuam nobiscum
venerint, et veteres fidiSimi SocI Bernenses prius
vinculum novô ad strinxerint, S. P. Q. G. quod
felix eSe velit D. O. M. tanti benefici monumen-
tum consecrarunt Anno temporis ultimi
MDXXCIV.1
Das Rahthaus ist sonst, a L'antique gebauet, es ist
aber die treppe daselbst curieus, auf welcher man hinauff
fahren kan.
Das Zeughaus ist gleich neben dem Rathhaus, und
ist auch ziemlich. Jn selbigem seind wenig Stücke.
Es seind 2 oder 3 darin welche die Genffer den
Savoyern abgenommen. Man siehet auch die
Leitern mit welchen selbige die Escalade haben
wollen verrichten. Wie auch eine große und kleine
||35
petarde (davon die große noch, wie <man> sie bekommen
geladen ist) mit welchen Sie haben wollen die thore
sprengen. Harnisch und Fahnen, welche die Genffer
denen Savoyarden abgenommen seind auch da-
selbst zu sehen. Diese Escalade ist in der nacht
geschehen, so seind auch schon etliche 100 Mann in
der Stadt von denen Savoyern gewesen. Nachge-
hends ist Lerm in der Stadt gekommen, also daß
alle die in der Stadt schon gewesen, endweder gleich um:
gebracht, oder den andern tag auff gehencket worden.
Die übrigen die noch vor der Stadt mit dem Hertzog
von Savoyen selbst gewesen, seind in die Flucht
gerathen. Des wegen haben die Genffer auch jährlich
ein Danckfest im monath December. Sonst ist
im Zeughaus ein ziemlicher Vorrath von Flinten und
Mousqueten, weil ein jeder der bey ihrer Milice emplo-
yiret wird, eine Anzahl nach belieben von Flinten oder
mousqueten hinein verehret. Sie haben mehr bley als
Pulver in ihrem Zeughaus. Man siehet auch
daselbst eine taffel, alwo die Gesandten von
Zürch und Bern, mit dem H. von Genff gespeißet
wie selbige in ein Bundnis getreten. Auff den
Brunnen, daraus wehrender taffel, waßer gesprungen
stehet gemacht Gerechtigkeit und Friede, welche sich
||36
küßen mit dieser umschrifft:
Justitia est stabilis, stabilis pax, volvimur
autem
ut pateant nostris singula luminibus.
Auff dem Wall zu Geneve, ist ein Ort, alwo
man spatzieren gehet, und La Treille genandt wird,
auff deßen Eingang stehet folgendes:
Jovi O.M.
CINGI DVO
STABULO ET
AULUSm
Dieses ist geschrieben, auff einem viereckigten Fus,
welcher vor ohngefehr 30 jahren, an dem rand der
Arve, nachdem sich dieser Flus ergoßen, gefunden
worden. Guichenon ist der erste der es citiret
hat, er hat es aber vergeßen das wort Stabulo;2
der stein ist oben hohl, welches gedienet hat, ein Opfer
Feuer darauff anzuzünden, zu Ehren des Jupiters;
Optimus Maximus; denn dieses bedeuten die 2
Buchstaben O. M. Einige meinen CINGIDUO
sey ein <sonderlicher> Bey nahmen des Jupiters; andere daß man
es in 2 Worte leßen müße Cingii Duo,
Stabulo et Aulus. Denn es war eine römische
Familie, welche Cincia geheißen, welche vielleicht
eben so viel als Cingia bedeuten solte.
||37
Auff der treille selbsten findet man solches:
IMP. CAES.
DIVI MAGNI ANTONI
NI. PII. D... NE
POS.....
...IA...
TRIB. POT.
MIL. P.n
Dieses stehet, auff einem <Meilen>stein (derer man sich vor dem
viel gebrauchet) welcher als eine saüle gemachet, welches man
aus dem letzten Buchstaben siehet. MIL. P. Milliarium
Posuit, man kan aber eigentlich nicht wißen der wie
vielte es gewesen. Das<Aus dem> wenigen so man Leßen kan, wird
vermeinet, daß dieser Meilenstein, sey gemacht worden
zu Zeiten des Kaisers Marci Aurelii, <ein> angenommener
Sohn Antonii Pij, et<u>ndo ein Kindes Kind des Hadriani.
An einem gewißen Ort in Geneve stehen auch folgende
Buchstaben:
CN. ARUTIO CN. F.
CELERI
PRAEF. COHORTIS
LUSITANORUM.p
Dieses ist zu ehren eines Cnei Arutii oder Arutii
Celeri, eines Sohn des Cnei, Vorsteher der Portugieschen
Cohorte gemacht worden. Jn dem Lac de Geneve siehet
man auch 2 große Steine geleget, welches genennet werden
||38
Ara Neptuni und hat man daselbst
diesen Waßer Gott geopffert.
Jn Geneve ist sonst auch eine Kirche in welcher
teutsch und Jtalianisch geprediget wird.
Vor dem Thor auff dem Gottes Acker hat man
uns auch gewiesen, den Ort alwo Calvinus soll
begraben seyn, man weis es aber so eigentlich nicht,
weil Er befohlen, Jhne ohne pompe und distin-
ction zu begraben.
Die Stadt Geneve hat sonsten hübsche Hauser,
und seind viele verdeckte gaßen alwo man
sicher vor dem Regen undt trocken durch hin
gehen kan. Die Fortification ist etwas schlecht,
unter andern ist das Heßische (welches vor
dem ein Landgraff von Heßen bauen laßen)
und das Holländische Bolwerck (welches
die Holländer gleichfals auff ihre Unkosten
bauen laßen) welche die besten sein. Die Rhone
fließet mitten durch die Stadt, und theilet
selbige gleichsahm in 2 theile.
Diese Republique hat den König von Franckreich
zum Schutzherrn wieder den Hertzog von Savoyen.
Sie bitten auch in allen kirchen vor den König
von Franckreich, vor den Konig von Engelland, vor
alle Chur: und Reichsfürsten, vor die Republiquen Hol-
Land und Schweitz. Sie haben bey 1000 Mann Soldaten.
||39
D. 16. <Maji> Reiseten wir <nachmittag> von Geneve wiederum weg, Majus
und nach dem wir gleich vor dem Genffer Thor
einen Savoyischen Zoll passiret arrivirten
wir bis Marlieu einem Savoyischen Dorffe.4 lieus
Den 17. Speiseten wir zu mittag zu Rumilly4 lieus
NB. Ein Lieux dieses
Landes ist etwas
weniges mehr als
eine Stunde.
Jtem alle Orte die
wir von Geneve
bis Turin passiret
gehören dem Hertzog
von Savoyen
Rumilly
Aix
Chamberi
Nachgehends nachdem wir Aix, alwo warme3 lieus
Bäder seind, passiret, arrivirten wir nach
Chambery der Haubt Stadt in Savoyen.2 lieus
Diese Stadt ist zwar ziemlich gebauet, aber in
keiner sonderlichen gegend gelegen, dahero es auch schertz-
weise, Le Pot de chambre de Savoye genandt
wird. Sonsten ist eine fürstliche Regierung daselbst.
Diese Stadt ist auch sonst berühmt, wegen des Eau
clairette, welches gar guht daselbst gemacht wird.
D. 18. Passirten wir vor der berühmten Berg Festung
Montmelian vorbey. Diese ist so wohl durch die2 lieus
Montmelian
natur als auch durch die Kunst Befestiget. Die
Frantzosen haben es nicht anders als durch Hunger
zur übergab Zwingen können. Die Stadt ist
gar sehr von denen Frantzosen ruiniret, und an
der Isere gelegen, an diesem Flus seind wir die gantze
Zeit von Montmelian bis etliche stunden von
Turin gereiset. Dieser Flus ist aber nicht schiff
reich, weil er gar zu steinicht ist. Zur Lincken
hand ließen wir liegen das Fort Miolan, welches
deswegen berühmt, weil daselbst die Herrn von distinction
||40
Majus
entweder justificiret oder wenig incarceriret
werden zwischen obgedachtem Fort, und der
4 lieus.
EggebelleStadt Eg<Ai>gebelle fangen sich die AlpenGebürge
an zwischen welchen wir alle Zeit gereiset, biß nach
...<Rivole>q, der Letzten Stadt vor Turin.
(Sonst ist remarquable, daß in allen Orten, von
Geneve, bis Turin, man nichtes als papierne
fenster hat, ja gar auch bey einigen Kirchen habe
ich es observiret. Jn Turin selber sind viele vor-
nehme <schöne> Hauser, welche dennoch Lauter Fenster von
papier haben.)
4 lieus
La ChambreDen nachmittag reiseten wir bis a la Chambre.
D. 19. Nachdem wir Saint Jean de Maurienne
St. Jean de Mau-
riennein der Graffschafft Maurienne gelegen, und
St. Juilletalwo ein Bischoff ist, imgleichen aach Saint Juillet
St. Michel 4 lieuspassiret, speiseten wir zu mittag, zu Saint Michel
alwo das beste Wirths Haus auff der gantzen
route war. Nachmittages gingen wir über
5 lieusSaint André, Mondane, bis Brammand
.
Zwischen diesen beyden Letztgenandten Orten,
wurde uns zur Lincken Hand auff einem Berg
ein Waßer Fall gewiesen. Daselbst soll eine
Frau welche aus Furcht vor denen ihr <ver>folgenden
Soldaten, debauchiret zu werden, von diesem
hohen Berge herunter auff die Wießen, ohne Schaden
gesprungen seyn. Zum Gedächtnis ist auff der
Wieße eine Capelle der Mutter Gottes zu Ehren
||41
Majus
erbauet worden, die Frau soll annoch im Leben
seyn, und dieses ist vor 6 Jahren, geschehen.
D. 20. Uber Termignole nach Lasnebourg welcher2 lieus
Lasnebourg
Ort an dem Fuße des Mont Senis gelegen. Von dar
ritten wir mit Maul Esel den Mont Senis hinaufM. Senis
biß a La grande Croix. Auff diesen Berg ist oben eine3 lieus.
plaine von ohngefehr anderthalb stunden, wie auch
ein See. Es seind auch oben einige haüser, alwo die Leute
wohnen welche den weg beßern. Es ist meist das gantze
Jahr Schnee auff diesem Berg und damit man im
Winter den weg wenn es verschneiet nicht verfehle,
seind Kreutze zu beiden seiten des Weges gesetzet.
Du la Grand Croix an (welches ein Hauß alwo ein großes
Creutz) Ließen wir uns in Stülen den Berg hinunter
tragen. Auff diesem Berg ist ein gewißer Ort wo wir
uns tragen ließen, welcher Echelle genand wird
als<w>or der Flus Nicola fließet welcher daselbst
Savoyen und Piemont von einander scheidet. Den
ersten Ort den wir in Piemont passiret und welcher
annoch auff dem Mont Senis gelegen heißet La Novalete
1 Lieus.
1 Lieus
Ferriere. Von dar ist biß Novalete, welches am
Fuß des Mont Senis gelegen. Auff dem Mont Senis, ist
ein gewißer ort welcher <gap></gap>s heißet, daselbst seind vor
wenig jahren einsmahls 14 Menschen und etliche 40
Maul Thiere unter den Schnee welcher ohnvermuthet
von den Bergen gefallen, umkommen. Zu Novalete
alwo wir zu Mittage speiseten ist auch ein Zolle.
||42
Majus
1 Lieus et demi
SuseDiesen tag blieben wir zu nachts zu Suse daselbst
liegt auff einer höhe ein Schlos, welches a l'antique forti-
ficiret. Die stadt ist ziemlich durch denen Frantzosen
ruiniret.
6<5>t lieus
et demi
VeillaneD. 21. Uber Bossolet, Saint Ambroise bis zu mittage
nach Veillane. Bey dieser Stadt lieget auch ein Schlos
welches wehrendem Letztem Kriege von denen Frantzosen
NB. Zwischen
Veillane, und
Rivoli haben
wir die Alpen
quittiret.
Jt. Von Geneve
biß Turin seind
wir mit dem
Vittorino zu
pferde gegangenbelagert, es hat sich aber (ob es zwar nicht sonderlich
feste) eine zimliche Zeit gehalten, in dem 800 Bauren
und 400 Soldaten darin sich tapfer defendiret.
bis endlich bey der Eroberung, dieses Schlos und die
Stadt, sehr ruiniret worden. Von dar reiseten
wir über Rivole, alwo ein ruinirtes Lust Schlos
des Hertzoges von Savoyen. Endlich arrivirten
5 Lieus.
Von Geneve
bis Turin
51 Lieus.
Turinwir zu Turin alwo wir a L'auberge
Royal nahe bey dem Palais Royal einge-
kehret.
Das Palais Royal ob es zwar von außen
so sonderlich nicht gebauet zwar regulier, so
seind dennoch darin sehr prächtige und kostbahre
meubles. Vor diesem Schloße ist ein viereckigter
Vorhoff mit einem Thor, und vor diesem der
Place Royale. Jn dem Vorhoffs Thor haben die Garde
zu Fuß eine Compagnie die Wachte. Nachdem
man dieses passieret kombt man in das Schloße,
alwo vor dem Thor die Granadier Schildwachten,
und unter dem Thor, die Schildwachten von der Garde
||43
du Corps. Man gehet in einer breiten treppe hinauff
da gleich bey dem ersten Ruhe Platz die Statue equestre
Victor Amedei des jetziges Hertzoges Gros Vatter, in<von>v marbreu
gar wohl gemacht. Auff den andern Ruh Platze kan
man zur rechten nach der Made La Duchesse und zur
Lincken nach S. A. Royale ihren gemächern gehen. Die
Treppe ist auff beide seiten mit marmorenw Statuen
gezieret. Jn dem ersten Vorgemach seind der Fremden
ihre bediente. Jn dem andern haben die Schweitzer
Garde alle tage bey 24 die Wacht. Nechst diesem
haben die Garde du corps die Wachte. Diesem folgen
die großen Antichambren, alwo der Hoff sich inne
auffhält. Die bey der Made La Duchesse, gemächer
so wohl als des Hertzoges seind, wie oben gemeldet sehr
kostbahr meubliret. Die Galerie auff dem Schloße
meritiret gleichfals gesehen zu werden. Die Gemählde
welche oben daran seind, seind von dasigen Hoffmahler
Daniel einem Teutschen, sehr wol gemahlet. Sonsten
seind auch noch andere Gemählde, welche in dieser
Gallerie kommen sollen, von den berühmsten Meistern
in Jtalien gemachet, und von diesen Gemählde ist keines
So unter 2 bis 300 pistolen gekostet, es seind einige wohl
darunter die zu etlichen 1000 pistolen gekostet. Hinter
dem Schloße ist ein Hoff, alwo die Gutschen halten, und
hinter diesem der Hertzogliche Garten, welcher wegen der
feinen terrasse, und allerhand lieblichen blumen sehr
angenehm. Es seind noch bis dato keine Statuen drinnen
||44
Dieser garten liegt auff einem Bastion. Er ist zim-
lich gros. Auff dem vorgedachten Place
Royal ist der Made Royale des Hertzogen Frau
Mutter ihr Schlos, ein gar altes gebäude, in 4 Thür:
me eingetheilet. Jnwendig seind die gemächer nichts
destoweniger wohl meubliret. Von diesem Schloße
kan man durch eine Lange Galerie (alwo der
Vorfahren Portraites zu beiden seiten hangen) in
das ander Schlos gehen. Der Place Royal ist
regulier gebauet. Nechst diesem Platze seind
noch 2 andere der Platz Saint Charle und der
Platz Carlin. Hinter der Made Royale
Palais ist die Academie, von vorigen Hertzoge
erbauet in zween Flügeln bestehend mit mar-
moren Saulen, vollig regulier gemachet. Es soll
noch ein Flügel mit der Zeit gemacht werden.
Jn Turin seind sonsten sehens würdig: Der Palais
des Printz Carignan, welcher von ausen mit steinen
zwar sauber gebauet in der mitten wie ein runder
Thurm, aber die Fenster seind nachdem Gebäude eben
nicht gar zu wohl proportioniret. Jnwendig
ist aber dieses Palais, so wohl mit schönen Gemählden
als meublen, überaus schön gezieret. Hinten hat es
einen angenehmen Lustgarten. Den Presidenten
Truqqa<ccha>x und Graneri Hauser meritiren <au>so<ch>wohly
wegen der regularité, gemh<ä>hldenz und meublen
wohl gesehen zu werden. Jn des letzgemeldten Graneri
Hause ist die große treppe also gemachet, daß ich von
unten auff biß oben zu ende dieser treppe sehen kan.
||45
Es ist auch in diesem Hause eine Wendel treppe von 170
stuffen, welche gantz bis ober dem Hause gehet, alwo oben
eine altane rund herum gehet, auff welcher man die
gantze Stadt Turin und noch viele herum Liegende
Hauser liegend zu sehen kan. Die Neue Stadt
vom vorigen Hertzog erbauet ist sehr regulier die beste
Straße welche zwar annoch nicht gantz fertig ist die
Po Straße, welche gar nett, mit Scheibbögen
vor den Hausern gemachet. Die Regularité der
Stadt kan man unter andern daraus sehen, wenn
man in dem Thore des Palais Royal stehet, so kan
man durch die Place Royal, <und> der neuen Straße
biß an das so genandte Neue Thor hinaus sehen.
Die Kirche so wir besehen ist die Capelle du Saint
Suaire im Schloße, welche mit schwartzen marmor
so aus des Hertzogs Lande <gebauet>, die Kuppel dieser Kirchen
so wohl als die von Saint Laurent, welche
auff dem Place Royal stehet hat Guarini
ein Mönch gemachet. Auff dem Place Saint
Charle waren auch kleine kirchen, die eine von
Saint Charle, die andere von Sainte Therese.
Die Jesuiter Kirche ist zwar wohl gebauet, aber etwas
finster. Oben in dieser Kirche ist ein Gemählde von
der resurrection, von einem Teutschen Jesuiten Brunn<brunn>aa
genandt, gemachet, sehr schön. Die Kirche de la Trinité
ist gleichfals sehr finster.
Die Citadell zu Turin ist ein regulier fünffeck mit
ordinairen Flanquen aber gar sauber gemachet.
Das Donner Wetter hat vor 2 Jahren am Bernhardi Tag
||46
in der Citadell eingschlagen, an der Fortification
zwar wenig verderbet, aber an denen in der Citadell
stehenden Hauser, und absonderlich an dem Pulver,
ist großer Schade geschehen. Es seind auch viele
Leute darin geblieben. Jn der Stadt seind alle
Fenster erschüttert, es seind sogar a La Venerie, welches
das Lusthaus des Hertzoges gar sauber <wieder> gebauet, ob
es schon von denen Frantzosen ruiniret und 2 stunde
von Turin gelegen, in diesem Hause <seind> die Thüren von
sich selbst, von diesem Schlage auffgegangen.
Jn der Citadelle ist aber alles repariret. Es ist auch
Daselbst ein Bau, wie eine Schnecke gemachet, darin
man auff beeden seiten kan hinunter reiten, oder
gehen Waser zu haben, es ist sehr tieff in der Erden gemacht.
Vor der Porte neuve zu Turin, ist der ordinaire
Spatziergang, Au Valentin, daselbst ist auch ein
Haus, welches der Made Royale als Witwen:
Haus, zu gehörig, nebst einem angenehmen garten.
Man fähret auch daselbst au cours, aus dem
Thor, da man nach der Venerie hinaus fährt (und
von welchen gesagt wird, daß Cicero gefangen daselbst
gewesen) wird anjetzo nicht weit davon ein ander
Thor, La Porte de La Victoire gemachet.
Der Frantzösische Ambassadeur an dem Savojischen
Hoffe heist Phelippeaux. Ein Spanischer Envoyé Ambassa:
war auch daselbst deßen Nahme
deur<ich> nicht weis<war Don Juan Albissi>.
der Chur Bayerische Envoyé hieß Guidebon.
||47
Die Regimenter welche der Hertzog von Savoyen an-
jetzo hat, sind folgende: Jnfanterie
Das Regiment der Garde, 2 Bataillons thut
<blau u[.] roth mit <silber.> die Compagnien 50 Mannab> |
1200 M. |
Das Regiment von Savoyen eine Battaillon | 600 |
– – <blau und roth> Piemont – | 600 |
Weis und Blau – Montferrat – | 600 |
– – Fusiliers – | 600 |
– Aost – | 600 |
600 | |
– Saluzze – | 600 |
– Croix blanche – | 600 |
Weis und blau Teutsches Regiment Schulenburg | 800 |
Drey Bataillon Schweitzer roht und blau, thun | 1800 |
Das Regiment von Nizze eine Bataillon so noch
geworben werden soll. |
600 |
Sa[.] | 9200 Jnfanterie |
Not. Alle Regimenter Jnfanterie ohne
die Garde und Schweitzer
seind weis gekleidet.
Cavallerie | |
Das Regiment garde zu Pferde in 4 Compagnien
Die Compagnie zu 63 pferde, daran die erste Compagnie lauter Savoyische und Piemon- tische Edelleute und roth mit silbern Borten auff den Ermeln das gantze Regiment mondiret machen - |
252 Pferde |
Das Regiment Royal Piemont gerechnet zu | 200 Pf. |
Dragoner von Marquis Carillac – | 400 Pf. |
Noch 2 Regimenter Dragoner thut – – | 800 Pf. |
1652 | |
Summa Summarum derer Savoyischen
Trouppen – – – – |
10 852 Mann. |
En Chef commandiret dieses trouppen der Marquis
Pianese. ||48
Wehrend unserm Sejour zu Turin, wurde die Printzessin
von Piemont, als Konigin von Spanien declariret,
und waren 3 tage nach einander als d. 1. 2. 3. Juny, in der
gantzen Stadt Jlluminationes, welche sehr schön wegen
der regularité der Stadt anzusehen waren.
D. 4. Juny, Nach dem uns am dasigen Hoffe viele
Hofflichkeit erwiesen, und nach dem wir gantze
15 Tage zu Turin geblieben, resolvirten wir
uns eine kleine tour nacher Venedig zu thun.
Derhalben setzten wir uns zu Waßer und giengen
von Turin ab, auff dem Po, biß nach Aapozze
Noto. Fünff Jta-
lianische Meilen
machen ohngefehr
eine teutsche Meile.
8 mile, 14 m.25 Jtalianische Meilen, jenseit Ferrare. Wir passirten
denselbigen tag Chivasco und Verrue, welches 2
in Piemont gelegen Stadte seind. Davon der letzte
Ort, eine kleine Festung auff einer höhe gelegen, und
welcher Ort an der grentze von Montferrat gelegen.
Nachgehends passirten wir Coibano und Ponte Stura
2 Städte im Mantuanischen Montferrat gelegen,
Casal arrivirten endlich zu Casale der Haubtstadt im
Mant. Montferrrat. <Von> dieser vormahls berühmten
Stadt und deren Citadell siehet man, gar schlechte
rudera mehr. Die Stadt ist nichtes sonderliches.
JuniusD. 5. Junii continuiirten wir unsere reise und kamen
nach dem ersten Meilandischen Ort, und Festung
ValanceValance, passirten Borgo Franco in Meiland, und
blieben zu Zume einem Meilendischen Orte
D. 6. giengen wir von dar, allezeit durchs Meilandische
Plaisance bis nach Plaisance oder Piacenza dem Hertzog
von Parma gehorig und eine Zimliche Stadt
Alhier ist auch ein Bischoff.
||49
Junius
Auff dem marckt stunden zween Statues equestres
von Bronze gar groß gemachet, auff den einen stund
folgende inscription unten auff dem piedestal:
Rainutio Farnesio, Placentiæ Parmæ etc.
Ducis
S. R. E.
Confaloniero perpetuo
custodi justitiæ
cultori æquitatis
fundatori quietis
O. B.
Opifices allectos
populum autum
patriam illustratam
Placentia civitas
Principi optimo
Equestrem statuam
D. D.
Die andere Jnscription kondte wegen der Kürtze der
Zeit nicht notiren. Sie war aber von Alexander
Farnesis Hertzogen von Placentz und Parma <Gouverneur von den Spanischen Niederlanden ein Vatter des oben genandtenac Rainutij>
D. 7. reiseten wir von dar und arrivirten zu mittag
nach Cremona einer zimlich großen alten meilän-
dischen Stadt. Daselbst besahen wir die Dominicaner Kirche Cremona
und deren Closter, welches wegen ihrer schönen Gemählde
von Gratie Cussali, und Sojari wohl meritiren gesehen
zu werden. Jn ihren Refectorio ist ein stück von Cussali
vorstellend die Kinder Jsrael, wie sie und der wüsten Man eßen.
||50
Junius
Des meisters selbst eigenes portrait siehet man auch, er hat
ein Spies in der lincken Hand. Dieses stück ist sehr wohl
und die vielen posturen, alle so distinct gemacht.
Ein trefflich stück von Sojaro ist in der Kirche Christum
todt liegend gemacht, welches vor das kostbahrste gemählde
in der gantzen Kirche gehalten wird. Wir sahen auch in der
Kirche auff dem Altar einen Agat, in größe ohngefehr
eines kleinen Huner Ey, welches bey 200 000 Ducaten
geschätzet wird. <Einige gemählde von Pourcassin u[.] Masserotti.ad> Nachgehends besahen wir kürtzlich en
passant der H. Tauffe Kirche welche klein en rond, fein
gebauet, mit einer artigen Kuppel. Jm Dom giengen
wier auch, alwo auch viele artige Gemählde von einigen
Jtalianischen Meistern. Die tapeten, welche um die
Pfeiler in dieser Kirche hängen, haben 16 000 Ducaten
gekostet. Der Dom Thurm ist wegen seiner Höhe und
arbeit berühmt. Es gehen ohngefehr 500 staffeln <weniger (3 staffeln[)] welches ich das andermahl wie ich zu Cremona gewesen observiret.> hinauff.
Und seind 2 oder drey Galerien über die an-
dere. Man soll von dar durch in perspectiv bis nach
Mantua, bey hellem Wetter sehen können. Nach diesem
D. 8. Giengen<besahen wir>ae die Sanct Peters Kirche, welche vor allen
andern den Preiß wegen ihrer schöne, und vielen
kostbahren gemählden in Cremona behält. Jn dieser
Kirche ist auch ein Crucifix von Holtz gar naturel, von
einen Berselli gemacht. Man zeigete uns auch das grab
der Mariæ Ægyptiaca, und einer Mutter mit dern 7
Söhnen, welches sehr veneriret wird. Jn dem Refectorie des Clo-
sters bey dieser kirche wurde uns gezeiget das gemählde des von Gerva-
sio Gatto Sojaro von die 4000 Mann welche Christus gespeiset, worunter
das Portrait Lutheri und Calvini auch war, die zu der Zeit gelebt
||51
Junius
D. 8. Giengen wir biß Casalmaggiore. Der letzten
Meilandischen Stadt.
D. 9. Passirten wir Bresselo (dem Hertzog von Modena Bresselo
gehörig) alwo wir uns musten bey dem Gouverneur
ansagen Laßen. Nachgehends passirten wir Guastalla Guastalla
im Mantuanischen gelegen (welchen Ort im vorigen
Kriege die Frantzosen fortificiret haben) Sainct Benedicto
von Mantua, Sachette und Revere, wie auch Ostiglia
einige miles vom Letzt benandten Ort jenseits, blieben wir
auff dem Schiffe, und schlieffen daselbst auch (Mantuanisch).
D. 10. Nachdem wir Sennide und Stellata passiret
kamen wir nach Ponte Laguscore, dem Pabst gehorig.
Daselbst musten wir eine aparte barque nehmen, um
nach Ferrara durch einen Canal zu gehen, woselbst Ferrara
wir auch mittages arrivirten, und al Santo Marco
logiret waren nicht weit vom Castel alwo der
Päbstliche Legat Cardinal Astalla residiret.
Dieser hat über die weltliche Sachen die Jurisdiction
hernach ist auch ein anderer Cardinal daselbst de
Vermi genandt welche auch zugleich bischoff
von Ferrara, und dieser hat die geistliche sachen
zu versehen. Der Vice Legat Aldobrandino genandt
und welcher ein Prelate ist versiehet, in abwesenheit des
Cardinal Legats deßen stelle. Daselbst besahen wir das
Benedictiner Closter und deren Kirche, welches wohl
meritiret gesehen zu werden. Wegen des herrliches baus
des Closters und die kirche wegen des baus und der schönen
Gemählde. Nach diesem besahen wir das Carthauser Closter und
die kirche welche von Alphonso d'Este gestifftet worden.
||52
Junius
Dieser Orden (wie bekandt) bringet mit sich daß sie keine
Frauens Leute, in dero Kirch und Closter Kommen dörffen;
Darum nachdem wir die Konigin Christina, diese Kirche besehen
habe da <hat> man selbige auffs neue wiederum geweihet.
Diese Konigin hat, vor ein gewißes stück vom H. Abendmahl
(so in dem Refettorio dieses Closters zu sehen) 2000
Rthl. geboten. Man siehet auch in diesem schön gebaueten
Closter das begräbniß Borsi des ersten Hertzoges vom
Hause Este der zu Ferrara residiret hat. Deßen Statue
en bronze sitzend auff dem Dom Platz zu Ferrara gleich-
fals zu sehen; man siehet auch auff diesem Platz, die
statue equestre von Bronze, des ersten Marquis
Lionel vom Hause Este, der noch vor dem Hertzogen
zu Ferrara residiret. Da<e>saf Pferdes rechtes ohr ist von
einem Soldaten muth wiliger Weise abgeschoßen
worden, des wegen er auch ju stificiret worden.
Zu Ferrara al Piaza nova, siehet man Seine Mar-
more Saulen, und oben, der Pabst Alexander VII vom
Hause Chigi, in einem Seßel <sitzend> und die benediction
gebend von bronze gemacht. Des Pabsts statue ist
vor dem auff dem Dom Platz gestanden, auch die Sau-
le ist auff dem Neuen Platz gelegen, dieses <aber> hat der
Cardinal <Sigismond> Chigi ein Vetter dieses Pabstes, als er Legat
zu Ferrara gewesen, also zusammen setzen laßen
auff dem Piaza nouva.
Was die Stadt anbelanget, so soll selbige nechst Rom[,]
Venedig[,] <Milan> und Napoli die gröste Stadt in Jtalien
seyn. Sie hat viele hübsche und Lange gaßen. Die
Stadt ist aber gar wenig gelebet<bewohnet>.
Junius
Den 11 Giengen wir wierderum durch oben gedachten
Canal nach Ponto Laguscuro gleichfals oben gePonto Laguscuro-
nandten Ort, alwo wir uns wieder musten auff
den Po setzen, und nachdem wir Francolino passirt
hielten wir Mittag zu Stapozze einen schlechten
und letzten im Päbstischen Gebiethe gelegenen Orte.
Nachdem wir noch einige miles im Po gethan, verlie-
ßen wir selbigen, und passirten den Canal, Cavanella
di Po genandt, von dar kamen wir ein wenig in dem
Fluß Adige, passirten Loreo und Tornova, nachdem
kamen wir noch in einem Canal Cavavella anticha
genandt. Darauff in die Venitianische Lagune (nach
dem Wir Brondolo passiret) bey Chiosa, und bliebenChioza
den tag weil es albereit spät zu Palestrina einem langen
venetianischen Orte an der Lagune gelegen.
D. 12. arrivirten wir endlich durch den Port de
Malamocco nach Venedig, alwo wir alVenise
Scudo di Francia, an dem großen Canal gelegen
eingekehret.
Weil das Arsenal eines von dem berühmsten Stucken, so
zu Venedig seind, so fange bey dem selbigen an. Die
Entree dieses Arsenals ist sehr schön, zu beiden seiten
der thüre seind ein großer Lowe in<von> marmor Liegend,
gemachet, und oben seind marmore Statuenn[.]
Die beeden Löwen, seind von Athen hergebracht
worden. Jn diesem Arsenal seind viele Harnisch von
denen Venetianischen Generalen zusehen, und andrer;
Es sind vornhemlich das Harnisch der berühmten Scanderbeck,
Furst aus Albanien, wie auch des h. Theodors, wie sie
vorgeben ihres alten Schutz Patrons. Nach diesem
||54
ist absonderlich, des Morosini Statur welche
in Lebensgröße gemachet. Dieser, ist Doge und
4 mahl Capitain General gewesen, welches
sie 4 Kleine hrohte hüte unter einem himmel
hengend andeuten. Es hänget auch daselbst auff
beiten seiten, der hut und das Schwerdt, welches Jhm
vom Pabste verehret worden.
Das Epitaphium des graffen Konigs marck
ist auch in diesem Arsenal zu sehen.
Jn diesem Zeughaus sollen bey 3 tehalb hundert
stücke seyn, unter andern seynd 3 stücke
(davon das eine vorne mit 3 löcher, und welches
10 000 Ducati di Venetia gekostet). Diese 3
stücke sollen wehrend der Mahlzeit des Henr.
III Konigs in Franckreich (welcher in diesem
Zeughaus gespeiset) nebst einer gantzen Galere
gemachet sein. Es soll auch vor 100 000
Mann Jnfanterie Gewehr darinnen seyn, und
vollige mondirung vor 25 000 Mann Cavallerie
Sonst ist auch curieus ein Wein Brunnen, welcher
den ganten tag Laufft und vor die Arbeits
Leute im Arsenal (deren bey 2 500 alle tage
seind) ist. Es ist auch, das haus alwo vor die
gantzen Stadt Stricke gemachet werden. Dieses
gebaude, ist, 195 Schritt Lang(ein Schritt zu 5 Fuß
gerechnet). Man siehet auch eine große See Kette, welche
Der Morosini von Napoli di Romania gebracht.
||55
Es <ist> sonst auch remarquable L. Pozzo del Doge
Dieses ist gemachet, wie ein <rothes> stuel, auff beiden
seiten stangen selbigen zu tragen. Jn diesen setzet
sich der Doge, den ersten tag seiner Wahl, vornen
mit einem heinen befreundten, und hinter dem
Doge stehet der Admiral<glio F> mit der Fahne. Er F Dieser Ammi-
raglio ist das
Haubt der Arbeits
Leute in dem Zeug-
haus welcher auch
den Bucentaurum
auff himmelfahrts
tage führet.
wird von 150 Persohnen über den Marcus
Platz in dieser machine getragen, deme ohnge
fehr auch so viel von der Bürgerschafft voran
gehen, in dem gantzen volck ihren neuen erwählten
Doge zu zeigen. Es wird in diesem Zeughaus
in einem aparten Schranck verwahret die Waffen des
Bajamonto Tiepoli eines Venetianischen Nobels,
(welcher in einer nacht dem Doge mit allen Senatoren
hat wollen umbringen zu anfang des 14ten Seculi.
Diese Conspiration, ist zurück gegangen, weil ein
alts Weib diesem anfänger, einen Toff warmes
saltzes auff dem Kolf und todt geworffen. Wo-
vor selbige sich diese Gnade ausgebeten, daß der
Doge alle Zeit unter seinem Como eine Weiber
Mutter tragen moffte, welches auch noch observiret
wird, Wenn auch die großen Fahnen auff dem Marcks
Platz auffgestellet werden, so darff, aus dieser
Frauen haus auch eine kleine Fahne auff gestecket
werden
Es seindt in dem Zeughaus einige stucke, und Schiffe
welche die Venetianer denen turcken abgenommen.
||56
Das gröste Schiff unter andern vielen Schiffen
und Galeren der Venetianer hat 3 Boden über
einander und führet 80 stücke.
Das Schiff der Bucentaurus genandt, in welchem
Der Doge mit allen Senatoren fähret, auff Himmel:
fahrtstag, wenn Er sich mit dem Atdriatischen
Mere, durch einem Ring vermählet führet 20
ruder auff jeder seiten. Und ist wegen des
vielen vergüldeten Schnitz Werckes sehr curieus.
Alle 100 Jahr soll vermöge des gesetzes billig ein
neuer gemachet werden.
Das Arsenal an sich ist ein sehr Weit laufftig
gebaude, indem alle Kammer, so zum Schiff
bau gehörig, mit daranter begriffen seind. Es
seind allemahl 3 Nobles, welche die Jnspec-
tion des Arsenale haben.
Nechst dem Arsenal folget des Doge Palais
und die Rahtsstuben. Des Doge Palais
beteffend, so ist selbiger sehr wohl meubliret
(weil der jetzige Doge Moccenigo sehr reich ist)
Das Gebaude an sich ist finster gebauet.
Es seind auch hübsche Gemählde von den berühmten
Jtalianischen Meistern, in diesem Schloße zu
sehen. Die Rahts Stube seind auch alle mit
vielen curieuse quadren versehen; unterme
dem ist, wo das grand Conseil gehalten und
Das gemählde <von Paul Veronese>, wie der Pabst Alex III. dem
Keiser Fried. Barbarossa auff den hals tritt
||57
(welches die bekandte Historie ist) der eine
Flugel des Gebaudes ist wieder wohl nach dem
Brandt erbauet worden. Aus dem Conseil de dieci
gehet eine thüre in das Kleine Zeughaus alwo, vor
30 bis 40000 Mann Gewehr seyn soll. <Zu> Diesem hat
oben gedachter Bajamonto Tiepoli anlas gegeben, und
Damit, wie wehrend des Conseil ein Auffruhr wie-
der werden solte, man sich alsobald in dies Zeughaus
retiriren und Wehren kan. Man siehet in diesem
Zeughaus, den Doge Morosini, stehend auff einem
piedestal von Structur Arbeit, der leib aber von
bronze gemacht. Jst des Henr. IV. kan. Von Franck-
reich armatur Solches Er der Republique verehret.
Man siehet ferner, die Waffen des berühmten
Scarderberg wie auch die Buste von Frantz von
Carrara den letzen Herren von Padua, welcher zu
Padua auff ordre der Republique mit seinen
4 Sohnen und seinem brudern als ein Tyran 1405
stranguliret worden. Man weiset von selbigem
ein Kleines tisch Kästgen, in welchem 6 Kleine stücke,
welche mit ressorts der maßen gemacht gewesen, daß wenn man
selbiges auffgemachet, so giengen die stücke los, und todteten
eine Dame, nemlich die Comtesse Sacrati, an welcher
der Carrara dieses Kästgen gesandt. Es werden auch von
selbigem gezeigte, <einige> Armbrust und Pfeile, damit Er viele
Leute aus plaisir getodtet, ohne daß mans vermer-
ket hat könmen. Es ist in diesem kleinen Arsenal auch
eine machine, daß man 500 Lunten auff einmahl anzunden kan
||58
Letzlich wurde uns gezeiget 2 kleinen Statuen, Adam
und Eva, welches mit einem Federmeßer in holtz
gar sauber geschnitten, in dem Gefängnis von Albrecht
Durer einem teutschen, welches stuck ihme nicht allein
seine Freyheit sondern auch eine gute recompense zu
wege gebacht. Jn diesem Zeughause ist auch ein Taber-
nacul von Cristall zu einem kelch<di rocco> gar fein gearbeitet.
Derjenige so dieses gemacht hat, bekomt von der Republique
jährlich 500 Ducati auff Jhn und seine Nach-
kommen. Sonst siehet man noch ein stück, welches
eins Doge Sohn vom Geschlechte Gritti gemachet.
Das gewehr so in diesem Arsenal befindlich ist alle-
zeit geladen.
Auff dem Palazzo di S. Marco hin und wieder
siehet man Löcher in gestalt eines Lowen Mauls
alwo, wenn etwas wieder die Republique, ist man selbi-
ges denn Stats Jnquisitoren zu wißen machen kan,
(welche die Schlüßel in wendig darzu haben) und
Diese <löcher> werden genandt Denuntie Secrete.
Der Palazzo, ob Er schon auff Gotische manier
gebauet, ist nichts destoweniger wohl an zusehen.
Die eine seite des Pallats, welche gegen dem Canal
zu ist von einen gewißen stein so aus Jstria, komt,
und Pietra dura genandt wird, gebauet, und
dann die Architectur sehr estimiret ist[.]
Die Sanct Marcus Kirche betreffend, so ist selbige
mit 5 Kuppen, die aber gar finster gebauet.
Sonsten ist sehr feine Mosaische Arbeit drinnen.
Man siehet in dieser Kirchen, einen viereckigten
stein von porfir, alwo der Keiser Fridericus Bar-
barossa, vor dem Pabst Alexander III soll geknie-
et haben. Jtem einen stein auff welchem Johannes
Der Tauffer soll; enthaubtet worden seyn. Es ist
Diese Kirche sonst auch mit der Dogen Wapen aus ge-
zieret. Jn dieser Kirchen ist auch der Schatz von
S. Marco verwahret. Man siehet erstlich in der
einen Kammer, allerhand Reliquien, zum Tempel
Christi blut Mariæ Milch, viele Arme und beine,
Der heiligen u. d. g. Jn der anderen Cammer ist der
Rechte Schatz verwahret. Das vornehmste ist die
Cronen von Cypern, und Candia, welche mit vielen
Edelgesteinen besetzet, das sogenandte Corno <(welches das adeliche Nonnen Closter S. Zacharie der Republique verehret.)> des
Hertzoges ist fast das schönste und kostbahrste stück
Welches im Schatze <ist>. von roth cramosin <Sammet>, mit
vielen Kosbahren steinen besetzet, <mit> dieser<n>ag wird der Doge
gekrönet. Nächst diesem seind 12 kostbahre Kronen,
welches der Keiserin Helena hoff Damen Putz soll
gewesen seyen. Jn einem anderen Schranck wird gewiesen
Der Hut, und degen, (deßen Schneide von massif gold)
welches der Pabst dem Doge Morosini verehret,
nebst 4 rosen, von gold. Es ist auch noch zu sehen
Das bild des H. Hieronomi von Mosaischer Arbeit.
||60
Oben auff der Marcus Kirche seind 4 los gelaßene Pfer-
de von Bronze gar sauber gemachet. Welches die
Freyheit der Republique representiren soll, und von
Constantinopel sollen gebracht worden seyn. Sonsten seind
noch an der Marcus Kirche nicht weit von der thure da
man zum Schatz hinein geht, 4 Männer, so bewaffnet
und von porfir gemachet seind.
Auff den Marcus Platz, vor der Marcus Kirche stehen
2 Saulen, alwo Wenn ein Nobel, ja gar der Doge
etwas pecciret, das des todes wehrt, so werden sie zwi-
schen diese beede Saulen, an einer silbern stangen
auff gehänget. Hernach seind noch 2 große ander Saulen,
auff der eine steht S. Theodorus der erste Heilige<Patron>, von
Venedig, <so> ehemals der S. Marcus, angenommen, auff der
andern stehet der Löwe von S. Marco, aber ohne Buch, wel-
ches vergeßen worden, in der arbeit dieses Löwen. Der<n>ah Thurm
so auff dem Marcus Platz, seind wir hinauffgegangen, er
ist zimlich hoch, die treppe ist ohne stuffen, wie an dem
rahthaus zu Geneve. Unten, nicht weit von diesem Thurm
ist der Ort, und eine Kammer, alwo einige Consiliers sitzen,
wehrend des Grand Conseils, damit wenn auffruhr käme,
sie alsobald selbige remediren, und die andern ein grand
Conseil davon avisiren können. Es stehen auch, auff dem
Marcus platz, 3 saulen, auff selbigen werden Fahnen geste-
cket wenn der Doge aus fährt, diese presentiren die 3 Konigr. Dalma-
tien, Candia, Cypern. Die neue Procuratie, ist ein schones gebaude
Die Kirchen, welche wir gesehen seind S. Georgio maggior
welche schier die schönste, so wir zu Venedig gesehen, das
Closter der Benedictiner auff dieser Jnsul, und Jhre
Biblioteque meritiret wegen Jhrer schöne wohl gesehen
zu werden. <Jn Jhrem Refectorio ist ein stück die Hochzeit zu Cana in Galilæ von Paul Veronese gemacht> Die Kirche al Redemtore nebst den Capu-
ciner Closter ist auch sehr fein. La Salute, wie auch S.
Moise, haben beede gar feine Faciatea, <von marmor> und seind,
(absonderlich die erste) auch gar hübsch inwendig.
Madonna Zobenigua hat gleichfals ein feine faciata
auff welcher der Capitain General Barbaro, mit
seinen nächsten anverwandten in Structur Arbeit gar
sauber gemacht, und die Festungen, alwo Er in der
Republique diensten gestanden, seind gleichfals
Jhme zu Ehren Darbey gemacht. Alle Frari ist
eine große aber auff die alte Gothische manier ge-
bauete Kirche. Es ist aber das Epitaphium von
Dem Doge Pesaro von Lauter marmor, gar sauber
gemachet. Dieses Epitaphium halten 4 Große Mann
von Schwartz und weißen marmor. Ao 1665 ist dieses
Epitaphium obgedachtem Doge zu Ehren gemachet
worden. Hernach ist auch ein Epitaphium von Benedicto
Pesaro, einen Procuratoren von S. Marco, welcher eine
sonderlich Schlacht wieder die Türcken erhalten. Jtem
Das Epitaphium eines Prince d'Este, und eines Schiff-
Capitains von Garson bey dieser Kirche ist auch ein <sauberes> Fran-
ciscaner Closter, aus welchem der berühmte Pater Coronello her ist,
||62
welcher anjtzo General von dem Franciscaner Orden
ist. Die Kirche S. Giovanni et Paolo, ist wie die
letzgemeldete Kirche, oder etwas Länger und hoher.
Es seind viele Statues equestres in dieser Kirche zu
sehen. Der<We>lcheai zu Ehren unterschiedlicher Generalen
gemachet worden. Des Letz verstorbenen Doge Valiere
Epitaphium wird auch in dieser Kirche gemachet
worden. Das Closter ist fast das schönste und größeste
so zu Venedig. Die Biblioteque ist auch curieus
indem selbige mit Lautern Ketzern, in lebensgröße
aus Holtz geschnitten, ausgezieret. Unter andern
Des<r> Lutherus, unter ihm lieget die<ist gemachet>aj die Ver-
zweiffelung mit einer inscription; und oben eine
Rabe, welcher ein stück gold verbirget. Der Calvi-
nus ist auch mit der Verzweifflung, aus welcher
Haubt viele Würme kriechen, gemachet, und
oben ein vogel welcher ins Netze flieget, deme
viele andere ins Netze nach fliegen. Dieses
alles ist aber gar sauber schnitzwerck. Jn
dem Refectorio dieser Domenicaner Mönche
soll das schönste stücke <Petri Marterung> von Paul Veronese
seyn. Auff dem Platz vor dieser Kirche ist die Statue
equestre, von dem berühmten Barthelemao<olomei>ak Coglione,
(wapen Coglioni)welche von verguldeten Brontze auff einen marmoren
piedestal, gemachet.
Es steht folgende Jnscription darauff:
||63
Bartholomeo Coleono Bergomensi
Ob militare imperium optime gestum. S. C.
Johanne Mauro, et Marino
Venerio Curatoribus. An. Sal. 1495.
Dieser ist ein Venetianischer General aus Bergamo
burtig gewesen; und hat <kurtz> vor seinem Ende der Republique
gerahten, keinen ausLändischen General mehr zunehmen,
weil Er wenn Er gewolt hätte, sich hätte konnen Souverain
machen. Zur Dancksagung vor diesem bericht hat Jhm
die Republique diese Statue zu ehren auff richten
laßen. Der Theatiner Biblioteque, und Closter
ist auch fein. S. Salvador und Maria Maggiore
wie auch der Jesuiter Kirche kom[m]en denen erstge-
nandten nicht bey. <Der Franciscaner Closter und Kirche. ist auch fein. S. Jean Lateran ist klein.>
<Die PetersKirch alwo das Epitaphium des Patriarchen Francesci Vendrameni gar Kostbahr, eine à parte Capelle.>
Die Scolæ S. Marci et Rochi seind auch sehenswürdig
Wegen des schönen Gemählde, absonderlich in der von
S. Rocho Kirche, ist trefflich Schnitzwerck in Holtz, aller-
hand instrumenten, das aller curieuseste ist eine
gantze Bibliotéque, von Holtz geschnitten. Sonst seind
in dieser Scolen viele hübsche Gemählde von denen
berühmsten Jtalianischen Meistern. <Es> Sonst seind auch<seind sonst auch>al
noch einige kleine Kirchen alwo alle Sonn- und Feyer-
tage einige Mädtgens musiciren. Al Hospitaletto ist die
Vincentina, die beste Sängerin. Alla Pietà die Barbaro
welche nach vortfrefflich auff die Theorbe und Violin
spielet. Alle Mendicante, seind, Vienne, Toninæ, Cæciliæ.
||64
Jn dieser Kirche ist das Epitaphium eines Capitain
Generals vom geschlechte Mocrenique, welches mit
marmoren Saulen gar sauber gemacht. Auff der einen
seiten dieses Generals ist eine See Schlacht, auff der
anderen eine Land Bataille, alles aber überaus schön.
Dieses Epitaphium wird vor das beste in Venedig
gehalten. Al Jncurabile seind die berühmsten
Sängerimnen, Cugina und Orsette. Bey der Pietà,
sieht man eine aparte Capelle alwo das so genandte
H. Grab. Jn Welchem man hinunter eine finstere treppe
gehen muß, daselbst siehet, man einen todten Cörper
in einem Glaß liegend, welcher den Corpus Christi re-
presentiren soll. Die Vornehmsten adelichen Nonnen
Closter seind S. Laurent, S. Zacharie Alle Vergine <daselbst ist auch eine hübsche große Kirche mit vielen Steinern Altären.>
welches Closter vom Doge allein dependiret. S. Cathe-
rine. Nechst diesem seind noch viele andere Nonnen
Clöster alwo keine adeliche Nonnen. Es seind auch
Clöster vor die Convertite (bekehrten).
Anjetzo folget eine Kurtze Beschreibung der-
jenigen raritäten so <wie> in der Galerie de Nobels
Anton. Capelli in Venedig gesehen, und in
Zwey Kammern
abgetheilet
||65
Jn der ersten Kammer befinden sich Eilff
Schrancke, und sind in selbigem:
-
1. Lume eterne et Vasi lacrimatorij di Vetro
anticho - 2. Jdoli und Opfer Gefäße von metall
-
3. Jrdene Schalen und teller gemahlet von
Raphael d'Urbino -
4. Silberne und güldene Medaglien. Wie auch
Kupferne; item Camei antichi - 5. Mathematische instrumenta von allerley Art.
- 6. Allerhandt in stein verwandelte Gewächse
-
7. Stücken Berg Cristall in welchem aller hand
curiositäten von Natur gewachsen. Wie auch
viele raritäten aus Jndien -
8. Gefäße von zin aus Hollandt, und Serpentin
aus Teutschland - 9. Riesenknochen, und antiche Waffen.
-
10. Rare und Subtile arbeit aus Teutsch-
land, und Waffen von curieuser Arbeit und
invention, nebst einem buche mit der
Feder gezeichnet von Alberto Dürern, auslän-
dische Trachten representirende. - 11. Naturliche Sachen und Miß gebuhrten mit 2. Köpfen
Sonst befinden sich noch eine große quantität Porcel-
lainerne gefäße, in eben dieser Kammer, und über
die schräncke viele alte Köpfe von marmor, eine
Camera obscura, ein stahlerner Spiegel, viele
quadri antichi, Jtem: Eine Mumie aus Egypten,
nebst einem idolo so 3 Köpfe hat, und das alter des
menschen presentiret, wie auch ein Kästgen voll
Jndianischem theé zeuge oder porcellain.
Hierbey ist ein Klein Cabinet, mit vielen Kleinen
bildern, und Zeichnungen so alle antique.
Jn der andern Cammer befinden sich Zehen
Schräncke, und seind im
-
1. Schwartze, Weiße und Rothe Corallen, wie
auch See Rosen. -
2. Viele Natürliche und unförmliche Thiere, und
gewächse - 3. Allerhandt Jndianische Sachen
- 4. Ein Schranck mit 5000 stück Pietre Jntagliate.
-
5. Jndianische Sachen, zwey Schalen von Perlen
Mutter und Granaten, item eine Schale
von Corall. - 6. Allerhand kostbahre stein, und marmor.
-
7. Ein Chinesische Kistgen mit medaillen, Eines
von Cristal di rocca, in verguldetem Silber einge||67-
faßet, und Eins mit geschnittenen rosen von
Cristal di Bohemia. - 8. Camei, Ringe und kostbahre Steine.
-
9. Allerhand Ertz, moderne medaglien von silber
bernstein in Welchem unterschiedene sachen, als thiere
und blätter gewachsen; item, Ein stück blau
bernstein. - 10. Schalen und Götzen bilder von Kostbahren steinen.
Sonst ist noch zu sehen, ein Priapo di Balena, ein Einhorn,
das Bad der Diane von Elphenbein, unterschieden Elphen-
beinerne Statuen stehende auff piedestalli, Einige gefäße
aus China, auch antiche Statuen, Ein Egyptisches Idolum
von schwartzen stein, eine laterna magica, 2 Schwerdt fische, 2 große
flügel von corallen, Ein blumen Krantz gar Subtil geschnitzt aus
einem stück holtz, gantz durchsichtig, ein anticher metallener Krug
starck nach balsam riechende, Zwey in stein verwandelte
Gefäße, ein Krug von Alabaster orientale, ein Corno di
rinoceronte; Eine große metallene Plate auff welche
gegraben die nahmen der Römischen Richter, unterschiedne
Quadri antichi, unter welchem des Procuratoris
Antonii Cappelli, so Ambassadeur beym Keiser
Caroli Qinto gewesen, de Mosaico
gar fein und sauber
gearbeitet. ||68
Das teutsche Kauffhaus, welches Fondego de
Tedeschi genand wird, giebet dem Doge alle
Wochen 100 Ungari.
Sonst haben die Griechen, Armeniareer und Juden
ihren offentlichen gottes dienst zu Vendig.
(1 Jtal. Meil)Von Venedig aus seind wir auch nach <der Insul> Murano
gefahren, alwo das berühmte Venetianische Glas
gemachet wird. Dieses ist ein sehr großer Ort, alwo
auch ein aparter Podesta sich auffhelt. Zwischen
Venedig und Murano, seind die Jnsul, Sancti
Christophori, und S. Michaeli, auff welcher letzen
ein Convertite, eine kleine, aber gantz von mar-
mor gebauete Capelle, hat bauen Laßen, in
welcher selbige auch begraben.
Zu Lido ist
der Juden
Kirchhoff.Nach der Jnsul Lido seind wir auch gewesen,
alwo der haffen, und 2 forts seind, mit Solda-
ten besetzet. Es ist auch auff dieser Jnsul, nechst
einer hübschen Kirche zu sehen, das grab Claudii
von Saint Paul eines Frantzösischen Generals.
Zwischen Venedig und Lido seind die Jnsuln
Helena, und Andrea, auff der Letzten ist ein
Carthauser Closter allwo man den balsamirten
Corper eines Venetianischen Generals Augu-
stin Barberigo sehen Kan.
||69
den Doge Aluisio Moccenigno, haben wir
3 mahl mit denen Ambassadeurs, und Senatoren
in procession, gehen sehen, nemlich an <den tagen> S. Antonii von
Padua. Am 15 Jul<n>.am an Welchem tage der Doge
die Ambassadeurs und Senatoren tractiren muß,
wegen einer entdeckten Conspiration. Letzlich am
Tage Giovanni et Paolo. Der jetzige Doge ist ein
alter und unverheiratheter Herr. Es ist auch anjetzo
beschloßen, Worden, daß wenn schon ein verheiratheter
Doge erwählet würde, so wolte man seine Gemahlin
hinführo nimmer als Dogaresse crönen;
Die Procuratores von S. Marco, deren einige durch
meriten <sind>, andere aber gegen elegung 25 000 Ducati
di Venetia, zu dieser Dignität (welche Zeit lebens
dauert) gelangen Konnen, Komnen niemahlen im
Conseil, als nur wenn ein Doge erwehlet wird.
Jn der Funtion gehen sie wie die andern Senatoren
roht auff die Festage <aber> violet, und ordinair schwartz
gekleidet. Die Savi grande seind ordinairement
violet mit großen Ermeln gekleidet. Die Savi de Terre
ferme aber schwartz mit großen Ermeln. Und die Savi
del ordine Violet ohne große Ermeln. Die Senatoren
sind schwartz gekleidet. Die Consiglieri aber roth.
Die Consiglieri de dieci seind schwartz mit rothen
Stolm gekleidet. Der Cantzlerr gehet violet mit
Rothen schuhen; Nahe vor dem Doge her in procession.
Die charge ist auch auff lebens zeit.
||70
Der Päbstliche Nuntiis zu Venedig
ist vom Geschlechte Cusani. Der Keiserliche
Ambassadeur <ein> Graf von Berca; der
Frantzösische Ambassadeur Msr. de La
Haye, hatte seine Abschieds Audientz
wie wir zu Venedig waren. Der Spanische
Ambassadeur heist Don Baltasaro de
Bassano.
Die feinesten Palais zu Venedig seind, gele-
gen an dem großen Canal, und die Canal
Reggio Sonst ist auch ein Haus von einem Nobel
Boni, welches ein schöner Palais geworden wäre,
wenn er wäre fertig worden. Der Nobel hat aber
Weil Er alle sein Geld hat verspielt gehabt hat es
nicht hinaus geführet. Dieses haus ist am großen
Canal gelegen. Mitten in eines Nobels vom
geschlechte Labia haus stehet ein alter thurm, wo-
vor diesen Nobel, gewißen Möncgen, schon viel Geld
geboten, um selbigen dorffen, wieder zu reißen,
sie wollen es aber nicht zu laßen. Dieser thurm
siehet so heßlich in den sonst schönen Hause aus.
Die Nobel so wir zu Venedig particulierement
gekand, seind zwey von Axel, Busto Adolfo von
Axel und Vicenzo von Axel 2 brüder. Der Conte
Giovanelli <mit seinem Sohn>. Der alte Conte Bergani mit seinem Sohn.
||71
Einem vom geschlechte <Alexandro> Marcellio, <einem> von Morellio,
Antonio Capelli; Michaeli, des Vormahls gewe-
senen Ambassadeurs in Franckreich Sohn. Letzlich einen
vom geschlechte Delfino.
D 4. July. Nachdem Wir 3 Wochen zu Venedig Julius
verharret. Reiseten wir Von dar, ab zu Waßer, in
einem Bourcheglio, arrivirten zu Fusina, alwo wir5 M.
in dem Flus die Brenta magiora genandt Kamen, Zwi-
schen Fugina und Doglio haben wir besehen, das Lust12 M.
Palais eines Venetianischen Nobels, vom geschlechte
Thurn, welches gar ein schönes gebaude. Nicht weitNB Auff beeden
Seiten der Bren-
ta seind viele
schöne Palais,
so wohl von
Venetianischen
Nobels, als
auch bür-
gern von
Venedig.
von Doglio kamen wir in die Brenta nova; Ohn-
gefehr 2 Jtalianische meilen vor Padua, besahen
wir das Lusthaus des graffen Giovanni Bene-
detto Giovanelli, welches wegen der feinen Archi:
tectur, dem andern vorgedachten Palais Weit über
trifft. Die treppe gehet von unten bis gantz oben in dem
Haus und ist bey 100 staffeln, oben ist eine kleine Ga-
lerie alwo man sich weit umsehen kan, bey hellen
wetter Kan man daselbst Venedig sehen. Der Garten
Dieses Hauses ist auch gros und schön. Von dar arri-
virten wir zu Padua alwo wir im Teutschen8 M.
Padua
Von Venedig
bis Padua
seind 25
Jtalianische
meilen
Wirths haus logiret. Wir haben daselbst bekandt-
schafft gemachet mit Zweyen Paduanischen
Nobeln vom geschlechte Franchini, welche uns
||72
Julius
allerwegen, in ihrer gutsche hingeführet.
Wir haben besehen die Dom Kirche, welches ein
großes aber antiques Gebaude, alwo auch der
Palais des Cardinals, welcher auch zugleich bi-
schoff von Padua, anjetzo vom <Venetianischen> Geschlechte, von
Cornaro. Nechst diesem haben wir auch besehen
die Kirche des S. Antonij, welches gleich fals
eine große, aber auff Gothische manier gebaue-
te Kirche ist. Das vornhemste so in dieser Kirche zu
sehen, ist das beruhmte Grab des Antonij von
Padua <in einer absonderl. Capelle>, welches mit vielen silbern Kamern
Darunter 3 große, die eine vom Hertzog von Parma,
die andere von der Republique Venedig, ge-
schencket. <Die dritte haben die Quivali zur straff geben mußen weil sie einen in der Kirche thur umgebracht, sonst dörften sie es thun, ohne daß sie jemandt straffet. (Quivali werden die Studenten genandt, von dem Worte, daß sie die Leute mit anruffen auff den gaßen)> Es ist eine ritze in diesem Grab, alwo
ein gewißer angenehmer Geruch, vermercket wird,
Welchen der Cörper dieses heiligen von sich geben
soll. Um den Grab hinter dem Altar, seind die
Wunder zeichen des Antonij von Marmor in
bas relief gar wohl gemachet, von unterschiedlichen
meistern. Es ist auch in dieser Kirchen, das veritable
portrait, welches sie ausgeben von den H. Antonio, mit einen
glas Darüber. Es seind auch die Biblische Historien
aus dem alten testament, von bronze als Bas relief
||73
Julius.
gemachet, zu sehen; wie auch bey einem altar, ein
großer Leuchter, mit einem Fus, gantz von Bronze <von Andrea Riccio gemachet>
gemachet. Hernach wird auch noch in der<einer> Capelle
Darneben, in einem Schranck, alwo noch andere
Reliquien, gewiesen, die Zunge des H. Antonij, wel-
che ob sie schon über 5te halb 100 jahr alt, dennoch
gantz frisch seyn soll, sie ist mit einem doppelten
Glase verwahret, also daß man es nicht wohl sehen
kan. Es wird vor die Reliquien, annoch eine an der
Capelle gebauet, alwo schöne albeit von halb tondo
als auch sonst von marmor ist; man hat vor wenig
Jahren diese Capelle anfangen zu Bauen, weswegen
ist selbige noch nicht gantz fertig. Jn der großen
Kirchen seind sonst unter schiedliche Epitaphia unter
andern ist eines von weis von einem Doctore Medicinæ
von schwartzen und weißen marmor, gar wohl gearbeitet.
Auff dem Platz vor dieser Kirchen, stehet eine Statue
equestre von bronze, einem Venetianischen General
Gattamelata genandt, zu Ehren auffgerichtet.
Hernach besahen wir die Kirche Santa Justinæ, welche
Kirche perfect schön, und die schönste zu Padua,
Die Altäre seind auff beiden seiten einander egal, schöne
große und starcke Saulen seind in der Kirchen;
||74
Julius
Der Haubt Altar, alwo der heiligen Justinæ Cörper
verwahret wird ist auch sehr schon, Auff dem Chor die-
ses Altares, seind die biblische Historien von
schnitzwerck, von einem eintzigen meister <einen Frantzosen Ricard genandt> gemachet
Man siehet auch daselbst ein bild, die Himmelfahrt
<Marter Justinæ> representirend, von Paul Veronese
der Mariæ
gemachet, der Altar welches diesem Haubt altar
zur rechten, wenn man, in die Kirche hingehet, stehet
hat 16 000 Ducati di Venetia, gekoset, es
ist aber auch viel arbeit an dem selbigen, die
Cörper des Heiligen Lucæ Evangel. und des Apostels
Mathiæ haben auch eigene altäre, welche Jhnen zu
Ehren gebauet, und worunter selbige sollen begraben
seyn. Es ist auch ein Gemählde über einem altar,
Die Pest zu Rom vorstellend welche zur zeit Gregorij
XIII gewesen von Riccio gemachet. Alle Altäre
in der Kirche seind noch nicht fertig. Diese Kirche
ist von den Jntraden des Closters welche sich alle
jahr auff 100 000 Ducati di Venetia erstrecket,
erbauet. Bey dieser Kirche ist unter der Erden noch
eine kleine Capelle, welches die erste Christliche
Capelle so zu Padua gebauet sein soll, und Wo-
selbst der erste Bischoff Prostasimus begraben ist.
||75
Julius.
Jn einer andern Capelle ist ein tieffer brunn, alwo viele
Gebeine der heiligen <Martierer>, verwahret liegen, welche man auff
dem Platz vor dieser Kirchen hat zerstreuet gelegen,
gefunden. Des wegen wird dieser Platz noch heilig
gehalten. Sie haben sonst noch viele andere Reliquien
und silber zeug, <in> Jhrem Benedictiner Closter. Jhre
Bibliothèque, wird auch gar sauber, (von Jndianischen Holtz
<sind> einige saulen,) gebauet. Der Abt von diesem Closter, hat eine
apartes propres Vorgemach.
Wir haben ferner besehen, den Saal, alwo die pro-
cesse offentlich judiciret werden. Er ist lang, hoch, und
in der Form eines Rhomboidis <und ohne saulen> gebauet. Man findet
auff selbigen annoch ein altes gedächtnis von Tito Livio, wie
auch das alter der Stadt Padua, welche anjetzo 2818
Jahr alt ist. Des Podestà Palais ist nicht weit von die-
sen Saal; das Schlos der alten Herren von Padua
haben wir auch besehen, welches ein gantz alt väterisches
Gebaude ist, alwo die Soldaten ihre Wohnungen anje-
tzo haben, welche alle ohne degens die Wache thun mußen.
Wir besahen auch die Kirche <genandt Scola> Eremitana an deren Mauer
eine Cantzel aus wendig war, auff Welcher der Doct.
Luther soll geprediget haben. Jn dem Augustiner
Closter, welches bey dieser Kirchen, wurde uns gezeiget
||76
Julius
deßen Zellen bey Welcher ein Bild war von unseren
H. Christo, alwo vor dem sein Bildnuß gestanden.
Jn der Zelle, ist auch vor dem sein portrait gewesen,
man hat es aber mit gibs über machet. Die Zelle
ist anjetzo No. XI. Nicht weit von dieser Kirch
seind noch einige rudera, von einem alten Amphi
theatre, in welchem anjetzo ein Haus, von einem
Venetianischen Nobel, Foscari genandt steht.
Nechst diesem besahen wir an einen hinter Hoff, des
Hauses, eines Paduanischen Edelmans Andrea
von Mantua genand alwo die Statue des
Herculis, gantz von stein gar wohl gemachet.
Des Paduanischen Nobels Papafava garten haben
wir auch besehen, in Welchen ein artiger Labyrinth
Woraus man so leicht nicht heraus flnden Kan.
Jtem, der so genandten simpellen garten, alwo
die Studenten, welche die Medecin Studiren
Die Wißenschafft der Kreuter kennen lernen.
Der Podestà ist einer von Nani, der Capitaneo Querini.
D. 6. Jul. Nachdem wir einen tag zu Padua
18 mile Jt.verblieben, Reiseten wir nach Vicenza.
Von Padua ist sonst noch zu observiren daß
Daselbst 7 Thore 7 Flüße, und das die Stadt
7 Jtaliänische meilen im umkreis hat. Sie ist
auch größer als Venedig, aber eine altvätterische Stadt.
||77
Julius.
Zu Vicenza haben wir al Capello rosso Logiret.Vicence
Daselbst besahen wir das Theatrum Olympiacum
von Palladio aus Vicenz burtig, gar wohl gemachet
und meritiret gesehen zu werden. Des Conte Mon-
tanari haus, welches Er selbst in 20 Jahren erbauet.
Jnwendig ist es sehr hübsch mit allerhand Statuen von
marmor, (darunter ein Hercules Die beste), Wie auch
mit vielen Gemählden, von dem berühmten meistern
in Europa, gar wohl ausgezieret. Die Architectur
Des Hauses ist eben nicht sonderlich. Das Raht
haus, welches oben mit Kupfer gedecket, ist wie das
zu Padua aber nicht so gros, von Palladio erbauet
und auff dem dache seind unterschiedene feine Statuen.
Der Stadt Thurm welcher zimlich hoch, ist vor dem
noch höher, und mit Kupfer gedeckt gewesen, die
Spitze ist aber von dem Gewitter herunter geschlagen
worden. Den garten des Conte Walmeran in
welchem ein Labyrinth (welcher aber nicht so
gut als der von Padua) und die Campo di Mars
alwo ordinair die Dames im Curs fahren, haben wir
auch besehen. Bey diesem Felde ist das schöne haus, welches
dem Hertzog von Zell und Hannover zugehöret, die es
aber den Herrn Wolpe, welcher 30 Jahr zu Zelle in
diensten gewesen, verehret. Das Nonnen Closter zum
H. Creutz genandt, aus demselbigen Können Sie heirahten.
||78
Julius
Der Podestà war einer von Badoer und der Capitanes
von Grimani zu Vicenza ist sonst ein Legatum
eine Edelmaus, welcher alle 3 Jahr dem Podestà
2500 Ducati de Venetia vermachet. Deßent
wegen man auch ordinair alle 3 Jahr einen armen
Nobel in dieser charge emplogiret, damit Er dieser
intrade genießen Kan. Sonst changiren diese
beede chargen, alle 16 Monahte. Der Capitan
hat auch seine eigene Wache von 12 mann, welche
wenn Er ausfähret bey seiner Gutsche hergehen.
D. 7. Speiseten wir zu mittage an einem Orte
welcher genandt wird Jl torre de le confine,
alwo die Grentzen von Vicentinischen und Veroni-
Verone-
30 miles-
Von Venedig-
biß Veronasischen. Abends arrivirten wir zu Verona
seind 77 Jta-
lianische miles.
und kehreten ein alle due torre.
D. 8 | |
D 9 | Blieben Wir zu Verona |
D 10 | |
D 11 |
Und besahen daselbst als das Vornehmste
stück, das Amphitheatrum, welches
noch ziemlich im stande und sehr conserviret
wird. Es ist in form eines ovals, 44 staffeln
es seind aber noch 3 staffen in der Erde vergraben,
Es soll auch platz vor 50 000 Mann darauff seyn ||79
Julius
Es seind 72 ausgange in diesem Amphitheatro.
Nechst diesem haben wir das welt berühmte Cabinet
des Conte Ludewig Moscardi, Welches wegen der vielen
antiquitäten, raritäten und tableaux wohl meritiret
gesehen zu werden. Die Cathedrale ist zimlich, es
ist darin, vor dem Haubt Altar, das grab des Pabstes
Lucii III gantz schlecht, wie ein ordinaire Leichen stein.
Die Epitaphia, der Cardinäle Noris und Valiere, darin
Der erste noch im Leben. Die Kirche Sant Georgio ist die
Feineste. perge
sii und S. Zenonis, in der letzten ist das grab dieses heiligen
zu sehen; Vor dieser Kiche ist ein großer Stein von
portir, in Form eines Tauffsteins, welchen der Teuffel
soll hinge bracht haben. Auff dem Kirch Hoff S. Procali
ist das vemeinete grab, des Pipini, in einer Höle zu
sehen, aber gar schlecht. Man weis auch noch nicht ein:
mahl, ob es das Grab des Koniges Pipini, oder deßen
natürl. Bruders welcher auch Pipinus geheißen.
Sonst seind auch zu sehen; Die 3 statuen <equestre>, der 3 brüder
vom Geschlecht Scaliger welche herrn von Verona
gewesen <und deren Schlos, in welchem ein jeder einen eigenen Saal gehabt>. Der Garten des Conte Justi, und der Campo
de Morte alwo der Cure ist. Die Stadt Verona ist
sonst sehr groß, ohne das Castele S. Felicis und P. Petri
welche noch a part auff einer höhe liegen, und meinen ||80
Julius
einige das selbige noch größer als Padua sein soll.
Sie wird gleichsahm, durch den Flus Etsch oder Adige
in 2 theilen getheilet. Die Festung ist sehr schlecht.
Zu Verona war sonst auch: Der Provediteur General
Alexander Molino, welcher dreyerley Garden hat,
24 Halle bardier, 50 Sclavonier 100 Jtalianer
und, 100 Reuter <und en chef commandiret die Venetianischen trouppen in terre ferme.>. Der General Lieutenant Zacko,
Der General von der Cavallerie Castelli, nebst 5
Brigadiers, und 2 Obristen. Die Garnison war in
allen mit der Cavallerie 10 000 Mann.
Der Bischoff war ein Bar berigo, der Podestà
Gradenigo, der Capitaneo Venier.
D. 12. Reiseten wir von Verona weg, und nach
Dem wir Villa Franca passiret, speiseten wir zu
mittage zu S. Giova<a>nnonao. Den nachmittag quittirten
wir das Venetianische Gebiethe, und arrivirten zu
Mantoue
25. M.Mantua, alwo wir in den 3 Cronen eingekehrt.
Das Schlos daselbst ist zwar gros und weit
laufftig, aber von schlechten Ansehen. Die Gemächer
inwendig seind Zwar auch hoch, aber schlecht meubliret.
Es sind aber einige habsche Galerien im Schloße.
Es ist eine, alwo viele feine Gemählde und basrelief.
Necht diesen ist eine <andere> alwo viele naturalia und einige
See Thiere seyn. Hernach sind auch noch 2 od. 3 Galerien
||81
Julius
alwo unterschiedliche contrefaits seyn. An Saalen und
garten fehlets im Schlos auch nicht. Es war auch noch
ein Zimmer alwo viele kästen, mit tellern Worauff
des Raphael dUrbino Gemählde. Die Reitbahn
bey dem Schloße ist perfect schön, von Julio Romano
angeleget, und ist eins von dem vornehmsten stücken
so zu Mantua zu sehen. Sonsten hat der Hertzog
noch unter schiedene Lusthauser, unter andern ist eins
vor dem thor welches Le Thé genandt wird. Es ist ein
sehr feines gebaude, aber <es wird> nicht in gutem stande
gehalten. Dies Gantze Haus ist auch vom Julio
Romano angegeben worden. Die Gemählde sind
auch von diesem meister. Absonderlich ist in einer
aparten stuben der riesen Berg al fresco, gar
wohl gemahlet; Die Grotte <im garten>, alwo unter schiedliche
bas relief die wohl gemachet sind, und die Waßer
Künste, sind auch<ber>ap in schlechten stande. Nechst dem
sind noch 2 andere außer Mantua, als Mar-
mirole, (welches auff dem Weg nach Goito hinaus
lieget, und ohngefehr 5 mile von Mantua ist)
das Haus, und die Waßer Künste im garten sind
auch im schlechten stande. Die Favorite, welches
das andere Lusthaus, ist der Architectur nach
||82
Julius
beßer als Marmirole; <es liegt nahe vor dem thore.> Der Hertzog hat noch andere
Lusthauser so aber alle im schlechten stande.
Die Cathedrale Kirche, und Sancti Andreæ
haben wir gesehen, davon die Letzte ein schönes
gebaude, werden ward wenn es nachdem uns gezei-
geten Grund und Auffris gehet. Jn der Kirchen seind
eine Glocke, welche gantz durchsichtig, alwo daß
man von einem Loche zu dem anderm sehen kunte, mit
einer eigen Arbeit aber ohne Kueppel gemacht sie
hat 5 od. 6 Klaffter im umkreis. Jn dieser Kirchen
gehet man hinunter in einer Capelle, alwo das ve-
rmeinte Blut Christi <unter dem altar> verwahret wird, (welches aber nur
2 mahl des jahres gezeiget wird). Von diesem Blut ist
der Mantuanische Orden gestifftet worden.
Was die Stadt Mantua anbetrifft, so lieget selbige
mitten unter vielen waßern, Sie hat einige hübsche hauser.
Des Conte Sordi sein haus, und das selbe alwo
der Frantzößische gesandte Mr. d'Odifroid inne
wohnet sind schin de slönsten. Der Hoff ist zimlich
gros zu Mantua. Wir reiseten auch wehrend daß
wir zu Mantua waren, nach Goito welches
10 mile von dar, alwo<um> die<er>ar frantzösischen<aliirten>aq armée
welche daselbst campirete, zu sehen. Sie wurde
vor dem Prince de Vaudemont, und dem Mare-
chal Cattinat commandiret, und bestand bey
||83
Julius
30000 M. wovon 8000 Spanier und 6 bis 7000
Savoyische trouppen darbey, waren (welche letzthere
Hertzog man auf ein wenig tage Bey der Armée erwar-
tete, um als Generalissimus der Spanisch: und
Frantzösischen trouppen zu commandiren. Die Artille-
rie bestand in 34 Canonen, davon 24 denen Spaniern,
und 10 denen Frantzosen gehöreten. Die andern vornhemsten
Generals So bey der armeé, waren der Comte de Tesse
Gen. Lieut. und Mhr. de Crenan.
D. 20. July, als den 9ten tag den wir zu Mantua
gewesen reiseten wir nachmittages weg, und giengen
nur Nachdem wir uns über den Ollio setzen laßen)
bis Bozzolo, welches die Residentz, eines herrn von18 m.
Bozzolò
der Mantuanische-Gonzagnischen Linie ist, aber nur
mit dem titul Excellenz benenet wird, Er hat denoch
seine eigene Garde zu Pferde, und noch einige Soldaten
um die espece der fortificaton von Bozzolo damit zu
besetzen. Sein Land ist 5 bis 6 Jtal. mile gros.
D. 21. kamen wir wiederum ins MeilandischenCremona
22 m.
speiseten zu mittag in Cremona von welcher
stadt pag. 49 und 50as zu sehen. Zu Picrigiton<Piccighiton>, (we-
lches eine Kleine Festung) musten wir uns uber den Flus
Adda setzen laßen um nach Ghiera, welches an der andern
seite dieses Flußes gelegen, Und gleichfals ein wenig15 m.
Fortificiret ist, zu kommen.
||84
Julius
Lodi
18 M.D. 22. Speiseten wir zu Lodi (welches eine zim-
liche Stadt) zu mittag, und arrivirten des abends
Milan
20 M.
So von
Mantua
bis Milan
93 Jtal.
miles.zu Meilandt, Logirten daselbst al falcone.
Die besten Kirchen so daselbst zu sehen ist
Vornemlich der Dome, ob selbiger Zwar schon in-
wendig nicht sonderlich, so sind doch die bas reliefs,
welche aus wendig sehr estimable. Die Vornehmste
reliquie so nicht allein in dieser Kirche, sondern in
gantz Meilandt ist, Ein nagel aus dem Creutze
Christi, welchen man oben uber den hohen Altar
in der mauer, als in einer güldenen Sonne
gemachet siehet. Nechst diesem ist annoch in
dem dom zu sehen Jn einem aparten Scurolo
od. Capelle unter der Kirchen, der Balsamirte
Cörper des H. Caroli Borromei Cardinal, und
Ertzbischoffs zu Meilandt, wecher als ein sehr
großer Heiliger verehret wird. Einige Altäre, wie
auch die marmore saulen sind hubsch<gut> in dieser
sonst antiquen Kirchen. An den dom Thurm
ist schon 319 Jahr gearbeitet worden, und wird
selbiger sehr schön gantz und gar von marmor
gebauet werden, man meinet daß eben so viel Zeit
als daran angefangen, noch mußen erfordert werden
||85
Julius
selbigen gantz und gar zu verfertigen, wegen der vielen
unkosten (die fast unglaublich) so darzu erfodert werden.Der Schatz
des Dohms
ist auch sehens
wurdig, und
sind in selbigen
unterschiedliche
Geschencke an
S. Carolo Borrom.
Nechst diesem ist sonder Zweiffel <die beste> die Kirche S. Alexander
<welche> inwendig gantz gemahlet von den berühmsten mahlern,
Die Cantzel <und der Beichstuhl> ist auch vortefflich, weil selbige gantz von
allerhand Kostbahren steinen gemachet ist<sind>, eine große
menge reliquien sollin<en>at in dieser Kirche seyn. Die
Kirche der Patr. Olivetani ist gleichfals sehens wurdig
wegen ihrer schönen Mahlerey, absonderlch die 4 Evan-
gelisten, unten an dem tambour der Kuppel, von Guido
reno gemachet, wie auch die Sybillen, welche über
diesen 4 Evangelisten, von Camillo Procacino
gemachet, seind, sehr schön das wahr zeichen dieser
Kirche ist zusehen hinter dem hohen altar, alwo ein
reiter auff einem Pferde gemachet und auff was
vor eine seite man gehet so sieht einen des Pferdes Kopf
<von vorn> an. Die Capelle de Barthol. Arete ...<ist auch>au recht
hübsch. Hernach werden auch in einer Capelle unter der Kirchen
18 corpi Santi conserviret. S. Vittor ist der Patron der
Kirche, und des Closters (dieses Closter welches aus lauter
adelichen die ihren adel probiren mußen bestehet, hat 5
meilen Landes). Jn dem altar der Sacristey seind noch
3 gemahlde. Darunter das vornehmste die marter S. Vittoris
||86
von Procaci genandt, gemachet. Unter andern schönen
bildern in der Sacristey wird hoch gehalten, das Bild
S. Georgii von Raphael d'Urbino gemachet, wie auch
des Ambroise Kopf von pellegrin arbeit mit der nadel
gemacht wird auch estimeret. Das Closter ist auch
fein und sauber gebauet. Dieser Art mönche, welche
gantz weis gekleidet giebt es in Teutschlandt keine
als zu Offen in Ungarm ist ein Closter und her-
nach noch an einem andren ort. S. Francisci
Kirche, in welchen die Capelle S. Giuseppe von
schwartzen marmoren saulen ist auch sehr<fein>av, nebst
dem Closter. Jn der uhr alten Kirche S. Ambrosi
ist zu sehen eine schlange von bronze auff einer
marmoren colonne, deren bedeutung unter schiedliche
meinungen (welche aber ohne grund) sind. Die Jesuiter
Kirche und S. Gelsi (welches ein Konigl. Kirche nebst<ist>
auch der <Kirche> Scala genand) Larosa <S. Lorenzo> und andere
gehen auch noch mit. Nicht weit von S. Lorenzo auff
dem platz von dem Thore Cinese, stehen in einer reihe
16 antique große Colomnen, welche man nennet
rudera von einem Heidnischen tempel zu seyn. Hernach
ist auch nahe eine Colomne infame eines gewißen übel
thaters, deßen Haub an dem orte abgerißen worden.
||87
Die Ambrosianische Bibliothéque, in welcher viele
manuscripta so wohl des H. Ambrosii, als anderer
berühmten manner seind, gehoret dmn Hauße Borro-
meo. Es gehoret ihnen gleichfals die Sculptur Cam̅er <in welcher viele schone stücke, und auch Copien derer Statuen zu Rom sind[,]>
welche nahe hierbey ist, und die Mahler Academie
(welche in vielen schönen Gemählden so wohl gros als
klein bestehet. Es sind 4 Kleine stuck von unter-
schiedlichen thieren, von einen Flamend Joan Brug-n<g>elaw genandt, vor welche der jetzige Kon. in Pohlen
24 000 Scudi soll geboten haben. Sie weißen auch
in dieser Cammer die Historie Flavij Josephi welche
vor etl. 100 jahr soll geschrieben worden seyn. Wie auch
das Concilium Tridentinum so von Carolo Borromæo
geschrieben. Jtem ein altes buch welches von den feuer
wercken als Bomben Carcassen etc. handelt.
Der stuhl und das veritable portrait des S. Caroli
wird auch daselbst gewiesen. Das berühmte
cabinet des <Virtuosi> Manfredi Settala, welcher 1680 gestorben,
haben wir auch g<b>esehenax. Deßen völlige description
zu leßen, in dem Buch genandt: Museo o Galeria
adunata dal Sapere et dallo studio del Signor
Canonico Manfredo SETTALA Nobile Milanese, in Latein
beschrieben, dal Sig. Dott. Fis. Colleg. Paolo Maria Terzago
||88
Und hernach in Jtalianischen beschrieben und vermehret
von Pietro Francesco Scarabelli, Dottor Fisico di
Voghera, dediciret an Carl Settala bischoff von
Tortona, Marquis et Conte etc. Zu Tortona gedruckt3
welches buch der Zeiger dieses Cabinets zu Kauffe hat.
Die vornehmsten Palais zu Milan seyn
Des Ertzbischoffs, des Gouverneurs, das
große Hospital, ist ein sauber und nett gebaude
Die Krancken deren zu weilen bey 3000 gewesen
werden für trefflich darin gehalten. Sie haben
ihre eigene Kirche, es ist auch ein a part Zimmer
vor die Edelleute so die inspection über das Hos-
pital haben, um sich daselbst zu Versamlen.
Es ist darin ein portrait unter andern gutthätern portraites eines <Kohlen verkauffers, welcher 50 000 Livr. dem Hospital vermachet.>
Die Leute so hinein gebracht werden, dörffen
nichts geben. Der erbauer<anfänger> dieses Hospitals
ist Sforce Hertzog von Meilandt gewesen[.]
welcher auch die grand Chartreuse zwischen
Milan und Pavie <hat Jean Galeas> erbauet. Das Lazarett
so draußen Vor der Stadt ist auch fein, und
aber vor die Pest absonderich gebauet. Das
Collegium Helveticum, und das Collegium
Jesuitanum, <das Collegium de Breva, das Seminarum S. C. Borromæi> des Marquis Homodeo od. Castel
Rodrigo, wie auch des Marquis Simonetta Haus
||89
sind alles gute Gebaude. Dieser letz genandte
Marquis hat auch ein Lusthaus ohngefehr 2 Jt.
miles von Meilandt, alwo ein Echo welches bey
30 mahl und nach dem das Wetter ist, <noch> öffter repetiret.
Die 50 bis 60 devotions saulen Welche hier und
da auff den Plätzen zu sehen, hat der H. Carolus Bor,
romæus, mit diesen befehl, angeordnet, daß die
Leute alle abend ihre devotion darvor verichten
sollen. Die Kirche La Passione genandt hat
eine sehr feine faciade, iwendig ist selbige auch
mit hübschen tableaux ausgezieret. Die Kirche
S. Antonij, welche, ob sie Zwar schon alt so sind
dennoch gute Mahlereyen drinnen, und die Capelle <darbey ist>
seind sehenswürdirg. Des S. Caroli statue von
bronze gemachet stehet auff dem Platz Corduce
genandt. Auff dem Platz Verze genandt
sind die Victualien in abondance zu kauff.
Die Citadel ist ein regulier 6 Eck mit retirten
Flanquen, und 3 retiraden sie ist zimlich gut
mit stücken und deren Zugehör versehen.
Der Gouverneur dieser Citadelle heist Don
Ferdinando Valdes ein naturlicher bruder
des Lezt verstorbenen Koniges in Spanien. Er
hat eine Galerie alwo unterschieder hüsche tableaux.
D. 24. Jul. Hielte der Cardinal Archinti
seine Entrée (welche gros und magnifique war)
als Ertz bischoff von Meilandt.
D. 25. als am tage S. Jacobi den beschützer des
Konigreichs Spanien, wurde ein particulier
Festin in dem Castel gehalten, mit Stücken
und feuer mörsern.
D. 26. am tage S. Annæ, Wurde dieser heiligen
ihr Kopf mit großen Ceremonien herum getra:
gen.
Man zehlet sonst die Stadt Milan mit ihren
Vorstadten 14 Jtalianische mile in umckreis.
Die Jsolæ Borromæi, welche bey d<40>ay Jt. mile
von Milan ligen haben wir auch besehen, zu
Sesti setzet man sich auff dem Flus Tetin
genandt, und man komt endlich in den
Lago Maggiore worauff diese Jnsuln liegen.
Die Kleinste Jnsul auff welchen der Palais
und schöne garten, ist de Hübschste. Jn dem
Palais ist eine Galerie von vielen hübschen
tableaux und absonderlich welche<einige> so auff
unter schiedene Marmor gemahlet sind.
Sonst ist der Saal alwo oben die wunder S. Caroli
||91
in Verguldetem Holtz zu sehen. Das Crucifix und
Weih waßer Keßel, welche von unterschiedlichen kost
bahren steinen zu sam̅en gesetzet sind auch schön.
Das Palais an sich ist mit mezanins gebauet, der
dritte Flügel soll noch gemacht werden. Der
garten, ist mit feinen Statuen, grotten, und
raren baumen ausgezieret. Die andere Jnsul
ist nicht so hübsch als die erste. Sie liegen eine
meile Jt. von einender der Conte Carolo Bor-
romæo deme diese Jnsuln gehören, hat alles was
auff dieses Sees beiden seiten lieget biß an die Schweiz
zerische grentzen. Zwischen Sesti und Diesen Jnsuln
zu Arona eine stadt diesem Conte gehörig, siehet man
auff einen berg die statue von bronze des S. Caroli
welche 75 Bracchio hoch und deßen piedestal 33NB. ein
bracchio ohngefehr<ist di Milano>
1 fues,
Rheinlandisch
10 Zoll und
8 Linien
bracchio ist. Man kan inwendig dieser Statue
hinauff auff einer Treppe gehen hinten in den rücken
ist ein fenster gemacht, alwo man aus sehen kan.
Man wird auch an dieser statua hinauff noch vier
treppen von marmor machen. Damit man desto com-
moder hinauff gehen kan.
Die berühmte Guinsana haben wir in der meße zu S.
Radegunde, und nachmahls in dem parlatorio singen hören. <Der Princ. de Vaudemont haben mir zu inhende ...<Milan>az die reverence gemacht.>
||92
Augustus
D. 2. Augusti, nachdem wir d. 22. July daselbst<zu Milan>
angekommen, Reiseten wir von selbigem Orte, und
blieben den mittag in der berühmten Chartreuse de
15 m.
La Chartreuse
de PaviePavie alwo uns die Carthauser zu mittage trac-
tireten. Bis hieher auff der gantzen Reise habe nichts
so schönes und kostbahres als ihre Kirche gesehen.
Vor das erste sind Vortreffliche bas reliefs auff der
faciade, wie auch viele antique Keiser Köpffe von
marmor welche aus des Hertzoges Johan Galeas
Dem stiffter dieses Closters und der Kirche, seinem cabi-
net seyn sollen. Die faciade soll auch höher auffgefüh-
ret werden. Das inwendige der Kirchen anbelangend
so sind im selbigen alle Altäre gegen Orient gebauet,
welches man zwar wohl in Franckreich, aber wenig in
Jtalien siehet. Und sind selbige, alle mit Kostbahren
bas reliefs und allerhand raren precieusen steinen
gemachet, die welche auff der einen seiten, corres:
pondiren, mit denen Welche auff der anderen seiten
sind. Der Hohe Altar ist absonderlich auch mit
schönen kostbahren steine (welche mehr wehrt als gold
und silber) ausgezieret. Jn der Sacristey war
ein stück von Denti de Cavallo Marino <geschnitten> gemachet
Die biblische historien representirende; der
||93
Augustus.
Kirchen zieraht, welcher in vielen hübschen Gemählden
und Silberweck bestehen soll. War aus Furcht
des Krieges, alle nach Milan Geflüchtet, also
daß wir selbigen nicht gesehen. Jn dieser
Kirche ist sonst ein marmores begräbniß zu
sehen, von dem stiffter des Clostes und der
Kirchen, von dem Johan Galeas Visconti ersten
Hertzoge zu Milan. Das Closter anbelangend
so hat im selbigen ein jeder mönch sein Sommer
und Winter apartement, seinen eigenen garten
und seine aparte Bibliothèque. Und ist das
gantze Closter gar nett gebauet.
Nachmittages nach dem wir alles dieses besehenPavie.
5 m.
continuirten wir unsere Reise und kamen nach
Pavia eine altväterische Stadt wir passirtan im hinaus fahren
daselbst die verdeckte Brücke über den Tesin
welche 300 gemeine schritte lang ist, und von
obgedachten Johan Galeas erbaut worden. Sonst
ist von Pavia zu observiren daß daselbst 2 Konige
gefangen genommen worden, der <König> Desiderius von
Carolo Magno und Franciscus I. von Carolo
Quinto. Die Festung zu Pavia ist auch anjetzo
nebst deßen Schloße in schlechtem stande.
||94
Augustus
Nicht weit von Pavia musten wir uns über einen kleinen
Flus Gravelona genand setzen Laßen, und hernach bey
Voghera
15 m.Zeme auch über den Po. Den tag blieben wir zu Voghera
Tortone
10 m.D. 3. Passirten wir den Letzen Ort und Festung im<von>ba Mei-
landischen Tortona genandt, und speiseten zu
Novi
10 m.mittag zu Novi den ersten Ort im Genuesischen
gebiethe, an dem Fues der Apenninischen gebirge
Gavi
5 m.gelegen. Den nachmittag passirten wir Gavi eine
stadt nebst einem Festen Schloße auff dem Berge
Voltagio
5 m.gelegen; und blieben zu nachts zu Voltaggio.
12 m. D. 4. passirten wir Campo marone, speiseten zu
4 m.mittag zu teschio Barabin, arrivirten durch Pietra
Genes
4 m.d'Arena nach Genua Logirten al Croce
NB. Von
Novi an
bis fast an
Genua sind
wir allezeit
in bergen und <und>ge- in
reiset
Genuesischem
gebieth gereiset.
Von Milan
bis Genua
85 Jt. meil.bianco.
Zu Genua haben wir folgende Kirchen besehen:
die Cathedrale od. S. Laurentij ist ein gar altes
gebaude. Man wieße uns in deßen Sacristey
Eine <kleine> Schüßel von einen Smaragd aus einem
stücke <inwendig ausgearbeitet>, aus welchem der H. Christus das Osterlamm
Kurtz vor seinen Ende soll gegoßen haben, dieses
stück sollen die Genueser in einem Kriege schon
vor etliche 100 Jahren bekommen haben.
Die Kirche L'Anunciata genandt, ob sie
zwar auch nicht gantz fertig, behalt vor allem
anderen Kirchen in Genua den preis ohne streite;
||95
Augustus
Sie ist gantz gemahlet, die Kuppel in selbiger Kirche
ist absonderlich auch gar schön gemahlet. Einige altäre
wie auch die Faciade der Kirchen sind noch nicht fertig:
Uber der mittelsten Kich Thuren ist ein stück, das gehal-
tene Abendmahl Christi mit seinen Jüngern presenti-
rend von Procacin de Milano gar wohl ge-
machet. Diese Kirche hat ein gewißer Lomelin
auff seinen unkosten erbauen Laßen. Die Kirchen
S. Gilo, Madonna delle Vigne, S. Luca, S. Paole
und wenig andere sind auch sehens wurdig. La Madonna
de Carignan ist eine Kirche welche auff einer höhe gelegen, woselbst
man die Stadt Genua wohl übersehen kan. Sie ist von der <Genuesischen familie von sauli erbauet worden. Sie ist sauber gebauet, die Statuen, von S. Bartholomæo Joh. Baptista, S. Bernhardo und S. Sebastian seind wohlgemacht.>
Des Doge sein Palais betreffend, so ist selbiges ein
uhraltes gebaude. Deßen Zimmer sind auch alle klein
und niedrig. Unten vor dem Palais haben die Mous-
quetair, die Wache und oben vor den Zimmern der
Schweitzer. Es ist curieus das über dem Doge die
schlimmsten Gefängniße seyn. Der Saal alwo
Grand consiglio gehalten wird, ist nicht so gros
und hübsch wie die zu Venedig. Auff dem
Palais ist sonst auch der Thurm, alwo die große
Glocke une Haupt, welche man Leutet, wenn sich
Die gantze Noblesse verammlen sollen und wenn
der Doge ausgehet. Er hat auch im Palais seine eigene
Capelle, allwo Er meßen hören kan.
||96
Augustus
Vor dem <Stadt>Thore ist auch ein fein Gebaude L'Albergo
genandt, alwo die Müßiggänger hinein gethan
werden um daselbst zu arbeiten. Es sind darinnen
Manns und Weibes Persohnen, wie auch Kinder
anjetzo an der Zahl 900. Welche auch darin gespeiset
und gepfleget werden. Sie müßen dorffen aber niemahlen
Kein Fleisch eßen. Sie haben auch ihre eigene Capelle,
und es sind auch eigene Nobels bestelt, Achtung
hierauff zu haben. Der Doge hat sich in diesem Gebaude
werend der Bombardirung, nebst einigen Senatoren
auff gehalten.
Sonst seind in der Strada nuova nichts als
hübsche Palais absonderlich die von Duc Doria,
Duc Spinola, Duc S. Pietro. Wie auch in der
Strado de Balti, welche Straße deswegen also
genandt wird, weil die Palais so in selbigen zu
finden, von dem geschaft Balbi sind erbauet worden.
Jn dieser Straße haben wir besehen, die Palais des
Marquis Durazzo und Caroli Spinola.
Die gantze Vorstadt Pietra d'Arena ist fast nichts als
mit Lauten Palais angefüllet. Das Haus vordem
Thor wenn man nach Milan fähret, lieget und dem
Principe Doria gehöret, ist nebst dem garten auch
hübsch. Die Villa (od. Lusthaus) von Jmperiale
||97
Augustus
nebst einem schönen garten ist auch sehens würdig.
Der Phanel, welchen halb ein Konig von Franckreich
halb die Genueser erbauet haben, ist ein schönes stück
und ob nach selbiger schon offt zwar mit stücken
geschoßen worden, ist selbiger doch unversehrt geblieben.
Er ist auff einen Fels gelegen, und muß man ohn des
noch 310 staffeln hinauff bis in die Laterne zu
gehen, haben welche von Cristal gemachet, und im
welchen lauter Lampen hängen, welche des nachts
denen Schiffen in der See Leuchtet. Man kan
auff selbigen die Stadt Genua gar fein sehen.
Die aüßen fortificationes von Genua haben wir
auch umritten, und hat selbige 10 Jtali. miles im
umkreis.
Jn eines Burgers Micone haus, siehet man unter-
schiedliche feine tableaux, und uberaus vielerley arten
Muscheln. Er hat auch viele medaillen. Obgenan-
dter mann hat die meisten sachen Von des Canonici
Feri abgekauffet.
Dauff dem Platze Banco genandt Versamlen
sich ordinair die Nobels und Zwar auff der
einen seiten, auff der andern seiten aber die Kauff Leute
der Platz S. Gilo ist auch ordinair eine Assemblée der
Nobel.
||98
Augustus
Die gantze Stadt Genua, ist gewis eine der
schönsten in Jtalien; sie ist en Amphitheatre
gebauet, welches nicht wenig zu ihrem Ansehen
mit contribuiret. Der Haffen ist sehr gros,
und wohl defendiret. Das Bombardement
hat Zwar zimlichen schaden der Stadt gethan,
man siehet aber anjetzo fast gar keine rudera
mehr davon. Maßen selbige noch schöner wie
vorher wieder auff gebauet worden.
Die Regierungsform betreffend, so kan man
selbige in den meisten dingen, mit der Veneti-
anischen vergleichen. Außer daß der Doge
nur 2 Jahr Bleibet, und nachdem Er diese
dignité geendiget, wird Er allzeit Procurator.
Das Compliment welches sie dem Doge zu Ende
seiner dignität gemachet und durch einen
Secretarium ist: Vostra Serenità ha finito
il Suo tempo. Vostra Excellenza
Se nevada in casa. Der Doge pflegt
aber selten dieses Compliment an zu hören, weil
Er sich ordinair etliche stunden vorher in sein
haus retiriret.
||99
Augustus
Der jetzige Doge ist Federico Franchi (von dem
neuen adel, dem folgt einer vom alten adel und
vice versa). Er ist in diesem Jahre erst darzu gekommen.
Sein habit ist von Roht Cramoisin <damas>, auff eben der
Art gemachet wie der Senatoren Röcke, welche aber
von Schwartzen Damas sind. Er traget auch auff seinem
Rock eine Krone, das Königreich Corsina repre-
sentirend. Wenn Er ausgehet wird Er auff jeder
seiten von einem Senatore begleitet, vor<hinter> ihm her gehen
die andere Senatores <2 und 2>, vor ihm her aber die andern
Nobels <2 und 2>, vor diesen, die Kriegs und andere bedienten,
und vor diesem gehen seine pagen. Vor Jhm her wird
auch das Schwerdt getragen. Die Schweitzer gehen
auff Beeden seiten, und auff allen Plätzen diese
passiret stehen Soldaten, das gewehr presentirend.
Jn denen Kirchen sitzet Er auf der seiten unter einem
Baldachin. Jn dem Consiglio und Audience sitzet
Er auff einen stuhl welcher ein wenig erhöhet ist.
Sein titul ist Serenità, die Senatoren
werden tituliret Excellenza, und die andern
Nobel Jllustrissimo. Der Doge wird nicht wenn Er
aus gehet von denen Envoyés wie der zu Venedig begleitet.
||100
Augustus
Der Ertz bischoff welcher das Gouvernement in
geistlichen Dingen hat ist anjetzo einer vom geschlecht
Spinola. Der Frantzosische Envoyé heißet
Msr. de Luciens, der Spanische ist einer von S.
Quiros.
Die Vornehmsten Familien von den alten geschlechten
sind, Doria, Spinola, Grimaldi, and Fiesque, u. a.
Von der neuen Noblesse sind, die vornehmsten, Franchi,
Sauli, Fransoni, etc.
Die Garnison der Stadt Genua bestehet ordinair in
3 bis 4000 Mann. Sonst haben die Gemahler auch noch
viele Land Milice, die am fall der noth dienen müßen.
Jhre beste Soldaten, welche Sie haben sind Teutschen
und viele Corsen, welche Letztere um einen geringen
sold dienen.
Das sogenandte Haus S. Georgij, ist fast wie eine kleine
Republique in der Stadt Genua. Es haben auch seine
eigene Nobels welche Er erwehlet, auff Jhren sachen
achtung zu haben.
Die Land: und Lusthauser der Genuesischen Nobels, sind
im Bisague Altaro Pietra d'Arena, und zu Sestri
welcher letzte ort, einige meilen von Genua gelegen.
Und so viel von der Republique und Stadt Genua.
Zu Genua ist eine promenade genandt la Cassole.
D. 26. Augusti Nahmen Wir eine Genuesische felouque
und reiseten also zur See von Genua weg, cotoyirten die
Genuesische Küsten nach dem Ponente zu, und arrivirtenSavone
30 m.
Zu Savona. Einer Genuesischen Stadt, de Die Citadelle
welche daselbst, ist zimlich fortficiret, sie hat 8 retiraden,
und ist diswegen angeleget, weil diese Stadt, gar nicht
gut vor Genua intentioniret sind ist, und presendiret
frey zu seyn.
D. 27. Passirten wir die Spanische Festung Finale;Finale
15 m.
Ländeten an zu Loano. Dieser ort gehört dem DucLoano
5 m.
Doria und ist ein Reichs-Lehen; daselbst speiseten
wir zu mittag. Zu nachts blieben wir zu Araschi12 m
einem Genuesischen Orte.
D. 28. blieben wir zu mittag zu S. Remo gleichS. Remo-
30 m.-
fals ein Genuesischer ort. Den abend blieben wirMonaco
20 m.
Zu Monaco, der Residentz, des Printzen dieses
nahmens. Daselbst besahen wir das Schlos, in
welchem, unterschiedene feine Zimmer und meubles
sind. Von außen aber pariret es sehr schlecht.
Die Stadt ist auch eine kleine espece einer Festung.
Es ist in selbiger frantzösische Garnison.
D. 29. Passirten wir von weitem vor VillefrancheVillefranche
5 m.
eine Savoyische stadt. S. Auspice gleichfals ein klein
||102
Augustus
Le Comté
de
Nice
5 m.
Von Genua
bis Nizza
sind 122
Jt. miles
zu waßerfortificirtes Savoyisches Schlos. Arrivirten
endlich zu Nice, diese Stadt und die Graff-
schafft welche eben diesem nahmen führet, gehöret
dem Hertzog von Savoyen. Die Stadt ist an sich
nichts sonderliches. Die Citadelle aber so
darbey ist, ist gewis wohl fortificiret, Sie ist
anjetzo noch nicht wieder in <selbigen> volligen Stande wie
selbige vor der Frantzösischen Eroberung gewesen.
Die natur hat selbige auch befestiget, maßen
Sie auff einen Hohen Felsen <in die See> gebauet. Der Gouver-
neur der gantze Graffschafft und der Stadt ist die
Marquis Caregli. Der Gouverneur in der Citadell
aber Msr. de Rossignole. Eben den tag wie wir zu
Nizza waren, kam daselbst an, der General
der 4 Sicilianischen Galeren welche zu Villa
Franche die Königin von Spanien abholen solten,
sein nahme ist Don Emanuel de Sylva.
Wir waren intentioniret von Nice nach Mar-
seille ferner zur See zu gehen, es ließen sich aber
den selbigen tag nicht weit von Nice vier Alge-
rische Kriegs und Raub Schiffe sehen, also
wurde uns gerahten, sicherheit halben, zu Lande
diese Reise zu thun. Den Nachmittag blieben
wir stille Liegen Zu Nice.
Augustus
D. 30. reiseten wir Reitend von Nizza hinweg und ohngefehr <1 lieus>NB. dix lieux in
Provence sind
wohl 5/4 stunden.
von dar passirten wir auff einem Kleinen schiff den Flus
genandt le Var welcher Jtalien und Franckreich von ein-
ander scheidet; dergestalte daß man so bald man diesenLa France
flus passiret hat, in Franckreich, und zwar in der Provence
ist. Den ersten Ort den man antrifft in der ProvenceLa Proven-
ce
ist ein Dorff genand S. Laurent, welcher art wegen desS. Laurent
guten weins so daselbst wächset und Visc de S. Laurent
genandt wird, beruhmet ist. Man mas in den Ort selber
20. Sols de France vor die bouteille zahlen. Der Edelmann
welcher alle die um S. Laurent Liegende Weinberge, gekauffet,
hat blos von dem wein alle jahr ein revenue von 60 000 livres
Er ist vom Geschlechte Pisani man nennet ihn aber Mr. de S. Laurent
Es ist an diesem Ort auch eine Douane, und zwar sehr scharff.
Ferner passirten wir kurtz vor Antibes ein alt fortificirtes
Berg Schlos an der See gelegen. Man komt nicht durch
Die Stadt Antibes, man passiret aber gantz nahe an der
Festung vorbey: Dieser Ort weil es eine Frontier Festung
ist wird sehr feste gemachet. Er Lieget auch noch beym Meer.
Das Amphitheatrum so vor dem daselbst gewesen, ist
wegen des Festungs bau gantz ruiniret.Cannes
4 lieus
Wir speiseten zu Mittage zu Cannes einer kleinen
stadt gleichfals an deem Mittel Ländischen Meer
gelegen.
||104
Augustus
Le bois d'Este-
relleNachdem wir ohngefehr 1 Lieus von Cannes waren,
kamen wir an den großen wald Le Bois d'Esterelle
genandt, welcher vor dem wegen der Straßen rauber
sehr difficile zu passiren gewesen, anjetzo ist es aber
sieder 5 jahren ohngefehr, gantz sicher. Mitten im wald
4 lieus ist ein rechtes gutes Wirhtshaus, alwo wir die nacht
blieben.
Frejuls
2 lieus.D. 31. blieben wir allezeit noch im obgemeldten
Walde, bis vor Frejuls einer alten Stadt, alwo man
auch die rudera eines Amphitheatri, wie auch eines
Acqueducs siehet; es sollen auch noch andere anti-
quitäten an dieser Stadt zusehen sein, welche wir
2 lie.aber nicht gesehen. Jn einem Dorffe le Muy genandt
blieben wir zu mittag. Nachmittages passirten wir
Vidauban. Luc
Vidauban, und blieben zu Luc.
D. 1. September Speiseten wir mittages zu
Brignole
4 lieuxBrignole eine zimlchen Stadt. Des nachmitta-
Septemberges sahen wir von weitem auff dem wege das
Closter alwo der Corper der S. Marie Magdelene
soll verwahret seyn, welcher ort S. Marie Mag-
delaine de Baume genandt wird. Daselbst
weisen sie, dem ort, wo sie ihre sünden beweinet,
dieses Munchen Closter Lieget auff einen Berg
in einen Felsen gebauet. Es geschehen nach diesem
5 lieus.orte viele Wahlfahrten. Zu S. Zacharie blieben <wir die nacht in einer muhlen.>
September
D. 2. blieben wir mittages zu Aubagne einerAubaigne
3 lieux
Kleinen stadt, alwo ein Zoll ist. Des nachmittages
arrivirten wir (nachdem wir S. Marcel passiret) von1 lieus et demi
Marseille. Nahmen unser quartier au Cheval rouge.1 lieus et demi
Marseille
de Marseil
v. p. 138
La Sâle d'armes zu Marseille meritiret gesehen
zu werden. Das rangement des gewehres ist perfect
schön. Es ist Lauter gewehr der Soldaten, so auff
die Galeren dienen und solle vor 40 Galeren
zu armiren in diesem Saal seyn. Man siehet auch
in diesem Saal die portraits des Koniges Dauphins,
und der 3 Princen des Dauphins, nur die bloßen
gesichter. La maison der forçats, und La Corderie
sind 2 schöne gebaüde. Das Haus des Kauffmans
Simon genand und das Haus du Charpentier sind
2 wohl meublirete Hauser. Man siehet auff beiden
seiten des curses (welcher sehr angenehm) nichts
als wohl gebaute Hauser. Die Gaße von der porte du
Rome, den curs hindurch, bis nach der porte d'Aix
ist perfect schön. Wenn das dessein, welches man vor
hat von dem bau von Marseille acheviret wird
wird es nächst Paris die hübschste Stadt <in Franckreich> seyn.
An dem mund des Haffens sind 2 feste Schlößer S. Nicolas
und S. Jean welche ob sie zwar Beede nicht sonderlich
gros demnach defendiren sie einander sehr gut und
werden alle beede sehr propre entreteniret.
||106
September
Auff einem kleinen Berge bey Marseille ist ein altes
Schlos Nôtre Dame de la Garde genandt auff wel-
chen allemahl eine Fahne ausgestecket wird, wenn
Schiffe ankommen, und werden selbige auch von diesem
Schloße mit canonen Saluiret. Sonst sind
auch nicht weit von Marseille auff dem meer
3 kleine forts. Le Chatenu d'Jf, welches das conside:
rableste; Pomègé und Rateno, welche nichts sonderlichs
seind; es Lieget doch auff Beeden Letzten eine Garde,
welche von dem ersten Fort dahin détachiret wird.
Was den Haffen von Marseille anbelangt, so ist
selbiger gar nicht vor die Kriegs Schffe. wohl aber
vor die Kauff Schiffe und Galeren deren Letzteren
18 bey unserer Zeit zu Marseille waren, es waren
aber auch unter schiedliche im Meer.
vid. p. 138Die Abbaye so zu Marseille ist und S. Vittor
genandt wird, ist eine der ältisten in gantz Franck:
Reich, Mr. de Vendosme <Grand prieur de France> ist anjetzo Abbe.
D. 6. September reiseten wir en chaise wieder
Aix
4 lieusvon Marseille hinweg, und nach dem Wir eine
Douane passiret, arrivirten wir nach Aix
der Haubtstadt in der Provence. Sie ist
zwar nicht gar gros, dennoch giebt selbige
an schönheit den andere städten in Provence
nichts nach. Wir besahen daselbst
Le Palais du Parlement, in welchem
||107
September
das Parlament gehalten wird. Es ist darin La chambre
d'Audience, La chambre des Enquêtes, Les deux Chambres
De Toumelles, l'un pour l'Eté, l'autre pour l'hyver.
Diese sind alle wohl meubliret und mit feinen
tableaux ausgezieret. Jn jeder Chambre in einem
winckel ist ein Kleiner thron gemacht mit vergul-
deten schnitzwerck gefürrhet, alwo der Konig sitzet, wenn
Er im Parlement mit ist. Der Dauphin selber darff
sich nicht auff diesem Platz setzen sondern Er occupiret den
platz du premier President. Sonst sind anjetzo 10 Presidents.
Deren habit, wie auch derer andern Conseillers ihre tracht,
Kan man in einen der obengenandten Chambren abgemahlet
sehen. Es sind auch 2 Cours Souverains zu Aix
Nechst diesem haben wir besehen die Kirche der Jesuiten
und die nahe darbey sich befindliche Capelle der Messieurs
du Parlement in welchem einige hubsche tableaux, das andere ist
verguldet schnitzwerck. Der Cours zu Aix wird deswegen
hübscher gehalten als der zu Marseille weil daselbsten
1 reiche, alhier aber 2 reichen Baume auff jeder seite seyn.
Er ist auch mit feinen Fontainen ausgezieret. Man saget
daß dieser Curs, eine der schönsten Plätzen in gantz Franckreich
seyn soll. Man findet zu Aix auch noch einige brun-
nen mit Warmen Waßer. Derwegen es auch von diesen
warmen Waßer, so wohl als den Erbauer der stadt <Septo> auff
Lateinisch Aquissesti genandt wird. <Zu Aix ist ein Ertzbischoff.>
Wir waren zu Aix logiret a l'hôtel de Saint Jacques.
September
D. 7. Continuirten wir unsere Reise nachdem wir
Salon
5 lieus. de Saloneinen gantzen halben tag zu Aix geblieben waren, wir
arrivirten zu mittag nach Salon. Eine alte Stadt
woselbst man in der Kirche der Carmeliter siehet,
das Grab des Beruhmten Nostradami, das Epi-
taphium welches Jhm sein eigener Sohn gemacht ist folgends
<D. M.> Clarissimi ossa Michaëlis Nostradami punius omniū
mortalium judicio digni cujus pené divino calamo totiꝯ
orbis ex Astrorum influxu futuri eventus conscriberentur
vixit annos LXII. menses VI. dies X. Obijt Salloni, anno
M. D. LXVI. quietem posteri ne invidete. Anna Pontia
Gemella Salloni Conjugi. Das grab ist nur ein bloßer stein.
Den tag blieben wir zu nachts (nachdem wir den gantzen
nachmittag in einer großen plaine, welche bis nach Arles
währet gefahren) an einen Ort da nur ein eintziges
4 lieus.Haus. Es wird genennet S. Martin de Cros. Die oben
gedachte plaine ist nur vor das Vieh zu weiden, deswegen
ist kein korn darauff. Die Hammel de Cros werden æstimiret.
Arles
3 lieus.
vid p. 139
d'ArlesD. 8. arrivirten wir morgens früh zu Arles. Da-
selbst arrétirten wir uns um die Dasige Antiqui-
taten (welche in der menge sind) zu besehen. Vor der
Stadt ehe mann hinein fähret siehet man die alten
Acqueducs deren 112 Bogens noch im stande seyen.
Jtem Eine menge so wohl heidnischer als Christlicher
alten gräber. Jn der Sstadt siehet man das Raht-
haus <und in selbigen die Copie der Statuen von Diane deßen original zu Paris.> welches aber so gar alt nicht ist. Vor diesem
Rahthaus stehet ein Obeliscus, welcher ziemlich gros
und zu Ehren des jetzigen Koniges von Franckreichs
||109
September
auffs neue vor einigen Jahren wieder auff gerichtet worden,
durch den Rath zu Arles. Auff eben dem Platze ist in einer
mauer eine alte Columne auff welchen folgende
Buchstaben zu lesen sind:
Jmp. Caes. Fl. Val.
Constantino
P. F. Aug.
und weiter hinunter
Divi Constantini[!] Aug.
PII FILIObb
Es ist auch zu Arles ein tempel der göttin Diana gewesen,
in welchem die Statua, welche anjetzo zu Paris, gestanden
Man siehet auch noch einige rudera eines Amphitheatri,
und daselbst ist auch ein verdeckter gang gewesen, welcher
runter der Rhône hindurch (wie die Historie lautet) bis nach
Nimes soll gegangen seyn. Den nachmittag reiseten
wir von Arles, und passirten daselbst Le grand
Rhône über eine brücke, jenseit dieser brücke, ist
so zu sagen der andere theil der Stadt, welcher aber
Trinquedaille genandt wird, und woselbst eine
Douane. Ohngefehr eine Viertel stunde von Arles
passiret man auff einer überfahrt Le petit RhôneLe
Languedoc
und sobald man diesen Flus passiret, ist man
in der Province Languedoc den abend bliebenNîmes
5 lieus
wir zu Nîmes, Einer alten Stadt.
Wir waren daselbst vor der Stadt a l'hotel
de Luxembourg logiret.
||110
September
zu Nimes haben wir das beste Amphi-
theatrum in gantz Franckreich gesehen. Es
komt aber dennoch, deme zu Verona davon
pag. 78 und 79. gedacht, nicht Bey. Von außen
ist dieses zu Nîmes zwar beßer im stande, aber
inwendig sind die staffeln sehr ruiniret. Jnwen-
dig in dem Amphitheatro ist es gantz mit Hau-
sern bebauet, also daß man die große des
Amphitheatri nicht wohl sehen kann. Ferner
haben wir gesehen: das so genandte maison quarré
welches vordem ein Mausolæum gewesen, wel-
ches der Keiser Adrianus der Princessin
Paulina zu Ehren auffrichten Laßen. Deren
Asche man auch daselbst verwahret hat.
Anjetzo ist eine Kirche daraus gemachet, welche
inwendig auff befehl des Koniges gebauet wird.
Man Kan nicht glauben, wie sich dieses gebaude
so Lange und so wohl conserviret. Die Colonnen
und die gantze faciata ist noch in volligem
stande, die Gothen welche das Amphithea-
trum <und die gantze stadt> so verheeret haben aber dieses Gebaude,
wegen Jhrer Schonheit nicht verstören wollen.
Man siehet auch noch einen Tempel der
Gottin Diana zu Ehren erbauet,
nebst andern Antiquitäten.
September
Den 9. Wie wir von Nîmes reiseten thaten wir eine
kleine detour nach einem orte Caverac genandt, alwo
ein Haus von Mr. Sart<r>es, Conseiller du Roi<Tresorier de France<Secretaire du Roi, de La grande Chancellerie.>> Dieses
Haus meritiret gesehen zu werden, nebst dem schönen
großen Garten der hinter dem Hause ist, alwo
viele jets d'eau, auff unterschiedlicher art
sind. Nachdem wir dieses gesehen, continuir-
ten wir unsere Rechte route, und speiseten zu
mittag zu Pont <de> Lunel alwo wenig Hauser
Den Abend um 6 Uhr arrivirten wir endlichMontpellier
nach Montpellier. <Logirten anfanglich au Cheval blanc, hernach bey Mr. Colasse Chambre garnie.>Not. Mann
rechnet von
Nimes bis nach
Montpellier
gerade zu 8 lieus
davon ist der
Ort wo wir zu
mittage gespei-
set der halbe
weg ohngefehr
D. 25. Martij<Septembris> traten wir unsere reise nach
Barcelona an speiseten mittages zu Lupian
(5 lieus) nachmittages passireten wir Montigni
welches eine stadt, so vormahls denen reformirten
eingeräumet worden. Wir blieben nachts
zu Pezenas <(3 lieus)>. Logirten am pont trompéte
vor der Stadt. Obgedachte 3 Orte gehören
dem Prince de Conti, der Letzgenandte Ort hat
viele hübsche promenaden.
D. 26. blieben wir den mittag zu Beziers alwoBeziers
3 lieus
man auff dem place de S. Louis und La place de S. Jacques
eine der angenehmsten gegend in der welt siehetNarbonne
4 lieus
des nachts blieben wir zu Narbonne alwo ein Ertzbischofft-
hum dieses ist eine uhralte Stadt und espece einer Festung.
September
3 lieusD. 27. Speiseten wir zu Villefalse alwo nur ein paar
Hauser stehen. Nachmittags quittirten wir das
Languedoc und kamen in die Graffschafft
Comte de
RoussillonRoussillon, deren beeden grentzen durch ein Creutz
Salces
4 lieusauff einem Berge marquiret seyn. Wir blieben
zu Salces, alwo nicht weit davon ein klein fort
ist welches le fort de Salces genennet wird.
D. 28. Passirten wir einen trapet alwo nichts als
rosmarin zu sehen, welches einen sehr angenemen geruch
verursachte. Wir blieben zu Perpignan, der haubt-
schafft[!]bc in der Graffschafft Roussillon. Eine sehr
gute Festung. Wir logirten daselbst au petit Paris
3 lieusDes abends blieben wir zu Boulon, da selbst nahmen wir
D. 29. vier Leute, welche bewaffnet waren; um uns nicht
allein den weg zu weisen <biß nach Girona>, sondern um uns auch im
fals der noth wieder die sogenanndte Miquelets
oȡ Straßen rauber (derer es gar viel giebet) zu
Bellegarde
1 grand lieusassistiren. Wir passirten eine frantzösische Festung Belle-
garde, welche eine gantz neu angelegte Festung auff
L'Espagneeinem hohen Berge an der Spanischen frontieren ist.
La
CatalogneDas Spanische territorium und in specie Catalonie
Papst sich ohngefehr einer Kleinen stunde von Belles
garde an, bey einem Kleinen Flus, der aber offte gantz
La Jiun-
chiereaustrocknet. Den ersten Ort so wir in Spanien antraffen
Figuiere
2 gr. lieus.heißet La Jiunchiere, wir speiseten mittages zu Figuie-
re, alwo wir bey einem Frantzösischen wirth einkehreten.
||113
September
Des nachtes blieben wir zu Pascheras, in einem sehr2 legs
schlechten quartier.Girona
3 legs
D. 30. Mittages waren wir zu Girona einer
Spanischen Festung daselbst war gleichfals ein
frantzösisch Wirthshaus. Der dasige Gouverneur
Don Cappola war so obligeant daß er uns von
Gironna aus eine escorte Dragoner mitgab bis nach
Barcelona. Des nachts blieben wir zu Majorchin3 legs
einem Orte von wenig Hausern.
D. 1. Octobris speiseten wir zu mittages zu Sant SalloneOctober
4 legs
und zu nachts a la Roccha3 legs
D. 2. arrivirten wir mittages nach BarcelonaBarcelona
4 legs
Nota
Von Montpell
bis Barce-
lona seind
ohngefehr
50 legs
Die Spani-
schen Legs
kan man
mit teutschen
meilen
vergleichen
alwo wir anfangs in einem schlechten haus einkehreten;
nachgehends bekamen wir aber ein propere Haus, auff
ordre des Comte de Marsin, frantzösischen Ambassadeurs
alwo<in deßen Hauße> wir auch taglich speiseten. Den selbigen nachmittag
hielte der König von Spanien seine Entrée zu Barcelona
als Conte de Barcelona, Selbige bestund in folgender
Ordnung: Vors erste Kamen die Stadt Paucker trompeter
<und> Hautbois, alle zu Pferde. Dem folget des Vice Re
seine Garde. Nechst diesem kann einige Grands d'Espagne
alle zu Pferde in einer magnifiquen equipage, es
waren unter andern der junge Duc d'Ossun, der Comte de
Palma Vice Ré, welche<deßen>bd charge aber so bald der Konig
zu Barcelona komt cessiret. <Vor dem Konige her ritte alleine der Duc Medina Sidonia mit dem bloßen Schwerdt als Ecuier du Roi.> Hernach kam der Konig
auff einem braunen Spanischen Pferde reitend auff
||114
October
Frantzosisch gekleidet, eine weiße plume auff dem
Hut, reitend unter einem Himmel von 4<6>be Rathsherren
getragen. Des Koniges garde hallebardien <(welche> alle
auf Spanisch gekleidet, <eben> wie des letzt verstorbenen
Koniges seiner Leute) gingen vor dem König her.
Dem Konige folgeten seine Handpferde, und deßen
Spanische alte Gutschen. DIe Entrée war so gar
extraordinair nicht, weil der Konig nur als Comte
einzog. Drey Abend nach einander waren Feuerwercke
und illuminationes durch die gantze Stadt.
D. 3. Octobris hatten wir die Ehre dem Konige en
particulier die reverence zu machen, welcher sich gar
gnädig erzeigete.
D. 4. war eine Function in der Cathedrale Kirche
alwo der Konig als Canonicus im Stiffte introduciret
wurde.
D. 12. Octobris Wurden die Versamlung der Stände
(welche Las Cortes genandt werden) zu Barcelona
an der Franciscaner Kirchen angefangen, alwo der
Konig selbst zu gegen war. Diese Versamlung kan, Ver:
möge der Catalonischen gesetze, nicht gehalten werden,
als in presentz des Koniges, oder eines von der Koniglichen
Familie. Bey Eroffnung, und Endigung der Las Cortes
ist der Konig in Persohn, sitzend unter einem hohen Himmel;
||115
October
Alwo die 3 Chefs der Clerisey, welches der Bischoff von
Tarracona war, des Adels, dieses war, der Comte
Peralada, in abwesenheit des Vice Ré von Napoli des
Duca de Medina Coeli, und einer von der Burgerschafft.
Diese 3 Chefs, Küßeten dem Konige kniend die Hand.
Nechst diesem rieff ein Protonotarius offentlich folgendes
aus: Silentio. El Rey manda que os Senteis.
Das ist: Der Konig befihlt, daß Jhr euch setzte. El Rey
manda que os cubrais. Der Konig befiehlt daß Jhr
euch bedecket. El Rey manda que attendais. Der
Konig befiehlt daß Jhr solt zuhoren. Nechst dem
wird die Proposition im Bey seyn alles Volcks öffent:
lich Vorgelesen. Dieses alles wehrete ohngefehr eine
Kleine Halbe stunde.
Wir haben zu Barcelona gesehen, das Haus welches
genandt wird, La casa de Deputatione alwo,
unterschiedliche Hübsche Saale sind, und es ist auch
oben im Haus, ein garten alwo Lauter oranges Baume
sind. Der Palais des Vice Ré, alwo der Konig logirte
ist zwar gros, aber gar nicht meubliret.
Was die Stadt anbetrifft, so ist selbige zwar eine der
größten und besten in Spanien, Es sind aber daselbst
Lauter kleine Gaßen, welchs machet, daß man offte
wenn sich 2 gutschen einander begegnen, gantze Viertel
||116
October
stunden stille halten muß. Des abends menieren
sich die gutschen, an dem bord des Meeres<haffens> in die
Stadt, nahe bey dem Palais. Der haffen, ist sogar
sonderlich nicht, in dem die Kauffardey Schiffe, alle
Zeit, auff ein paar stunden von Barcelona ihre Wahren
ausladen mußen. Auff einem Berg bey der Stadt,
welche Mont Juic heißet, ist ein Kleines viereckigtes
tfort welches anstat einer Citadelle Dienen soll. Es ist
aber so weit von der Stadt, daß man aus dem
fort mit Canonen, selbigen fast keinen schaden thun
kan. Die Festung der Stadt ist nichtes sonderliches,
Die Frantzosen haben selbige aber an dem stärcksten Ort
attaquiret.
Der Konig wenn Er ausfähret hat er allezeit, 3 Gutschen,
und zwar alle Spanische, Jn der ersten fähret der Konig
gegen über sitzet der Duca Medina Sidonia, als Ober
Stalmeister, und in den thüren zwey andere Grandes
Die andere gutsche gehet Leer, und wird genand, Carossa
di rispetto, selbige ist, daß im fall wenn die erste bricht,
daß eine andere da sey worin sich der Konig setzen kann.
N. in Spa-
nien fahren
alle große
Hr. mit
Maul Eseln.Jn der dritten fahren des Koniges Cammerjuncker, oder
ander von seiner suite. Die 2 ersten gutschen sind
mit 6, die Rothe aber nur mit 4 Maul Eseln bespannet
||117
October
(Es darff niemand in der Stadt mit 6 Maul Eseln fahren
als nur der Konig).
Wenn der Konig speiset, sitzet Er gantz alleine unter
einem Himmel. Er wird allezeit von 2 Cammerjunckern
bedienet, welches meist lauter Grandes sind. Einer
gibt ihm Kniend zu trincken, der andere stehet
gegen den Konig uber und schneidet vor. Er probiret
aber alle eßen erst. Wenn der Konig trincken will
so suffet der so das Glas bringet, Coppa, (ein becher)
alsobald machen die Leute platz, damit man das
trincken her bringen kan und wenn der König getrun-
cken machen alle eine reverence. Vor und nach
dem eßen machet der Patriarch aus Jndien, als
erster Hoffprediger, und der andere Aumonier
welches Don Carlos war, ein bruder des Cardinal
Borgia, ein Klein Gebeth.
Jn dem Dispacchio, welches so viel als der Geheimde
Rath ist, kommen zu Madrid: Der Konig, der Cardinal
Porto Carero, der Marquis de Villa franca, welcher
Konigliche Oberhoffmeister, der Comte Sant Estephan,
der Comte Marsin, (welcher nicht als frantzösischer
Ambassadeur, sondern als Spanischer Staatsminister
im Dispacchio mit hinein gehet) der Duca Medina Sidonia.
||118
October
und letzlich der Secretario de Stato der Marquis
d'Ubilla, welcher aber wehrend des dispacchio, allezeit
Kniend auff einem Kußen, schreiben mus. Die Rähte
sitzen aber allezeit. Es wird alles in spanischer sprach tractiret.
Die Grandes so wir gesehen zu Barcelona, sind-
Die Duca Medina Sidonia, Koniglicher Ober
stallmeister, und Gesinde Rath.
Der Docmte Sant Estephan, gleichfals geheimder
Raht. Vormahliger Vice Re de Napoli.
Der Duca d'Ossum, (welcher uns in seinem Hause
tractiret) Er ist Gentilhomo di camera.
Der Duca di Cessar. Gentilhuomo di Camera.
Der Comte de Palma, Vice Re von Catalonien, und
Gentilhuomo di Camera.
Der Marquis de Quintana. Gentilhuomo di Camera.
Der Comte Benevento ist Sommeiller du Corps.
Will soviel sagen als Grand Echansan<Chambellan>
Der Marquis d'Aijeton. Generale de la Cavalleria.
Nechst dem folgen noch die zwar keine Grandes sind, aber
Dennoch sonderlich distinguiret worden: als
Der Comte Peralada aus Arragonien, ein
sehr reicher Herr.
Der Marquis Valerio Gentilhuomo di Camera.
Der Marquis d'Ubilla <vormahlicher Vice Re in Navarra.> Secretario di Stato.
Der Comte d'Ursel Mestre de Camp General, et Gentilhomme de
Chambre, ein Flam̅and.
||119
October
Sonst waren zu Barcelona der Frantzosische Ambas-
sadeur Comte de Marsin, welcher uns überaus
viel civilité erwiesen. Der Savoyische Ambassadeur
war, der Chevalier Operti, der Savoyische Envoyé
hies, Marquis de Cine, mit welchem letzten wir
connoisance zu Turin gemachet.
Der Konig hatte nur 3 <Frantzösische> Cavaliers Mr. de Louville
Chef de la Nation<Maison> Francoise Mr. de Mouviel,
et Mr. de Valouse, Stalmeister des Koniges.
Das gantze frantzösische Haus, von dem ersten bis
an den letzten bestand nur in 25 Persohnen.
Wir waren zwar resolviret der Königin (welche zu Waßer
ankommen solte) zu erwarten es kam aber ein Courier
von Toulon an, Welcher mit brachte daß die Königin
annoch daselbst wär, und würde ihre Reise nach Barce-
lona zu Lande fort setzen. Derowegen resolvirten wir
uns auff unser retour nach Montpellier zu dencken,
zu deme ende hatten wir d. 14 Oct als den tag vor unserer
abreise, unser Abschieds Audientz bey dem Konig, welcher
uns gantz gnädig congeduirte.
D. 15. Reiseten wir wieder von Barcelona aus und zwar
in compagnie des Mr. de Valouse Ecuyer du Roi wel-
cher aber zu Salces die post nahm und uns verlies, Mr.
le Baron d'Armond Marechal de Camp, Mr. de Granjean
Capit. de. Cavall. und eines Jesuiters Pere Gilli, welcher ein Camerad
||120
October
Des Pere d'Aubanton Confesseur du Roi ist.
Wir reiseten zu mittage aus, und blieben a la Rocca.
D. 16. Mittages zu Sant Sallone abends zu Majorchin
D. 17. Mittages zu Gironna daselbst besahen wir
die schöne treppe <auff> welcher man zu der Cathedrale Kirche
hinauff gehen mus, welche wohl meritiret gesehen zu werden.
Des abends blieben wir zu Paschera.
D. 18. mittages a la Giunchiere. Wir verließen selbigen
Nachmittag wieder Spanien, und kamen zu Bellegarde
wieder in der Graffschafft Roussillon. Zu nachts
waren wir au Boulon.
D. 19. kamen wir zu mittage nach Perpignan daselbst
besahen wir die Citadelle, welche der Keiser Carolus V.
annoch hat bauen laßen, die außenwercke aber hat der
jetzige Konig in Franckreich davon machen laßen.
Sie bestehet in 6 Bolwercken, davon eins nicht regu-
lair mit dem andern ist. Die fortification ist doppelt,
und hinter dem ist noch eine mauer, alwo man sich noch
eine Zeit lang halten kan. Der Marquis de Quinson
Commendant en Roussillon, et Lieutenant General,
war so hofflich und gab uns die Visite. Wir giengen
nachmittages noch bis Salces, ein buchsen Schus
davon ohngefehr ist das Fort de Salces, welches
in 4 alten rondelen bestehet, es ist aber sehr curieus
zu sehen, indem ohnglaubliche dicke mauerwerck
daran ist. Es ist noch von Carolo V. erbauet worden
||121
October
und ist 2 mahl von den Frantzosen, und einmahl von den Spa-
niern eingenommen worden. Man kan in diesem fort, nicht
allein die trockenen graben, sondern auch die gantze gegend in
Waßer setzen, die Quelle ist in dem Fort selber. Man wiese
uns wo alle 3 mahl die breche wär tentiret worden, man
siehet aber daß die Canonen gar keinen schaden haben thun
können. Es ist auch eine Kleine retirade daselbst alwo man
sich noch defendiren Kan, wenn die Mauer schon erstiegen.
Wann dieser platz mit Völliger munition versehen,
ist selbiger so zu sagen imprenable. Es sind ställe darin
vor 2 000 Pferde, und wuartier vor 3 bis 4 000 Mann.
Nachdem Wir dieses alles besehen, continuirten wir <d. 20.>
unseren Weg und Kamm passirten nahe bey Salces ein
Waßer welches an einem Orte suße, an dem andern saltzicht
schmeckt. Wir quittirten Roussillon.
Ehe daß wir wieder in Languedoc kommen, so observire:
Daß in gantz Catalonien, auff beeden seiten des Weges
man eine menge Aloë siehet, welche doch sonst in Teutsch
land so rare ist. Was Catalonien anbelanget ist es eines
der besten Provincien des Konigreichs Spanien.
Die Graffschafft Roussillon, welche vor dem auch nach
Catalonien gehöret, ist auch ein schones land. Man siehet
gantze Felder voll thimian, und rosmarin. Es wächset
in Roussillon ein uberaus starcker Wein, welchen man nennet
Vin de Riversalte. Der ort ligt Zwischen Perpignan und
Salces man mus, eine kleine detour nehmen, wenn man auff diesem
||122
October
ort zugehen wil. Und so viel sey kürtzlich gesagt
von der Provintz Catalonien, und der Graffschafft
Roussillon, welches auch vor dem ein theil dieser provintz
bis 1641 gewesen.
Wir kamen wieder in Languedoc, und speiseten mittages
zu Villefalse, abends zu Narbonne. Daselbst besahen
wir die Cathedrale Kirche, welche in Franckreich vor
eine schöne Kirche passiret. Man siehet daselbst
ein Bild die Auffweckung Lazari presentirend von
Sebastian <Venitien> gemachet wovor der Cardinal Mazarin
viel geld soll geboten haben.
D. 21. Mittages zu Beziers, und abends zu Pezenas.
D. 22. besahen wir en passant die Abbaye, welche
Vallemagne heißet, alwo sich der Cardinal Bonzi,
Ertzbischoff zu Narbonne, auffhält, das Haus und
der garten, wie auch die ...<Bernhardiner>kirchebf,
Daselbst, meritiret wohl gesehen zu werden.
Wir waren mittages zu Gigean 3 <fr.> lieus von Mont-
pellier. Nachmittages arrivirten wir glücklich
wieder zu Montpellier an, alwo uns die
vollige Reise Compagnie quittirete.
D. 26. Octob kam die Konigin von Spanien
zu Montpellier incognitò an. Sie saß in einer
||123
October
Rothen sammeten Litiere, mit 2 Maul Eseln gefuhret.
Selbiger folgeten viele Litieren und chaisen auff
2 Persohnen. Die Konigin, samt ihrem Hoffstat, logir:
ten, und wurden gespeiset in des premier President
Mr. Bon seinem Hause, welches überaus schön meubli-
ret war. Die Konigin speisete offentlich, und die
Serviette wurde selbiger durch den premier Presi-
dent gegeben; und weil selbige incognito, wolte
Sie nicht daß<von> dem pr. President bey tische serviret
werden. Der Spanische Ambassaduer, Castel Ro-
drigues, hatte auch eine aparte taffel. Von Dames
hatte die Konigin niemand als Madame la Prin-
cesse des Ursines und Made. D'Esnoges. Welche
erste dem titel in Spanien als Camerina maggior
führet. Sie verschaffete auch daß sie die gnade
hatte, der Konigin en particulier die reverence zu
machen. Jn der Konigin Suite befand sich auch ein
Printz de Belleveder welcher Abbé ist.
D. 27. blieb die Konigin zu Montpellier
D. 28. aber Reisete selbige, unter Lösung der
canonen, (welches auch bey derer ankunft geschah)
wiederum, hin weg. Kurtz vor ihrer Abreise kam der
Marq. de Louville und brachte ein schreiben vom Konig.
November
D. 14. November Geschahe die Ouverture
des Audiances, alwo alle Presidents (derer mit
dem premier Président 12 sind.) und die Conseillers
(deren an der Zahl 66) mit ihren Rothen Habit <und herminen (dieses nennen sie empapou chés)>
erschienen. Diejenigen Conseillers, welche nicht Doc-
tores seind, gehen nur im schwartzen robben.
Nachdem der premier President <silentium imponiret u.> befohlen die thüren
auffzumachen, sagte selbiger, Gens du Roi, qu'á-
vés vous a dire, darauff, trat der Avocàt gene-
ral Mr. Bagnole auff und hielt eine fran-
tzösische harangue. Nechst diesen haranguirete
der premier President Mr. de Bon. Wie dieses
geschehen, musten alle Advocaten und Procureurs
den Eid der treue ablegen, auff die Knie sitzend, das Crucifix
Küßend und des premier Presidents frage mit
einem Ja beantworten. Diese Ouverture des
Audiances, geschiehet auff einem tag in gantz franck:
Reich, als nemlich auff dem Montag, nach Martini,
zu Montpellier sind 2 Cours La Cour des
aides, et la Chambre des Comtes. Die Conseillers sind
aber bey allen beeden zugleich.
D. 15 kam Bruder Ferdinand Albrecht zu Mont-
pellier an und Reisete d. 10. Decembris wiederum weg.
||125
December
L'Academie de la Medicine, ist ein uhraltes Gebaude
welches von den Arabern soll erbauet seyn. Wir haben
in dem daselbst sich Befindlichen Amphitheatro, die
dissection, eines menschen gesehen, Vorhero hielte Mr.
Chicoynot Chancelier de la Medicine, eine Rede
alwo Er, einen theil nach dem andern von der Anatomie
Vornam. Dieser Mann passiret Vor einen sehr guten Orator.
Man Verwahret auch daselbst eine Schlange von wel<4 Ellen>bg
lang. Man wiese uns auch den <rothen> Rock <und portrait> von dem Beruhmten
Rablais welcher Professor Medecinæ zu Montpellier ge:
wesen. Diesen rock müßen alle Medici, wenn sie zu
Doctoren gemachet werden, anthun. Die Universität
zu Montpellier, ist sehr alt und wegen der Medecin
sehr berühmt. Die Juristische Facultät hat auch ihr
eigenes Haus.
Diejenigen Haüser, welche zu Montpellier, Vor die
besten passiren sind folgende: Das Haus alwo der
Bischoff wohnet, hat eine zimliche enfilade von Kammern,
welche wohl meubliret seyn. Die Bibliotheque des Bischoffs
bestehet in 12 000 Büchern. Der Palais (alwo: La
Chambre de La Cour des aides, et La Chambre des Comtes
nechst dem noch ein großer Saal) ist auch sehenswürdig
||126
Der premier President, wohnet auch in diesem
Palais, Er hat Zween Kammern welche Recht magni-
fique meubliret sind. Das Haus woselbst der
Abbé Odesan Provôst de La Cathedrale, Logiret,
ist schön und gros. Der Madame d'Ama<mb><m>artinbh
a la Cano<u>rgue <haus>, ist sehr wohl meubliret. Wie
auch das <haus> Der comtesse de Gange. Des Cardinal
de Bonzi haus (welches Mr. Bosc zugehöret) soll
auch wohl meubliret seyn. Das Haus des Presidents Esplanbi. <Jtem der Mad. de Mans wie auch Mr. Veiras hauser alwo 2 feine treppen sind.>
Um Montpellier herum sind auch unterschiedliche
maisons de Campagne, darvon ich gesehen: Des
premier Presidents seines, welches eine schöne
veüe hat, alwo man das meer decouvriret. Jn
dem garten sind Viele Orangers, an waßerfällen
Fehlt es auch nicht. Es ist auch daselbst ein Kleines
Wäldtgen durch Kunst gemachet. Des Bischoffs
Lusthaus a La Verrune ist nichtes, der garten aber
ist angenehm, in demselbigen ist eine maille bahn
von 900 gemeinen schritten, sehr propre gemachet.
Es ist daselbst auch ein natürlich Holtzgen,
welches um so viel desto rarer weil das Holtz in
Languedoc etwas rare ist. Mr. de Broglio hat auch
ein Kleines Lusthaus, der Garten ist zimlich Lustig angelegt.
||127
Der Bischoff zu Montpellier, ist einer< S>ohnbj des beruhmten
Colberts. Der rechte Gouverneur de Languedoc ist der Duc
de Maine, an deßen stelle commandiret in der Provintz
der Comte de Broglio. Der premier President Mr. Bon, und
der Jntendant de Province Mr. de Bâville. Der Gouverneur
Der Stadt und Citadelle ist der Marquis de Castres, (welcher
allezeit zu Paris). Der würcklichen Presidenten sind 12:
- 1. Le premier President Mr. Bon.
- 2. Mr. de Mariotte President.Die Presidenten sind
alhier nicht nach dem
Range gesetzet. - 3 Mr. Monceau —
- 4 Mr. Boucccant —
- 5 Mr. de Couset —
- 6 Mr. d'Arenes —
- 7 Mr. d'Esplan Le Jeune —
- 8 Mr. d'Audesan —
- 9 Mr. Perdrix —
- 10 Mr de La Chaise —
- 11 Mr. Mirman
- 12 Mr. Beaulac
Nechst dem sind wie pag. 124 gemeldet 66 Conseillers
hirnach sind die Correcteurs, <Auditeurs,> Avocats, Procureurs etc.
Hernach komt die Tresorerie, es
menge Tresoriers zu Montpellier, sie haben ein eigenes
Haus woselbst sie sich versammelen. Mr. Pennautier ist
Tresorier General de La Bourse de Languedoc, und Receveur du Clergé.
Es ist auch ein Presidial, alwo der Juge Mage presidiret, mit <einigen Conseillers.>
Die Consuls haben auch eine eigene Jurisdiction. ||128
Die Haüser alwo man spielet sind: Bey Made de
Broglio, Bey Madame de Bâville, Made de
Gange, Made La Presidente de Beaulac, Made
d'Ambmartin, und Bey der Made de Rat.
Die Dames welche sich sonst zu Montpellier, Von
andern distinguiren sind, Made de Castres des
Cardinals Bonzi Schwester Made de Rourre
Des Dauphins gewesene maîtresse Made La Marq.
de Grave Made de Poussan. Made Mariotte die
Schwester von Made de Gange. Alle Dames von meiner
connoisance alhier zu melden würde zu Lang fallen, des-
wegen Laße ich es Bey obengenandten Bewenden.
Das Cabinet eines Conseillers genandt Mr. Vessieres
meritiret wohl gesehen zu werden.
Die promenaden zu Montpellier sind au Païron,
Vor dem Thor gleiches nahmens, welches thor mit
unterschiedenen feinen bas reliefs ausgezieret, a l'imita:
tion der S. Martins porte zu Paris. Man promeniret sich auch
in der pepiniere auff, alwo nicht jederman einge-
laßen wird. Jn dieser pepiniere sind unterschiedene
rare garten gewächse. Es ist auch eine promenade,
a l'Esplanade vor der porte de Lute, oder Curs
Die Citadelle zu Montpellier hat 4 Bastions, selbige
ist noch von Louis XIII erbauet worden.
Die Mittlandische See ist eine stunde von Montpellier gelegen. ||129
Wir thaten wehrend unserem Sejour zu Montpellier, eine Kleine pro:
menade, nach der Jsle de Maguellone, welche ohngefehr 2 stunden
Von Montpellier, nahe Bey Ville neuve, auff einem Kleinen See gelegen
Von dieser Jnsul folget die Historie: Daß eine heilige Jungfrau
Die belle Maguelone genandt, an dieser Jnsul angelandet und
daselbst die annoch stehende Kirche erbauet habe. Jhr Grabstelle nebst des
Pierre de Provence seines wird gewiesen. Auff dieser Jnsul haben
vor dem die Bischöffe von Montpellier gewohnet. Es liegen auch noch
einige Bischoffe in der Kirchen Begraben. Das gewölbe der Kirchen, ist
noch zimlich conserviret, man saget von 1000 jahren, daß diese Kirch und
Closter soll erbauet seyn. Bey dem Altar stehet ein eisernes Creutz, auff
die art wie ein ancker gemachet, dieses sollen einige Schiffer, wie sie am H.
Creutztage in der see gefischet, gefunden haben. Alle Sonn und Feyrtage
wird in dieser alten Kirche die meße noch gelesen. Es wohnet nur ein eintzi-
ger mann auff dieser Jnsul.
Saracenen gewesen seyn. Die Jnsul ist so gros daß sie ohngefehr eine
kleine halbe stunde im umkreise hat. sie bringt dem Bischoff jährlich
1450 Francs ein. Auff der See divertiret man sich mit schießen, nach kleinen
gewißen schwartzen Vögeln welche man auff frantzösisch des foucs
nennet, welche sehr hauffig da sind.
D. 7. Martij Gingen wir von Montpellier aus, speiseten
zu mittag zu Pont de Lunel, und abends zu Nimes. Von dieser stadt8 l.
besiehe pag. 109 und 110.
D. 8. Waren wir mittages a la fouse, einem Wirthshause, nahe bey3 l.
Roumoulin gelegen, und dem Duc d'Uses zugehörig. Ohngefehr eine
stunde von da, (aber aus dem Wege) siehet man den Pont du
Gard, welche Brucke von dem darunter fließenden Flus Gardon
den nahmen hat. Dieses ist eine herrliche antiquität, die brücke
ist 3 Arcaden uber einander, über der untersten gingen die wagen
||130
und deren sind 6 bogens uber der anderen, gingen die
menschen, deren sind 11, die dritte war ein Acqueduc
darin sind 35 Bogens; dieser Acqueduc soll biß
nach Nimes gegangen seyn, diese Brücke ist zwischen
zween Bergen, Sie soll von dem Antonio Pio erbauet
seyn, man weiset auch deßen wapen, welches an der
Brücken in stein gehauen, nemlich einen Haasen
sind uberaus gros an dieser Brücken, der Konig Läst was
baufallig, wieder repariren. Nachmittages passirten
wir zu Ville neuve (welches noch zu Languedoc gehörig)
Die Rhône in einem sehr Dieser Flus scheidet das Frantzosi-
sche und Päbstliche Gebieth von einander. Nachdem wir
Diesen Flues passiret Kamen wir auff einer Kleinen
Jnsul alwo wir eher wir in Avignon Kamen erst
wieder einen Arm der Rhône in einer andern fehre
passiren musten. Wir Kamen Hernach alsbald in Avi4 lieus-
VonMont-
pellierbis-
Avignon 15. l.-
gnon alwo wir à l'hôtel de St Omar logirten
D. 9. Gaben Wir die Visite dem Hl. Vice Legaten
Sanct Vitake, incognito, welcher uns aber nichts
destoweniger Höfflich empfing, Er hat eine Garde, Jn:
fanterie, Schweitzer, und Gardes du Corps, auff
seinen Palais, welcher sehr antique ist. Der Ort wo der
Palais und die Haubt Kirche Nostre Dame de Don
wird genand La Roche de Don. Jn dieser Kirche sieht
man die graben Johannis XXII und Benedicti XII
beydes römische Päbste, der erste nur mit einer
doppelten, der andere aber wie alle Päbste mit
einier dreyfachen Crone. An dem Ort wo des erst<letzt>ge-
nandten Pabsts grab, siehet man noch den Sitz der
Päbste so über 70 Jahr zu Avignon residiret, wel-
cher von marmor gemachet ist, und des Cardinals Cossa grab.
||131
Des verstorbenen Ertz Bischoffs von Avignon Libelli Capelle
und grab ist auch in dieser Kirche zusehen. Man wies uns auch
die ornamenta der Kirchen und unterschiedliche Päbste, wie auch
den Schatz der Kirchen unter andern die Kelch des Pabstes July II.
Er ist sehr kostbahr wie auch ein Moonstrantz mit vielen Edel
gesteinen besetzet dieser Pabst ist Ertz Bischoff zu Avignon
gewesen, die Canonici tragen roth mit hermelin wie die Cardinäle
bey uns die<das>bm vio<Ben>ificiarji violet, und das aus sonderlichen privilegio
Pabsts Sixti IV.
Das Gewölbe der Cordelier Kirchen ist gewis was sonderliches, weil
es auff gar Keine Pfeiler Ruhet.
Jn der Colestiner Kirche (welche dem Konig von Franckreich nebst
dem Closter gehorig) siehet man das grab de S. Pierre de Luxembourg,
seine miracul sind alle abgemahlet unter andern siehet man
eines von einem Kinde, welches von einem Thurm des Palais soll herun-
ter gefallen seyn, und so bald man selbiges auff obgedachten
Heilige sein grab geleget, soll es wieder lebendig worden seyn.
Jn dieser Kirchen ist auch das grab des H. Benesis, deßen Cörper
man, auff der anjetzo ruinirten Rhone brücken gefunden.
Der Pabst Clemens VII ist auch in dieser Kirche begraben
Jn dem Closter wurde uns gezeiget ein Gemählde welches Konig<Graff>
René von Franckreich<Provence>bn gemahlet: nemblich seine todte maitresse,
welche Er hat ausgraben Laßen. Der Closter garten ist angenehm.
Wir besahen auch das Cabinet des Graffen de Berton, welches in sehr
vielen curieusen gemählden bestehet und gewis sehenswürdig ist
Die siebende Zahl ist zu Avignon, wie zu Padua, observiret
Es sind 7 Capittul, 7 Collegia, 7 Seminaria, 7 Hospitall, 7
Pfarr Kirchen, und endlich 7 Thore.
Die Hauser wo man spielet, oder zusammen komt, sind bey
Made Blovac, Made Montfrein, Made Fortia, Made de Ville
franche Made d' A<e D>onijbo. Die Dames da<mit> wir sonst am meisten connoi||132-
sance gemachet, sind nechst albereit gedachten, Made
La Marquise de Perussij, Made la Comtesse de Soissan,
Made de Calviere, Made und Mademlle de Fonseque. <Made d'Urban, Made de Bertan.>
Die Messieurs sind vornemlich der Vice Legat, der Mar-
quis d' Ess<es J>ssar, der Comte de Suse, der Marq. Donij,
Mr L<d>e Comte de Gange, der Commendeur, und Gen. de
Cavallerie Mr Maldachini, wie auch der Comendant
Der Jnfanterie Mr de Bounaventure Mr. de
Calviere Mr. Blovac. Les Chevaliers de Venarque, de
Blovac, de Dony, de Coste belle, Castelette.
Die promenaden um die stadt sind sehr angenehm,
Die Moulin von Avignon, sind mit thuren, überaus
schön gemachet. Wehrend unserm
Sejour zu Avignon gingen wir die Carthaus zu
Ville neuve, jenseit der Rhone zu besehen.
Die Kirchen ornamenta und Meß gewände sind recht
magnifique, man conserviret noch das Meßgewand
des Stiffters dieser Carthaus nemlich Pabstes
Jnnocenti VII welcher auch in einer Capelle von
Der Carthauser Kirche begraben. Der Vatter des jetzigen
Prince de Conti ist auch in dem Chor begraben.
Jn einer Capelle siehet man ein gemählde welches
König<Graff> René von Franckreich<Provence>, (...<an we>lchem auff der
vorhergehenden seite gedacht) selber gemahlet, represen:
tirend, den Himmel das Feg Feuer und die Hölle, in
welcher Er auch den Pabst und die Cardinäle gesetzet
sein eigenes portrait auch auff diesem Bilde
Ein herrliches gemählde, die Verkündigung Mariæ
Von Guidoreno, Jtem eines die Hölle allein vorstellend
von Mignard. Die Carthauser tractireten uns herrlich <mit fastenspeisen,>
zu mittage, unter andern Carthausen Mönchen, haben
||133
wir einen Dähnen angetroffen, welcher die Evangelischen
Reliquien zu gethan, und dänische Envoyé in Spanien
gewesen, Er nennet sich Pater Lüders. Das Closter und
die Kirche sind nichtes sonderliches. <Es hat 100 000 livr. Einkommens.> Mr. de Linsolas haben
wir zu Villeneuve gekandt.
D. 14. Martij reiseten wir von Avignon nach OrangeOrange
4 l.
Zwischen diesen beeden ohrten ist eine Wache, welche die
passirenden scharff examiniren mus, ob sie nicht vielleicht
frantzösische Refugiés sind, um sie zu empechiren nach
Orange zu gehen. Zu Orange haben wir gesehen, den Cirkel
und den Triomphbogen Caji Martij, welches beyderseits feine
Antiquitäten sind, absonderlich das letzte auff welchem unter
schiedliche alte bás reliefs sind welche noch sehr kentlich
da es doch schon lange vor Christi Gebuhrt soll erbauet seyn.
Jn dem Keller eines Hauses sahen wir, einen Boden von Mosaischer
Arbeit, alwo gemachet eine Katze eine maus in dem maul habend
man urtheilet daher, das daselbst vor dem eines großen Hl.
Palais mus gestanden seyn. Wir gingen auch in dem eintzigen
Reformirten Tempel zu Orange, da doch nebst dem Bischoff-
thum unterschiedliche andere Catholische Kirchen und Clöster
sind. Zu Orange ist ein espece eines Parlements, nemlich
1 President, mit 8 Conseillers davon 4 der Protestirenden und
4 der Catholischen Religion zugethan sind. Es ist auch ohne
das noch ein Gouverneur, der das gantze Kleine Fürstenthum
gouveniret. Er war damahls aus Furcht des Krieges albereit
nach Engelland gereiset. Vordem ist eine Citadelle von
9 Bollwercken gewesen, ist aber anjetzo vollig rasiret, die
Stadt siehet auch einem Dorffe ähnlicher als einer Stadt.
Es lag eine Garnison von 50 Schweitzer in Engellandischen Diensten
Nachdem wir zu mittage zu Orange gespeiset, gingen wir
wiederum nach Avignon. Von dar wir aber vollig weg gingen.
||134
Cavaill.
4 l.D. 15. Martij Speiseten zu mittag zu Cavaillon
3 lieusVon dar passirten wir in einer Fehr die Durance
welcher Flus die Graffschafft Avignon von der
Lambese
2 lieusProvence scheidet. Wir schlieffen zu Lambése
3. AixD. 16. zu mittage zu Aix (Hiervon besiehe pag 106. 107.)
Wir logirten vor der stadt au bras d'or.
5 lie.Zu abends in einem sehr schlechten quartier Poussio
genandt.
1. l.
S. MaximinD. 17. kamen wir nach S. Maximin und besahen
en passant, die Kirche de S. Maximin, der hohe altar
ist sehr schön, mit Florentinischen od. Genuesischen
steinen <oȡ marbre de Cones.> gemachet, und der Chor mit herlichen Schnitzwerck
Jn eine Capelle unter der Kirchen, wurde uns gezeiget
Das Wahrhafftige Haubt <welches einer extraordinairen Größe.> und Brustück der S. Magdelenen
(wie sie sagen) und auff der Stirn hat sie ein Zeichen, welches
Noli me tangere genennet wird, dieses Zeichen sol der
Hl. Christus gemachet haben, Wie Er nach seiner Auffer-
stehung dieser Heiligen in gestalt eines gärtners erschienen
und sie soll mit der Hand an die stirn gestoßen, und
selbigen mahl wie diese<folgende> Worte in der bibel stehen gesagt
haben: Rühre mich nicht an (Noli me tangere)
Auff dem Buste od. Bruststück sind 2 große Ametisten
welche Charle II. Graff von Provence gegeben und
60 000 Livres geschätzet werden. Die Crone ist auch
sehr Kostbahr, welche des vorgenandten Graffen von Pro-
vence vatter Charle I. gegeben. Man wiese uns
auch noch in dieser Capelle, die Särcke, der H. Magdelenen,
des H. Maximins, Ersten Bischoffs zu Aix und aus der Zahl
der 70 Jünger, wie auch Seines nachfolgers in dem
Bischoffthum, sein Sarck. Jtem la Sainte empoulle in
welcher zwischen 2 steinen einige tropfen Blut (wie sie sagen von Christo <wie Er am X gehanget>) gewiesen <worden.>
||135
Hernach zeigete man uns in einer Capelle in der Kirchen,
unter andern reliquien: Den rechten arm der H. Magdelenen
Jtem die Haare dieser Heiligen wie auch einem Arm des H. Maximini.
Nachdem wir dieses alles besehen; gingen wir nach Nans vonNans
1 lieu
dar setzten wir uns zu pferde, und ritten nach der Ste Baume
welche 2 gute stunden von dar ist. Sie Lieget auff einem sehr
hohen Berge. Die Kirche ist in einer Höhle gemachet, deswegen wird es
auch Ste. Baume genandt, weil Baume auff der Landssprache
eine Höhle heißet. Hinter dem Altar, ist der H. Magdalenæ Statue
auff einem großen Stein liegend gemachet, daselbst soll der Ort seyn
alwo Sie ihre penitentz gethan. An diesem Orte hangen viele silberne
Lampen. Der hohe altar ist von Marmor gar fein gemachet. Man
weiset auch der H. Magdelenen Brunnen in die Kirchen, das Waßer
ist sehr gut und Frisch Dieses waßer soll vor vielen Kranckheiten
gut seyn. Die Höhle alwo die Kirche schwebet an vielen Orten ohne
daß sie an der Erden anstoßet. Jn der Kirchen gehet man eine
treppe hinunter alwo man das Grab Christi von steinen gemachet
siehet. Jn der Kirche ist auch ein Ziehr Brunnen, deßen sich das
Closter bedienet. Jn dem Closter sind ordinair 6 Mönche
welche von dem Orden sind und von S. Maximin
dahin jahrlich gesand werden. So lange diese Mönche daselbst
sind, dörffen sie Kein Fleisch eßen. Noch höher auff einem felsen
gerade über der Ste Baume gelegen, ist eine Capelle gebauet
alwo, der H. Magdalenæ Statue, mit 4 Engeln von Marmor
gar wohl gemachet. Dieser Ort wird der S. Pillot genandt.
Daselbst (sagen sie) soll die Magdelena alle tage von den
Engeln hinauff gebracht seyn, alwo sie auch täglich ihr gebeth
soll verrichtet haben. Zu der Ste Baume wie auch zu S. Maximin
werden eine große menge Rosen Krantz welche an die reliquien
||136
gerieben werden, <und> verkaufft, an die passanten.
Nach diesem Ohrte geschehen unzählich viele Wahl
Nota, wenn
man auff
S. Pillon
zugehet
zu Pferde
od. auch in
sänfften komt
man viel eher
nach Toulon.fahrten. Nachdem wir dieses gesehehen kehrten<gingen>
wir wieder zurück, und speiseten zu mittage zu
2. l.Nans. Von dar gingen wir nach Tourbes
4. l.D. 18. Speiseten wir mittages zu Boujancier, und
arrivireten Abends nach Toulon, alwo wir a la
3. l.Croix d'or einkehreten.
So̅. von Avi-
gnon bis
Toulon 28
lieus.bpDen andern tag besahen wir den <sogenanten> Parc, alwo
die Corderie. Dieses ist ein überaus Langes,
und schönes gebaude von 175 brasses Sie hat
3 gange inwendig. Jtem, das General Magasin
und alle Hauser, so zu Construirüng der Schiffe
nöhtig. Es ist auch ein Kleiner Sale d'armes da:
selbst. Alle diese Gebaude sind sehr nett unter:
halten. An den Raht Hause siehet man zwey
Statuen, (auff frantzösisch destermes genandt)
von Puijét gemacht. Sie werden vor ne grose
Kunststücke gehalten.
Wir fuhren auff des Jntendanten Canautte
auff nach dem Foudroyant wir wurden
ihm hinaus fahren, von den Admiral Schiffe mit
13 Canonen Schüßen gegrüßet. Auff dem Fou-
droyant empfing uns der Comte d'Estrées
Vice Admiral. Dieses Schiff trägt würdig
104 Canonen ist aber auff 112 Canonen gemacht.
mit 3 Ponts. Die Cammer auff<in> welcher der Konig
||137
von Spanien logiren solte, ist <ist in der> mit<von> rothem Damas mit
guldenen Frangen gar propre meubliret. Es ist daselbst
gleichfals eine Alcoves, alwo der König schlaffen soll, eine
Antichambre und Cabinét, alles gar propre. Es sind in diesem
Schiff 36 Kammern, 6 Küchen, das vieh nemlich Hammel, Hüner
etc. alles<ein jedes> a part. Sobald dieses Schiff zu Barcelona
wird ankommen seyn hat<wird> es die frantzösische Pavillon quittiret
und dem Spanischen angenommen <haben>. Mit diesem Schiffe
(Jn welchem Mr. Chateau Moran Chev. de Malthe
Capitain ist) gehen<sind> noch 4 andere nach Barcelona <gangen>, auff
einen commandiret Mr. de Langeron, Lieutenant General,
auff den andern der Bailli de Loraine Capitain der
anderen Schiffs Capitaine nahmen ist mir unbekandt
Die Comté d'Estrées commandirete diese Schiffe en
chef. Nach dem wir den Foudroyant gesehen, wurden
wir von selbigem mim Weg fahrens, mit 13 Canonen salviret.
Der Foudroyant ist nechst dem Royal Louis (welcher damahls
zu Brest war) das gröste Schiff in Franckreich.
der Cable (das ist der stock wo der Ancker angemachet) hat<ist> 25 Dau-
men dick, da man sonst ordinair nur von 1 Daumen hat.
Wir machten connoissances in Toulon mit dem obgedachten
Comte d'Estrees, mit dem dasigen Bischöff Mr. Challouset
mit de l<Mr.> Bailli de Lorraine, fils de Mr. Le grand mit Mr.
Langeron Gen. Lieut. wie auch Mr. de Vauvrai Jntendant à Toulon
undt Mr. Perusses capitain vom Schiffe.
Die Damen sind Made. de Langeron avec sa fille, Made. de
Vauvrai, Made de Perussi etc. Wir sahen auch zu Toulon
ein Envoyé von Tripoli auff turckisch gekleidet.
Die Lionische Opera war zu Toulon, man spielete bey unserer
Anwesenheit Hesione und Atis.
Die Stadt Toulon ist zimlich woll forticifiret, hat trockene
Grabens.
||138
Den Haffen anbelangend, so ist er gewis, Einer
der besten, wo nicht gar der beste Haffen, an
dem Mittellandischen Meer. Die rhede, ist
sehr schön und sicher. An dem Eingang des
Haffens liegen 3 forts, La grande tour, le fort de
S. Pierre, und ein andres. Der Haffen ist sehr
wohl defendiret.
D. 22. reiseten wir von Toulon in sanfften weg
und nach dem wir 4 Meilen von dar an einem schlechten
Von Toulon
bis Mars:
9. lieus.Ohrte gespeiset, arrivirten wir abends zu Marseille
alwo wir a l'hôtel de Lion sehr wohl logiret waren
Ob wir schon daselbst<in Marseille> albereit gewesen, und. <so hatten wir aber doch> unterschie-
vid. pag.-
105. et106.-
Marseilledenes nicht gesehen hatten. Deswegen besahen wir
die Corderie, und Les bagnes, welches der Ort alwo
die Krancken Sclaven an der Zahl 200 entreteniret
werden, um Knechte arbeit darin zu thun, Jhr Bette sind
alle eben einander rangiret. Es ist auch ein hôtel, alwo
die meße gelesen wird. Diese obgedachte gebaude
sind neben einander von einer schönen größe und länge.
Wir besahen auch die Abbaye de S. Vittor. Jn der
Kirchen, welche sehr antique lieget Pabst Pius V. (welcher
Abbé de S. Vittor gewesen) begraben. Es wurden uns
eine sehr große menge reliquien gewiesen. Man wiset
auch unter dieser Kirchen, den Ort wo die S. Magdelena
sich zu Marseille auffgehalten, eher sich nach der
Ste Baume soll gekommen sein. Sie ist von Marmor
Daselbst gemachet. Man prætendiret auch zu verwahren
das Creutz des Hl. Andreæ welches in silber eingefaßet.
Die Manufacture Royale zu Marseille ist sehr
curieus zu sehen, daselbst machet man viele Stoffe
a la Persienne.
||139
Wir besahen auch noch einmahl Les forts de S. Nicolas
et de St. Jean, des ersten forts Commendant ist Mr.
<Mes>Desmonville, des andern aber Mr. Lambert, wir wurden
in beyden Schlößern mit Canonen salviret. <Jt.> die Galere
La Patrone genand, auff welche der Marq. de Fourville
Commendant des Galeres nach Napel nebst 3 andern Galeren
gehen solte. Man lies deren Sclaves, ihre exercices in unserer
præsentz machen. Von der Galere wurden wir auch gegrüßet.
Die Cathedrale Kirche zu Marseille, ist vor einer antiquen
Kirchen, wohl gebauet, Sie soll vordem ein tempel der
Dianæ gewesen seyn. Man prætendiret, in dieser Kirchen
zu conserviren den Cörper des Lazari, welchen Christus von
dem todten aufferwecket. Dieser soll der erste Bischoff zu Mar-
seille gewesen seyn. Der jetzige Bischoff ist des Comte de Luc
sein bruder. Des berühmten Sculpteurs und Mahlers
Puijet Haus haben wir zu Marseille gesehen, in welchen unterschiedl.
Kunst stücke von diesem meister gemachet zu sehen.
Madame de Grignan, des Comte de Grignan, Commendant en
Provence Frau, ist eine Dame von vielem esprit.
D. 25. Mart reiseten wir von Marseille, speiseten zu mittag
zu Saint Pont, und abends zu Salon.9. lie.
de Salon
vid. p. 108
D. 26. Mittages zu St. Martin du Cros und abends zu Arles8 lies
der Ertzbischoff Mr. de Mailli mit dem vicaire Abbé Bussy
des berühmten Bussy Rabutin, Sohn, Zwey Männer von großend'Arles
vid. p. 108
u. 109
meriten besuchten uns. Wir machten auch connoissance mit
Made de Monblanc, deßen Sohn gab uns das Abendeßen.
Wo Arles lieget wird von den Einwohnern noch L'Empire od. das R. Reich
genandt weil es vordem ein Reichs Lehn und der Ertzbischoff ein
R. Fürste war. zu Arles konten wir wegen großen windes die Rhone
d. 27. nicht passiren deswegen gingen wir nach St. Gilles3. l.
daselbst speiseten wir zu mittag und abends zu Massillarque4. l.
||140
bey dem Comte de Cobisson Lieutenant du Roi
der Provintz Languedoc, welcher ein sehr wohl
meubliretes Schlos hat. Seine Gemahlin ist seines
Brudern tochter. Er hat sehr viel guter aber ohne Erben.
Von Mas-
sillarque
bis Mont-
pellier
9. lieu.D. 28. Nachdem wir bey selbigen zu mittage gespeiset
gingen wir Nachmittages von dar weg, und kamen,
abends wieder nach Montpellier.
Von Toulon
bis Montpellier
37. lieus.D. 10. April reiseten wir vollig von Montpellier
weg, nahmen die ordinaire route biß nach Beziers
D. 11. Gingen wir von dar <mit dem ordinairen postschiff> auff den Canal zu
de Montp.
a Bez. 11 lieusBeziers sind 8 Schleußen ubereinander um 64
Fuß Hoch, WIr passirten zu Malpas alwo ein
Capestan
3 lieusdurch gehöhlter Berg, wodurch man passiret von
von 124<120> toisen. Zu Capestan welches ein stadtgen
changireten wir mit pferden. Nachgehends
NB. Zwischen
Capestan und
Canal chan-
gireten wir
mit pferden
zu.passirten wir den Pont de Cesse uber der brücken,
gehet der Canal, und unten fließet der rechte Flus
diese Brucke soll bey 100 000 Frances gekostet
habe Sie ist gewis sehr curieus. Nahe bey dieser
Brucke waren des Eparchoirs, welche dazu dienen
daß der Canal nicht bricht. Wir schlieffen zu
4 lieus
SamalSamal, einen eintzelen Hause alwo man aber
D. 12. Passirten wir le pont de Repudre, welcher
recht wohl ist.
eben ist, wie der Pont de Cesse, aber nicht so
gros, der Flus Repudre passiret unten durch
2 lieus et demjbey der Schleuße bekamen wir andre pferde
2 lieus et demiWir speiseten mittages a la Ridorte eintzels Haus
nahe darbey ist der Pont d'Argent double
5 lieus
Trebesabends blieben wir zu Trebes, bey Trebes sieht man
||141
Den Pont d'Orbiel, alwo der Flus Orbiel unten durch
passiret, diese Brucke gibt dem Pont de Cesse an schonheit
nicht viel nach. Wir sahen d. 13. April von weiten liegen Carcassone
D. 13. Mittages zu Bétille einem eintzelnen raths hause 5 lieus
nachmittages passirten wir le Pont de Rébentis, und
den pont de Tremaille, abends kamen wir nach
Castelnaudari, einem städtgen, alwo ein reservoir ist 5 l.
Daselst quittirten wir den Canal, und gingen zu
pferde d. 14., um das bassin od. reservoir de S. Feriol
zu sehen, welches den gantzen Canal im notfall
allezeit waßer fourniren kan. Den Canal
zu bauen hat des jetziges Presidents Riquets
zu Toulouse Vatter entrepreniret zu bauen.
Es ist wunderswurdig, daß man diesen Canal zu
machen gar felsen durchbrechen mußen. Er gehet von
Agde bis Toulouse, alwo Er in die Garonne fält.
Vermöge dieses Canals Kan man aus dem Mare
Mediterranée in dem Canal, durch die Garonne
commodement in den Oceano kommen, diesen
Canal zu unterhalten, sind eine menge Ponts und
Acqueducs davon einige oben genmeldet, und auch sehr
viel Schleußen. Er bringt ohne die unkosten nichts desto
weniger viel dem President Riquet ein, welcher ein
gewißes geld dem Konige davor geben muß.
Wir Ließen unsere Leute und bagage aff dem Canal nach Toulouse <gehen>
||142
Und nachdem wir dieses obgemeldete zu
S. Feriol gesehen, gingen wir nach der Bastide
1ste post
2te post
3te post
6ste postalwo wir die post zu pferde ritten, über Villefranche
Montgiscar, und Castellete, Nach toulouse
alwo wir au Pasteur einkehreten.
Das Rahthaus daselbst ist zwar sehr antique
aber dennoch wohl zu sehen. Jn dem innern platze ist der
Connétable Mommoranci zu Zeiten Konig Lud. 13.
enthaubtet worden. Jn dem rath Hause sind
alle Capitaux (oder wie sie anders Consuls gene-
net werden) von Langen Zeiten abgemahlet.
Es ist auch daselbst La Ecole des hommes
illustres, alwo unterschiedener beruhmter
Leute ihre buste sind, unter anderm der
buste eines Nogaret Ambassadeurs von Fran
ckreich nach Rom, welcher als der Papste
Benedictus XII, seinem Konige Lügen gestraffet,
Denselben eine Ohrfeige gegeben, und sich
salviret nachdem Er alle 2 stunden frische pferde
bestellet gehabt. Man wiese uns auch die
Register, woselbst die Geschichte so zu tolose
geschehen, in miniature gar wohl abgemahlet<gemahlet>
sind, <wie auch eine treppe, wo man hinauff ...<reiten kan>bq.>[.] Man lies uns den Degen, im eingehen, aus sonderl. distinction.br
||143
Die Kirchen so meritiren gesehen zu werden sind St.
Etienne, welches die Haubt Kirche, in welcher wir
2 mahl dem beruhmten Pere de la Rue ein Jesuiten
predigen gehöret, S. Zernin daselbst werden unter
schiedliche Leiber der Apostel conserviret, der Cordeliers
Kirche, daselbst ist ein Keller, welcher alle todte Corper
so drinnen sind conserviret, Er ist sehr curieus zusehen,
die erde so daselbst hat diese qualität an sich
der Jacobiner Kirche daselbst wird der Cörper des
berühmte Catholischen Theoligi Thomæ Acquinæ
in einem silbernen sarck conserviret wird. Man wies
uns auch einige Kirchen ornamenta gar propre gear-
beitet von einem Mönch aus ihrem Closter. Jn der Carme-
liter Kirche, ist eine Capelle von einem particulier a
l'italienne gebauet. Les Chapelles de Penitens
bleu et noirs, absonderlich die letzte sind schön.
Das Ertz Bischoffthum ist ein schönes Gebaude. Der
Presodent riquet ist wohl logiret. Er hat auch ein schönes
Haus le Spinet mit einem schönen garten. Vor der stadt
der Cours und die Brücke über der Rhone<Garonne> sind schön.
Es ist auch eine hubsche promenade vor dem thor frescaze
genand. Die Garonne fließet mitten durch Toulouse.
Diese stadt ist eine der grösten in Franckreich.
||144
Wir machten connoisance mit dem Ertzbischoff, wel-
cher von der Colbertischen Familie. Mit dem Premier
President du Parlement de Toulouse genandt
Mr. Moran, wie auch mit dem President Riquet
nebst dem besuchte uns der Senechal, welcher die
vornehmste des Adels genand Mr. Challouset,
Mr. Manibam, Mr. d'Aumoit, Mr. de Tourelles
und Mr. d'Entam, le Vicomte d'Ers etc.
Die Dames so wir gesprochen, Made de Challouse et
Made d'Aldiguier, Made de Lignan welches
eine beauté von Toulouse ist.
Die Zeitung von dem unvermutheten tode meiner
seel. Frau Mutter machte daß wir sobald neml.
d. 19. April von Toulouse weg gingen.
Eher wir gantz das Languedoc quittiren
muß doch etwas von den Etats, welche sich
alle jahr in dieser provintz halten, melden.
Dieses ist eine Versamlung aller Stände
von Languedoc, da sind die 3. Ertzbischoffe
der von Narbonne, welcher auch President
perpetuel der Etats ist, der von Toulouse
und der von Albi. Nechst dem sind 23 Bischoffe
dieses ist der geistliche Stand, hernach kommen
die Graffen und Barons, an der Zahl 23, die
||145
auff die Etats kommen. Das ist der adeliche Stadt[!]
Letzlich ist der tiers Etats, welches die städte sind.
Es schicket der Konig allezeit einen Lieutenant
general, der die Etats in seinem nahmen halten muß
Der sind 3 welche allezeit abwechseln, der Comté
Colvisson, der Marquis de Rourre und der Comte
de Peyre, der Konig schickte in seinem nahmen hin, den
Jntendant de la province mit 2 Tresoriers
welche das was der Konig begert fordern. Diese Etats
werden ordinair zu Montpellier od. Carcassone gehalten.
NB. Der Duc de Maine ist Gouverneur du Languedoc.
D. 19. April gingen Wir auff die Garonne von Toulouse
weg passirten zu Agen, welches ein bischoffthum, schon
in Guienne gelegen, das Languedoc quittireten wir
gleich den ersten tag. Wir kamen, zu Bourdeaux
der Haubtstadt in Guienne d. 21. Aprilis an
logirten au petite More (NB. Man rechnet von
Toulouse bis Bourdeaux zu Waßer 36 lieus).
Zu Bourdeaux formieret die Garonne (welche daselbst
den nahmen Gironde bekomt) einen haffen vor die Kauffardey
schiffe. Le Chateau trompette, ist die Citadelle zu Bourdeaux
Dieses schlos hat 5<6>bs bastions, gantz mit quadersteinen auffgeführet.
es ist ein Ravelin welches sonderlich schön ist, die Festung ist mit
||146
einer guten Contreescarpe versehen, dieses alles ist wie
alle Frantzösische Festungen sehr propre <[(]NB. Man sagt daß dieses auff pfeiler imWaßer gebauet sey)>. Der Gouverneur
davon ist Mr. le Marq. du Repér. Nahe bey der Citadelle
siehet man alte rudera, von dem Palais de Gallien.
Die Haubt Kirche ist St. André ein Hohes Gebaude.
Vor dem Thore sahen wir die Chartreuse, welche der Cardinal
de Sourdes (des jetzigen Commendant in Guienne,
sein Vatter Bruder) hat bauen laßen. Der Altar in der
Kirchen, ist von gar feinen marmor, in dem chor sind auch
unterschiedene curieuse gemählde. Die Stadt Bourdeaux
anbelangend, so ist selbige zwar gros, die gaßen und Hauser
sind aber nicht sonderlich, Sie ist wie ein<in> halben Mond
gebauet. Daselbst ist ein PArlement, Ertzbischoffthum
der Jntendant heißet Mr. de la Bourdonnet.
Der Gouverneur von Guienne ist Mr. Le Duc de Bevreus
D. 25. April, reiseten wir zu Waßer von Bourdeaux weg,
passirten den bec d'Ambes alwo sich die Garonne
mit der Dordone vereiniget, welcher zu ungestumer
Zeit, nicht ohne gefahr passiret wird. Wir gingen also
7 l.bis nach Blage. Zu Blage ist auch eine Festung,
irregulair a la Vaubane gebauet.
D. 26. Nahmen wir den Messager zu pferde speiseten
5. l.
4 l.mittages zu Mirambot, und blieben zum Pont
4 l.D. 27. Waren wir zu mittag zu Saintes der Haubtstadt
in Saintonge welches ein sehr fruchtbahr Land ist,
Jn dieser stadt siehet man Rudera eines Amphitheatri,
auff, auff der <Charente> brucken, ist auch wie ein triumphbogen.
||147
man siehet die Buchstaben darauff. JUL.bt Es ist auch ein Bischoff
daselbst. Nachdem wir des abends, eine halbe stunde vor Rochefort
Die Charente in einer Fehr passiret, kamen wir <in dem Pais d'Aunis> zu Rochefort7 l.
an. Daselbst machet obgedachter Flus einen Haffen, worauff
auch die Krieges schiffe gehen konnen. Sie werden aber auff der
Jnsul d'Eés armiret, Es sind 2 <bassins> Orter alwo man die schiffe
construiret, der eine hat schon viel muhe und Costen gefordert,
das Waßer daraus zu führen, es ist eine eigene machine darzu.
Die Corderie, Fonderie und die Sale d'Armes sind alles
sehr wohl zu sehen. Es ist ohngefehr 20 jahr daß diese Stadt
gebauet ist, die Gaßen sind sehr regulier und propre, die Hauser
aber etwas niedrig. Nachdem wir dieses gesehen gingen wir
D. 28. nach Rochelle logirten aux 3 Empereurs5 l.
D. 29. Nahmen wir Pferde bis Arpantier, hiernach setzten wir
uns auff das ordinaire Schiff welches von dar nach der
Jnsul Rhé gehet, und gehet man da, ohngefehr 2 l. auff
dem Oceano, wenn man daselbst<auff der Jnsul> arriviret, findet man
daselbst wieder Pferde, mit welchen nachdem man einen Ort la
Flotte passiret, kommet man nach St. Martin dieser Ort ist
auch etwas a la Vaubane fortificiret, die Citadelle ist
ein Viereck, a la Vaubane, gegen dem Meer zu hat es seine
eigene fortificationes, Landwerts aber ist Es mit guten demi lunes
und einer Contre escarpe versehen. Sie ist von Erden und steinen
zusammen gemachet, Auff diese Jnsul welche 2 l. im umkreise
hat, sind noch 2 andere forts.
Wir waren so glucklich das wir in der ruckreise den wind wieder
gut hattet, deswegen, kamen wir bey guter Zeit wieder nach Rochelle
alwo ein See haffen, aber nur vor die Kauffardey Schiffe.
||148
Man siehet noch in dem Haffen, wo Le<nahe bey dem> Couvent des Minimes
<einige rudera> des dams welchen der Cardinal Richelieu, in der
See hat machen laßen, dadurch verhindert daß die
Engel- und Holländer, die Stadt Rochelle, keine
Hulffe haben mehr zu schicken können. Man hat zu dem
ende viele Schiffe von Nantes kommen laßen, welche man
in der See sincken laßen, dieses hat zu einem grunde
des dammes gedienet. Es ist remarquable, daß kurtz
nach der Engel- und Hollander retirade, der dam
gebrochen. Dieser Dam ist die Uhrsache daß Rochelle
eingenommen worden, ob man zwar damahls alle fortifica-
tiones ruiniret, so ist doch noch die stadt eine espece einer
Festung. An dem Ort wo man die stadt bombardiren kan
sind batterien mit sehr vielen Canonen besetzet gemachet.
Die Schiffe laßen von außen, alß wen sie in der stadt
stunden, den die See schleichet sich so hinein. Mr. de
Chamilli welcher zu Rochelle auff dem Rathhause logiret
Commandiret in Saintonge, Pais d'Aunis, und Poiton
5. l.D. 30. April Gingen wir von Rochelle mit dem
Messager weg blieben den tag a la Gréve, daselbst.
D. 1. Maij Passirten wir einen kleinen marast, nach
dem kamen wir in Poitou, passirten ohngefehr 2 l.
von Olbreuze, der jetzigen Hertzogin von Zelle Vater-
4. l.lande vorbey, wir gingen bis nach Nior.
4. l.D 2. waren wir mitages zu St. Messan und
5. l.abends zu Lousignan.
5. l.D. 3. Kamen wir zu mittage nach Poitiers <(logiret aux Piliers)> der
Haubtstadt im Poitou, Einer zwar großen, aber
||149
alten und ubelgebauten Stadt. Auff dem Marckt stehet
des Koniges Statüe zu Fus, zu Poitier ist ein Bischoffthum.
Der Clin fließet daselbst, wir bekamen in dieser stadt
einen anderen Messager, den tag schlieffen wir zu Chatelrant7. l.
daselbst fließet der Clin in die Vienne, die brücke so
über diesen fluße ist all fein, in diesen Städtgen wird
viele schöne stahlerne arbeit gemacht, als Meßer Scheren etc.
D. 4. Nachdem wir in einer Fehr die Creuse passiret kamen wir
in der Provintz Touraine an, speiseten zu mittag a la Selle4 l.
und abends au faux, daselbst passirten wir die<den>bu Cher<Lindre>7. l.
D. 5. zu morgends und zu Bleret, die Cher uber einer
Brücket, speiseten mittages zu Amboise wo die5 l
NB. Hier fangen
die lieus an
kleiner zu
werden
Loire fließet. Das Schlos daselbst ist auff einem berge
gelegen, auff welchen Unterschiedliche Konige von Franckreich haben daselbst
gewohnet. Jn der Kirchen weiset man ein Hirsch geweihe von
22 enden, welches 12 fus hoch und 10 fus breit seyn soll
seßen halsKnochen, und rippen sind von einer unbeschreiblichen<extraordinairen>
größe. Es sind 2 Thürme daselbst alwo man mit der Gutschen
hinauff gemächlich fahren kan, von dem sind 4 dergleichen
Thürme gewesen. Man saget daß ein Garde de corps so noch
leben soll, von so einem Thurm, auswendig ohn verletzt bis
auff die erde gefallen sey. Es wird auch ein Ballhaus gewiesen
so unter der erden gewesen. Die Konigl. Capelle ist auch zu sehen.
Nachmittages giengen wir langst an der Loire hinauff und
kamen nach Blois in Bloisois. Daselbst ist auch ein altes10 l.
Konigl. Schlos <(allwo ein trefflich schones land)>. An diesem Orte spricht man sehr gut frantzösisch,
||150
Wir logirten daselbst aux 3 Marchands. Diese
Stadt, (alwo ein Bischoffthum) ist sehr angenehm
an der Loire gelegen. Man machet gute Handschuh daselbst.
8. l.D. 6. bleiben wir zu mittage zu St. Laurent des
eaux und abends zu Orleans der Haubtstadt
8. l.im Orleannois logirten au Dauphin. Auff
der Brücke welche uber der Loire ist, siehet man
die Figur des todten leichnahms Christi, vor welchem
auff der Knie sitzen auff einer seiten, der Konig
<Charlés VII> v. Franckreich, auff der andern aber die Pucelle
d'Orleans, welche mit ihrem Schilde und Gewehr, welche
(wie aus der alten historie bekandt) nachdem sie den
Engelländern großen Abbruch gethan in Franckreich,
sie von selbigen gefangen, und als eine Hexe verbrandt
worden. D. 8. Maji hat man ein Fest in Orleans ihr
zu ehren. L'Eglise de La Sainte Croix ist eine der
besten Kirchen, so ich bishero in Franckreich gesehen.
Sie ist von einer extraordinairen Höhe, gantz von stein,
in der Form eines Creutzes gebauet. Das Bischoffthum
ist auch auff die art gebauet. Jn obgedachter
Kirchen, sind bey <dem> eingang des Chors viele Feine Saulen
von Marmor. Die Chapelle de Notre Dame so der
Konig in dieser Kirchen bauen laßen ist auch von marmor.
Die Facade dieser Kirchen ist sehr wohl gemachet.
Die Stadt Orleans ist eine der grösten in Franckreich.
||151
Nota: Vier meilen vor Orleans zu Cléres, besahen wir die
dasige Kirche in welcher, das monument des Koniges
Louis XI. von Franckreich, (in welchen auch das Hertz Caroli VIII.
verwahret wird). Von Alabaster auffgefuhret. Wie auch
das Begräbniß der Ducs de Longueville.)
D. 7. Speiseten wir mittages zu Touri und abends10 l.
zu Estampes.10. l.
D. 8. Mittages zu Châtres und abends zu PARIS6 L.
8. l
alwo wir Bruder Ferdinand Albrecht antraffen
logirten mit selbigen a l'hôtel de Marseille4So̅. von Rochelle
bis Paris machen
106 lieus.
au Fauxbourg St. Germain, rüe de Seine.
Weil so viel descriptiones von der Stadt
Paris heraus sind, so habe vor unnöhtig
erachtet, das einige was ich daselbst gesehen
weit laufftig zu Beschreiben, sondern glaube
daß es genug wird seyn es zu melden wie folget.
Jn dem Louvre, welcher in das alte und neue
Gebaude eingetheilet wird haben wir gesehen:
Das Cabinet von Girardon eines Bildhauers,
da Er unter andern schonen stucken gemachet
die buste vom Alexandro Magno von porfir
vor welches stück man ihne schon viel geld gefodert<boten>
hievon besiehe Description de Paris par l'Abbé Brice
Tom 1. p. 173[!].5
||152
Jt. das Cabinet des Berins eines Mahlers
wie auch die Bildhauer und mahler academie
der garde meuble au Louvre ist auch wohl zu
sehen, in welchem unterschiedliche alte aber Kost-
bahre tapeten zu sehen. Jt. die rust Kammer
alwo allerhand ahrten altes gewehr in sind, vid. T. I. p. 51.6
Man weiset auch im Louvre alle vornehmste Festun-
gen, welche theils in Frantzösischen Händen gewesen,
theils aber noch in selbigen sind von Holtz gar wohl
gemachet. Die apartemens im Louvre sind alle demeu-
bliret. Der so genandte Palais des Thuilleries
stoßet an dem alten Louvre an, und ist vor-
nemlich darinnen eine schönen mit gemählden
ausgezierte galerie, und denn auch ein Theatrum
jn sch...<welches>bv absonderlich das Amphitheatre sehr
schon ist, von diesem Palais, und deßen <schonen> garten
vid. Tom 1. p. 54.7
L'Hotel des Jnvalides ist eines der schönsten
Gebaude, und Loblichsten Thaten welches der
jetzige Konig neugemachet haben. Jn selbigem
werden alle Lahme und Soldaten so über 25
jahr gedienet verwahret<auff Jhr lebtage ernehret>. Vid. Tom II. p. 249.8
Der Luxembourg und in selbigem die Gallerie
wie auch der Garten ist sehenswürdig. V. T. II. p. 2189
Le val de grace ist die schonste Kirche in gantz
Paris erbauet von Anne von Oesterreich v. T. II. p. 138.10
Der Carmelites Closter und Kirche, ist vor dem ein tempel
der Ceres gewesen. vid. T. II. p. 130.11
||153
Mad. de Valiere des Koniges geweste maitresse ist in diesem Closter
Jn der Englischen Benedictiner Kirche stehet die Leiche
Konig Jacobs von Engelland v. T. II. p. 129.12
Auff der Place de victoire stehet des jetzigen Koniges statue
zu Fues v. T. I. p. 169.13
Auff dem Place de Conquetes des jetziges Koniges Statue
zu Pferde T. I. p. 14014
Auff der Place Royale Konig Ludwig XIII statue equestre
T. I. p. 325.15
Die Konigliche Bibliotheque ist nombreus man
weiset unerschiedene curiositaten so man in Konigs
Childerici III. grabe gefunden. T. I. p. 159.16
Das Cabinet von Mr. de Guiniere T. I. p. 264.17
Der Palais royal dem Duc d'Orleans gehorig T. I. p. 10418
mit dem garten p. 10919 in welchem wir einen großen Brenn
spiegel auff des Herrn Schirn Hause macht gesehen deßen effect
das Cabinet von Mr. Baudelot T. II. p. 30.20
Zu S. Genefieva haben wir gesehen das Haus in welchem
Canonici regularis S. Augustinis sind, deren Kirche, Biblioteq
und Kunstkammer T. II. p. 67.21
Die Sorbonne deren Biblioteque und Kirche, alwo das
grab von Cardinal de Richelieu gemachet von Girardon T. II. p. 16322
Le College des quatre nations, die Biblioteque und Kirche
alwo das grab des Card. Mazarins T. II. p. 29123
Der Palais Die Kirche und Thurm <von Notre Dame> alwo man die gantze Stadt
Paris gar wohl ubersehen kan.
||154
Von dem Palais und der Chapelle Ste stehet T. II.
p. 36124 und p. 365.25
Von dem Pont royal stehet T. II. p. 304.26
Von dem Pont neuf aber T. II. p. 31827 auff welchem
die Statue zu pferde von Henri IV, v. T. II. p. 32228
und die sogenandte Samaritaine auff welchem
das Glocken spiel vid. T. II. p. 331.29
Jn dem Gobelin arbeitet man sehr schöne Haute et basse lisse
T. II. p. 2[!].30 Nicht weit davon wird annoch verwahret
eine Statue equestre von dem jetzigen Konige welche
nach Bretagne soll transportiret werden, sie ist
von Coysevox gemachet mit zween basreliefs von bronze
Von des Konigs Garten besiehe T. II. p. 13.31
Jn der Vorstadt S. Antonij ist die Spiegelgläser
manufactur v. T. I. p. 347.32 Nicht weit davon
ist ein model <von gibs> eines Triumpf Bogens so man
hat wollen machen, selbiges hat bey 18 000 Livres
gekostet, vid. Tom. I. p. 349.33 Jn letzgedachter Vorstadt
ist auch das Gartenhaus Titons. v. T. I. p. 358.34
Von dem Observatoris<o>bw vid. T. II. p. 151.35
Zu Ende des Courses ist ein Ort welcher La Sauon-
nerie genandt wird, daselbst wird Türckische
arbeit gemachet.
Die Abtey S. Denis ist 2 kleine Pariser meilen von der Stadt
Daselbst ist wie bekandt das Konigl. Begräbnis,
die principalsten graber so zu sehen, sind Franc. II.
Lud. XII. und Henr. II. der Schatz da selbst wird auch gewiesen.
||155
Ohnweit S. Denys <zu S. Oint> ist das Lusthaus des Marq. de Gerirés
Das Haus der Garten absonderlich der Kunstgarten
dieses alles ist sehr wohl ordiniret. Die gegend ist auch sehr schön.
Zu Charonne ist das Lusthaus von Mr. Breteuil Jntendant
des Ambassadeurs. Daselbst ist ein sehr artiger Garten
Berci gehoret einem Presidenten dieses nahmens
ist nichtes sonderliches der garten ist noch nicht fertig, die gegend ist hübsch.
Conflans wird also genennet von der Vereinigung dieser
beeden Flüße nemlich der Seine und der Marne, und
ist nahe bey obgedachten Berci gelegen. Es gehöret dem Ertz-
Bischoff von Paris das Haus ist nichtes. Es ist zwar eine kleine
galerie alwo schlechte mahlerey, und außen stehen alte
boustücke. Jm garten sind unterschiedene feine parterren
es ist auch eine kleine Cascade und Grotte, in welche von
unterschiedliche inventiones sind die zu sehen nach zu machen.
Es sind auch viele bedeckte gänge, ein garten welche
selbigen sehr angenehm machen. Das kleine Höltzgen ist
sehr artig, man hat es oben gantz gleich geschnitten, damit
es nicht verhindert, die uberaus schöne gegend zu sehen,
Es ist auch daselbst eine maille Hahn und Tauben Haus.
Seaux lieget 2 meilen von Paris auff dem wege nacher
Orleans hinaus und gehort dem Duc de Maine. Eher man hinein
kommet ist eine lange allee von Baümen, das gebaüde ist
mit pavillon wie fast alle frantzosischen Lusthauser gebauet,
auff die art ohngefehrbxby
||156
Das Haus ist wohl meubliret, und die Capelle ist
recht artig, die orangerie ist ein feines gebaude, inwendig
ist allemahl ein buste, und eine gemahlete bataille
eine um das andere. Es sind auch zimlich viele orangers.
Es ist eine Waßer galerie im garten da allezeit
ein antique buste zwischen zween waßersprüngen
stehet. Es giebet waßersprunge von unterschiedenen
ahrten, die Cascade ist auch hübsch, Jn dem Canal
welcher im garten ist giebt es viele Fische.
Die gegend des gartens ist admirable.
Meudon Liegt gleichfals 2 Lieus von Paris aber
auff dem wege nach Versailles. Jst dem Dauphin
gehörig. Es ist ein altes Gebaude mit thürmchen
s und hat die Figur wie Seaux. Die gemächer
sind magnifique meubliret. Die Galerie
ist schön, daselbst sind allzeit zwey bruststücke
zwischen zween abgemahlten conquirten plätzen
gestellet. Ein Saal welcher in der runde gebaut,
mit Statuen welche denen antiquen nachge-
machet sind, auff einer seiten lauter spiegel
Der Parc ist sehr gros und die alleen im selbigen
sehr lang. Die Waßersprünge sind nichts sonderliches.
Die maille bahn ist sehr guht. Die schönste gegend
siehet man zu Meudon aus dem Fenster man siehet
Paris, die umliegenden Landhauser und die
Seine. Meudon Lieget auff einer Höhe
auff der andern seite der Seine fast gegenüber lieget
||157
S. Clou welches dem Hertzog von Orleans gehorigbz
Daselbst sind zwey Höffe. Es wird eingetheilet in dem alten
und neuen gebaude. Jn dem letzten sind, andere wohl
meublirten Cammern zu geschweigen 2 schöne Cabinets so dabe
eine ist mit Chinesischer arbeit und spiegeln meubliret. Das
andere auch mit spiegeln aber nechst dem sind migniatur
mahlereyen darinnen von Coipel, man siehet auch in diesem Cabinet
unterschiedliche arbeit von pretieusen steinen. Nachdem man
einige andere Cammern durchgegangen komt man in einen
schönen Saal, welcher mit Jonischen marmornen saulen ausge-
ziert ist. Der plafond dieses Saals ist von Mignard gemahlet.
Die große Galerie ist uberaus schon welche mit schonen marmoren
Bruchstücken[,] und devisen und <trefflichen> gemählden von Mignand
ausgezieret das nöchste gemach ist auch von obgedachten
mahler gemahlt. Hernach ist noch eine andere Gallerie al
fresco gemahlet worinnen man Winters die orangers setzet,
von dar komt man in den Comoedien Saal. Wenn man
von selbigen durch obgedachte beede gallerien siehet, so
macht dieses einen gar schönen effect. Jn der Cammer
wo der Hertzog von Orleans anjetzo schläfft ist ein
Cabinet, worinnen ein gemählde welches selbiger selbsten
gemahlet, nemlich ein kleiner junge welcher 2 taubens ansiehet.
Das alte gebaude Jst auch zu seiner Zeit schon gewesen.
Es ist auch ein Saal worinnen aber lauter alte portraits sind.
Jn dem unter Hauß zu S. Clou ist die Capelle und
<und> die Bäder auch. Der garten ist uberaus schon.
Unter andern artigen Waßersprungen ist eines welches
90 Fuß Hoch springen soll. Die Cascade ist sehr naturel.
||158
und perfect schön. Die Situation von S. Clou
und die Luftt daselbst ist vortrefflich. Man
machet auch daselbst porcelaine welche der
Jndianischen sehr nahe kömmt, es wird von einer
rsaltzichten materie gemachet.
Wenn ich alle magnificence so zud annehmlich
keiten, und waser Künste <so man allerseits expresse vor uns springen laße> so ich zu Versailles, Marli
und Trianon <gesehen>, beschreiben wolte, wurde <ich> solches
nicht anders exequiren können, als die heraus
gegangene Descriptiones von Wort zu wort in dieser
meiner Reise Beschreibung abzutragen. Weilen
ich aber solche bucher habe die gantz ausführlich
davon handeln habe unnöthig erachtet solches
hierein zu schreiben. Jch contentire mich nur etwas
von der Menagerie, und dem curieus<raren> thieren so in
selbigen anzufinden, zu melden. Sie gehört der
Hertzogin von Burgundien, die gemächer sind
klein aber recht artig. Die Thiere sind folgende
[Leeraum von ca. einer Viertelseite]ca
D. 16. Juny<May>cb wurden wir durch Madame dem
Konige, zu abends præsentiret, welcher sich denn gar
gnedig gegen uns erzeigete.
D. 17. wurden wir auch durch selbigen die Duchesse
de Bourgogne, und an den Dauphin præsentiret.
Alle connoisancen so ich sonst zu Paris gemachet,
habe auff ein eigenes Papier geschrieben.36
Die Assembleen waren des Sontages und Donnerstages
bey Madame <la Pres.> du Sombray
sonst hat des Dienstages<Montages>cc und Freytages bey der
Marechalle d'Estrende, des Dienstages bey der
Envoyée von Genua, des Sonnabends bey Mademois.
Berenlune. Die opera habe ich in schlechtem stande
gefunden, ich habe diese 3 spiele gesehen: Phaeton
Aeis und Galathée Medici. Die Comoedianten so
man zu Paris siehet, sind dagegen beßer.
Die Mahler so im portrait machen excellireten waren:
Rigaud, L'aregilliere, und des Foges ist absonderlich
vor die Frauens portraite. Monton war der beste
Lauteniste, Balon der beste Dänzer, Du mont
der beste Meister des Flûtes douces.
Die besten Comoedianten vor das Tragique sowohl als
Comique war Sale, vor das Comique absonderlich waren
Poisson und Torelierre. Von Frau Leuten war in Comique
die Dullos, von Comique und Tragique zugleich war
die Duval.
||160
Nachdem wir d. 25. August<July> unser Abschieds
Audientz von dem Konig und d. 26. von Madame
und der Duchesse De Bourgogne gehabt reiseten wir
d. 12. Septembris<Augusti><Augusti>cd von Paris wieder weg, in
compagnie des H. von Schleunitz Saxen Gothischen
Envoyé, mit seiner Liebsten und seiner Liebsten
nichte der Freul. von Arnheim, die beeden Barone
von Kniphausen, Mr. Bodenhausen, Häsler,
Thumshirn, in summa wir waren, bey 40
Persohnen, wie wir aus Paris reiseten,
durch das thor von St. Martin und der vorstadt
dieses nahmens und nachdem wir mittages zu
6. l.Louvre geblieben, gingen wir diesen tag
4. l.auch bis Senlis, welches ein bischoffthum
7. l.D. 13. Waren wir zu mittage zu Compiegne einem
PickardieOhrte, alwo der Hertzog von Burgundien, eine woll
monument gewiesen worden. Abens blieben wir
5. l.zu Noyon ein Bischoffthum.
5. l.D. 14. Mittages zu Han, welches ein espece einer
Festung und ein Schlos hat abends zu S. Quentin
5. l.welches eine zimliche Festung und vordem die
Frontiere von Franckreich gewesen. Es hat auch
ein festes Schlos.
4 l.
4 l. D. 15. zu Cattelet, und abends zu Cambrai im
Païs conquisceCambresis. Die Fortification oder wie man es heißet
die enceinte der Stadt ist nicht sonderlich die außen-
wercke sind zimlich. Es ist daselbst eine Citadelle von
4 bastions es sind daselbst auch noch 2 andre forts.
D. 18. speiseten wir mittages zu Hap und abends7. l.
arrivirten wir zu Valanciennes welches eine Haubt3 l.
Festung ist. Es ist daselbst ein Cronenwerck welches
sehr gut, und gros ist. Man kan gantz die eine seite unter
waßer setzen, und waßer im graben 12 fus hoch hinein bringen.
Es ist auch ein fort, welches zu einer Citadelle dienlich seyn kan.
D. 17. Quittireten wir ohngefehr von Valenciennes3 lieus
das Frantzösische und kamen in das Spanische Gebithe
welches durch einen Bach unterschieden wird. Der ort heißet
daselbst Quieuarin. Nachmittages passirten wir nahe
an der plaine vorbey woselbst vormahls die Schlacht bey Fleurie
geschehen. Wir kamen abends zu Mons an welches die Haubt4. l.
stadt im Hennegau ist. Es sind sehr viele außenwercke von Erde.
D. 18. Mittages zu Brente Comte. Nachmittages passirten4 l.
wir zu Halle daselbst in der Kirchen sahe ich en3 l.
passant das <be>gräbnis des Joachims Dauphin <gestorben 1460>, des
Koniges Ludwig XI Sohn. Abends arrivireten wir
nach Brussel logirten an der Kaiserin.3 l.
Daselbst haben wir gesehen die Haubt Kirche S.
So von Paris
bis Bruxelles
67 lieus
Gettula wie auch die Jesuiter und Augustiner Kirchen
fwelche alle drey hat auff eine art gebauet. Der große
Platz zu Brussel ist recht schön. Auff selbigem stehet
die Statue equestre des jetzigen Churfürsten von Bayern, deßen
Schlos ist ein altvatterisches gebaude. An selbigem ist der
Thiergarten und in diesem die Grotte in welcher unter-
schiedene artige Waßer sprünge sind. Der Curs ist hubsch
und lang. Mitten durch Brussel durch gehet ein Canal auff
welchem große barqueri gehen. Die Stadt ist schon auff Hollandisch
art gebauet, das pflaster ist sehr gut zu Brussell.
||162
Der in der stelle des Churfürsten von Bayern in Brabant
commandiret ist der Marquis de Bedmar, der Gouverneur
der Stadt ist der Prince de Bergues, der Comte de Berguestel
hat uber die zoll zu befehlen. Mr. d'Epagnol ist Frantzosischer
Jntendant.
NB. hier sind
die lieus
etwas weiter.D. 21. Augusti reiseten Wir wiederum von Brussel weg und
3. l.waren mittages zu Mecheln (Malines) welches ein Ertzbischoffs-
thum ist und da die Kirche auch zimlich hubsch und gros ist.
Die Stadt ist sonderlich beruhmt wegen der Spitzen so daselbst
4. l.gemachet werden. Des abends blieben wir zu Liar welches
ein kleines und ein wenig fortificirter Ohrt ist, woselbst viele
Französische Soldaten darinnen lagern. Daselbst resoluirten
wir die folgende tour zu thun um der beeden armeen, und
deren streiffen zu evitiren.
D. 22. passirten wir fortan die Spanische Linien vorbey
2. l.
4. l. <herrschaft Breda.>war mittages zu Santhofen, und abends zu Hochstraet
6. l.D. 23. Mittages zu Tilborgh und abends musten wir eine
halbe stunde ohngefehr von Hertzogenbusch liegen bleiben
4. l.weil die Brucke abgeworffen. Der ort heißt Vocht.
2 l.
1 D. 24. zu Middelroy mittages und abends kamen wir
5. l.
1 nach Grave einer holländischen Festung in der Graff
schafft Ravenstein an der Maas gelegen. Die Festung
besteht in drey gantz und zween halben Bollwercken
Auff der andern seite des Flußes ist ein gutes Kranen-
werck der Commendant war der Obrist Rheinharte.
D. 25. Passirten wir zu Grane über die Brücke die
4. l.Maas speiseten zu mittage zu Cranenbourg im Clevi-
schen gelegen; nachmittages passirten wir durch die
2. l.Stadt Cleve. Auff einem wege dieser Stadt siehet
man die schönste gegend so weit und breit zu finden,
man saget daß bey hellen wetter man über 100 spitzen
sehen kann, unter andern die Stadt Nimwegen,
Schenkenschantz, Arnheim den Rhein, die Wahl
etc. Wir passirten selbigen mitag in einer Fehr 2 mahl
2. l.den Rhein das Letzte mahl zu Emmerick
einer Clevischen Stadt.
D. 26. Mittages zu Rees und abends arrivirten wir endlich4<3>cf l.
nacher Wesel <im Clevischen>. Die Stadt ist zwar etwas fortificiret, aber
die Citadelle ist sauber und feste. Sie hat 5 bollwercke4. l.
Von Brussel
bis Wesel
sind 46 meil
a la Vaubane mit tenaillen, demi lunes, und eine gute
Contre escarpe, auch etliche außenwercken. Zu
Wesel conjungiret sich der Rhein und der Lippe.
D. 27. Separirten wir uns von der von Paris aus mit
gegangenen Reise Compagnie. Wir nahmen die fahrende
Post und nachdem wir zu Schermbeck (welches der
letzte Ort im Clevischen gelegen) passiret, kamen wir
nach Buerbam, welches munsterisch ist.erste Post
5 Stunden
D. 28. passirten wir zu Olffer in der graffschafft marck2. p. 7 stund
zu Lunen waren wir zu mittage, abends blieben wir3. p. 4 stund
zu Ham der Haubtstadt in der graffschafft marck4. p. 5 stund
D. 29. gingen wir von dem ordinairen postweg ab, welcher
sonst auff Lemgen gehet. Wir gingen aber mit mieht
pferden auff Beckman welches munsterisch. Abends nach4 st
Cloholt, dem Grafen von Mecklenburg gehörig. Daselbst4 st
rencontrireten wir des jetzigen Bischoffs in Munster
seines Bruder Frau genandt Lehnhausen von Plettenberg
D. 30. kamen wir mittages nacher Bilefeld, bey dieser6. st.
Marckischen<ravensburgischen> Stadt auff dem Berge lieget das Schlos und
Amt von Sparenberg. Diesen tag gingen wir nur bis nacher
Herford die Stadt gehoret noch in die Graffschafft Ravensberg2 st<m>cg
und dem Churfursten von Brandenburg gehorig. Es ist aber daselbst
auch eine Reichs Abtey. Die jetzige Äbtissin ist eine Princessin
von Curland.
D. 31. nach dem wir daselbst wiederum die post genommen passireten
wir zu Minden, welches die Haubtstadt des fürstenthumbs
dieses nahmens und festung dem Churf. von Brandenburg3 st<m>ch
gehörig, nachgehends kamen wir auf eine andere post nach Oldendorf3 st<m>ci
welches Casselisch ist. Abends blieben wir zu Koppenbruck der verwit-
werten furstein von Leuwarden gehorig.4<3>cj. m
D. 1. September kamen wir mittages nacher Hildesheim
3 m.
1alwo vor wenig tagen der Bischoff Jodocus Edmund von
Brabeck gestorben war und als eben der bischoffliche
Sitz vacant war. Nachmittages reiseten wir
wieder von dar aus und kamen in volliger gesund-
5. m.heit allzu mahl wiederum nacher Wolffenbüttel
an, wo fur ich nebst meinem reise Cameraden,
annoch dem allerhochck Gott nicht gnugsahmcl
dancken kan.
Soli Deo Sit
Gloria
Die Reise habe ich den 21. Martij
anno 1701 angefangen und
den 1 Septembris Anno 1702
geendiget
cm
Register derer Stadte und dorffer in dieser Reise-
beschreibung
Aixcn in Savoyen p. 39. Augebelle p. 40. Aapozze p. 53. Jnsul Andrea p. 68. Arona p. 91 Araschi
p. 101. Antibes p. 103 Aubagne p. 105<4>co. Aix in Provence p. 106 und p. 134. Arles p. 168 und 139.
Avignon p. 130. Amboise p. 149
Bensheim f<p>cp. Bensheim<Benfeldt>. p. 20. Breysach neu p. 20, Breysach alt p. 21. Basel. p. 24<2> Buren p. 25.
Brammand p. 40. Bossolet 41. Borgofranco p. 48 Bresselo. p. 51. Brondolo p. 53. Bozolo p. 83.
Borromæischen Jnsuln p. 90. Bois de l'Esterelle p. 104. Brignole id. Beziers p. 111. 122. 140.
Boulon p. 112. Bellegarde id. 120. Barcelona. p. 113. Bovjancier p. 136. Betille p. 141. Bourdeaux
p. 145. Bec d'ambes p. 146. Blage id. Blois 149. Beris p. 155. Bren le comte p. 161. Brussel. id.
Burbam p. 163 Beckman id. Bilefeld. id.
Carlsdorf p. 1. Cassel. id. Copet p. 28. Chambery p. 39. Chambre p. 40. Chivasca<o>cq p. 48. Caibano id
Casal. id Cremona p. 49 und p. 83. Casalmaggiore p. 50<1>cr Cauanella di Po p. 53. Chioza id
S. Christophoro p. 68. Carthaus von Pauie p 92. Campomarone p. 94. Cannes p. 103. Chateau
d'If p. 106. Caverac p. 111. Cavaillon p. 134 Capestan. p. 140. Castellnaudari p. 141. Chatebrant
p. 149. Cleris. p. 150. Châtres p. 151. Conflans. p. 155. Compiegne p. 160. Cattelet. id. Cambrai id.
Cranenburg p. 162 Cleve. id.
Drengelburg. p. 1. Darmstadt p. 5. Doglis. p. 71.
L[']Estampes. p. 151. Emmerick. p. 162.
Furstenberg p. 1. Friedrichsburg<dorf>cs Fritzlar. p. 3. Fridberg. p. 4. Francfort. id. Fegersheim p. 20.
Fesenheim p. 22 Ferrara p. 51. Francolino p. 53. Fusina p. 71. Favorita p. 81. Finale p. 101 Frejuls
p. 104. Figuiera p. 112. Faux p. 149.
Gilserberg. p 3. Giessen. p. 4 Gros Gems p. 22 Genff p. 28. Guastalla p. 51. Goito p. 82 Ghiera p. 83.
Gaui p. 94. Genua id. Girona p. 113. 120. Greue p. 148. Graue. p. 162.
Heppenheim p. 5. Heidelberg p. 6. Hunningen p. 22 Helstein p. 24 Jnsul Helma p. 68
Han p. 160. Hap. p. 161. Hal. id. Hochstraet p. 162. Ham. p. 163. Herford. id Hildesheim
p. 164.
Kehl. p. 13. Kertzbach p 25. Klaholt p. 163. Koppenbruck id.
Lichtenau p. 13 Lichtstal p. 24. Lausanne p. 26. L'amebourg p. 41. Lorea p. 53. Lido p. 60 Le Thé p. 81.
Lodi p. 84 Loano p. 101. Le Muy p. 104. Lupian p. 111. Lafouse p. 129 Lambese p. 134. Lousignan
p. 148. La Selle p. 149. Louvre p. 160 Liard. p. 162 Lunen p. 163.
Marburg. p. 3. Manheim. p. 11. Merckelsheim p. 20 Murten p. 25 Milde p. 26. Morges p. 27
Martieu p. 39. Montmelian id. Miolan fort. id. Moudane p. 40. Mont Senis p. 41. Murano p. 68
Mantua p. 80. Marmirole p. 81. Milan p 84. Monaco p. 101. Marseille p. 105. Montpellier
p. 111. 122. 129 Montigni p. 111. Majorchin p. 113. Mirambot p. 146. Meudon p. 156. Mons. p. 161.
Mecheln p. 162. Middelroy id. Minden. p. 163.
Nion p. 28 Novalese p. 41. Novi p. 94. Nice p. 102. Nimes. p. 109. und p. 129. Narbonne
p. 111. 122 Nans p 135. Nior p. 148. Noyon. p. 160.
Otmersheim p 22. Ostiglia p. 51. Orange. p. 133. Orleans. p. 150. Olffer. p. 163. Oldendorf id.
Philipsburg p. 12 Peterlingen p. 26. Pontes Stura p. 48. Piancenza id. Pontlaguscaro p. 51.
Palestrina p. 53. Port de Malomocco id. Padua p. 71. Piccighiton p. 83. Pauia p. 93. Pomege p.
106. Pezenas p. 111. Perpignan. 112. 120. Pasqueras. 113. 120. Pont de Lunel p. 129. Pont du gard id.
Poushio p. 134. Pont p. 146. Poitiers. P. 148. Paris. p. 151.
Rheinhausen p. 12. Rastadt p. 12 Rolles p. 27 Rumilly p. 39. Rivole p. 42 Reuere p. 51 Rateno p.
106. Rocca p. 113. Ridorte p. 140 Rochefort p. 147. Rochelle id. Rhé Jnsul id. Rées. p. 163.
Starckeburg p. 5. Schreck. p. 12. Strasburg p. 14 Sundhausen p. 20. Solothurn p. 24.
S. Jean de mMaurienne p. 40. S. Juillet id. S. Michel id. S. Andre. id. Suse p. 42. S. Ambroise id.
S. Benedetto. p. 51. Sachette id. Sermide id. Stellata id. S. Michaeli p. 68 S. Gioannon p. 80. Sesti
p. 90. Savone p. 101. S. Remo id. S. Auspice id. S Laurent p. 103. S. Luc p 104. S. Zachariæ id. S. Mariel
p. 105. Salon p. 108 und p 139. S. Martin de Cros p. 108 und 139. Salcesfort p. 112. 120. S. Sallone
p. 113. S. Maximin p. 134. S. Baume p. 135. Samal. p. 140. S. Feriol p. 141 Saintes p. 146. Saint
Messan p. 148. S. Laurent des camps. p. 150. S. Denis. p. 154. S. Oint. p. 155. Seaux. id. S. Clou
p. 157. Senlis. p. 160. S. Quentin id. Santhofen p. 162. Schermbeck p. 163 Sparenberg
id.
Termignole p. 41. Turin p. 42 Tornova p. 53. Tortona p. 94. Teschiobaratin id.
Tourbes p. 136. Toulon p. 136. Trebes p. 140. Toulouse p. 142. Touri p. 151. Tilborgh. p. 162.
U
Veillane p. 42 Verrne p. 48. Valame id. Venedig p. 53. Vicenza p. 77. Verona p. 78.
Villafranca in Lombardei p. 80. Voghera p. 94. Voltaggio id. Villefranche p im Savoischen
p. 101. Vidauban p. 104. Villefalse. p. 112. Vielleneuve p. 130. 132. Valanciennes p. 161. Vocht.
p. 162
Wercklen p. 3. Welschedorff p. 5. Wallenburg p 24. Wittelsbach p. 24. Wiflisburg p. 26.
Wesel p. 163.
X
Y
||HS[leere Seite]
||HD
Anmerkungen
Herrn Heinrich Ferdinand, und
Herrn Ernst gebruder
Hertzoge zu BraunsuLunebe. Bevern
Reiße beschreibung | h2, fol. 1r:
Herrn Heinrich Ferdinand
und Herrn Ernst Gebrüdere
Hertzoge zu Braunschweig-Lüne-
burg-Bevern, Reise=
Beschreibung | h3, fol. 24r:
Jtineraire
De Leurs Altesses Serenissimes
Ces Ducs F. A. <muß wohl heißen Heinrich Ferdinand> et E. F. Ducs p.
commence le 21 Mars 1701
et fini le 1 7br 1702.
Les voyages sont beaux, mais bon coeur, bon argent.
Il faut, quand on en eut revenir tout content.
Anno 1701 d. | h2, fol. 1r: Heinrich Ferdinand
HzBuL
Anno 1701. den | h3: fehlt.
die Reise habe ich den 21 Martij An-
no 1701 angefangen und den
1. Septembris anno 1702 geendi-
get. | h2, fol. 121r/v: SOLI DEO SIT GLORIA. ||
die Reise habe ich den 21sten Martij Anno
1701 angefangen und den 1ten Septembr:
anno 1702. geendiget. | 3, fol. 106v: hierauff kamen wir wieder nach unserm vorigen
sitze[.] W...gt.
p.